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Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Titel: Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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funkelten.
    »Ich habe eine Mitteilung von Mossolow bekommen. Bitte sehr.«
    Fandorin nahm das zerknitterte Blatt (offenbar aus Zorn zusammengeknüllt und dann wieder geglättet).
    In einigen nachlässig hingeworfenen Zeilen schlug das Oberhaupt der »Dampfergesellschaft« dem »liebwerten Herrn Sergej Leonardowitsch« vor, von dem »bekannten Vorhaben« zurückzutreten, mit dem er sich nur blamieren könne.
    Der Baron verlor die übliche Zurückhaltung.
    »Er ist von seinem Sieg überzeugt, der Lump! Wie viel Zeit brauchen Sie noch, Fandorin?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete der Beamte kühl und gab das Blatt zurück.
    »Was gibt’s im Büro? Tratschen die Leute? Tut es ihnen um Vater leid oder nicht?«
    Ich bin nicht Ihr Zuträger!, wollte Fandorin den Großindustriellen zurechtweisen, doch als sein Blick auf den Trauerflor am Ärmel des Barons fiel, antwortete er nicht ganz so scharf: »In Ihrem Büro sind keine Privatgespräche üblich. Alle Angestellten arbeiten, ohne aufzusehen, wie Sklaven auf einer Plantage.«
    »Höre ich in Ihrem Ton einen Vorwurf?« Der Baron verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja, in unserer Firma wird Faulenzerei nicht geschätzt. Dafür ist das Gehalt unserer Angestellten anderthalbmal so hoch wie bei Mossolow. Bei Krankheit bezahlen wir die Behandlung. Wer zehn Jahre ohne Beanstandungen und Strafen bei uns gearbeitet hat, erhält eine kostenlose Wohnung. Nach zwanzig Dienstjahren steht ihm eine Pension zu. Wo sonst in Russland finden Sie solche Bedingungen?«
    Die waren tatsächlich außergewöhnlich gut. Etwas milder sagte Fandorin: »Das alles gilt für die Lebenden, die Ihnen noch nützlich sein können. Aber wenn einer das Zeitliche segnet? Krupennikow hinterlässt, wie man mir sagte, eine Familie. Stern hatte, soviel ich weiß, keine Angehörigen, aber eine Verlobte. Sie wollte nach Paris, Malerei studieren. Jetzt sind die Träume ausgeträumt.«
    »Hören Sie, Herr Kollegienassessor«, erwiderte von Mack mit eisiger Stimme. »Sind Sie vielleicht von der Philanthropischen Gesellschaft? Sie haben sich verpflichtet, den Giftmörder zu finden – also halten Sie Ihr Wort, und mischen Sie sich nicht in meine Angelegenheiten.«
    Damit trennten sie sich.
    Um in das Leben eines gewöhnlichen Büroangestellten einzutauchen, hatte Fandorin ein schäbiges Zimmerchen in der Nähe des Roten Tors gemietet und beschlossen, mit einem halben Rubel pro Tag auszukommen (normalerweise zahlte er das für die dünnste der Zigarren, die er zu rauchen pflegte.).
    Früher einmal, in seiner armseligen Jugend, hätte er von dieser Summe noch etwas übrigbehalten, aber bekanntlich gewöhnt man sich sehr schnell an bessere Verhältnisse. Mit wenig auszukommen, ist auch eine Kunst, die man ohne tägliche Übung verlernt.
    Im Laden konnte er sich ewig nicht entscheiden, was er nehmen sollte. Schließlich kaufte er für dreißig Kopeken Papirossy, den Rest gab er für ein Rosinenbrötchen und Tee aus. Für Zucker reichte es nicht mehr.
    In seinem Zimmer war es ungemütlich und schmutzig. Er lieh sich bei der Wirtin einen Reiserbesen und wirbelte eine Staubsäule bis zur Decke auf, was aber keine sichtbare Besserung brachte, nur ihn selbst einstaubte.
    Was soll’s, ein armer Studiosus kann sich keine Dienerschaft leisten.
    Und der Kammerdiener Masa hatte zu tun, er erfüllte eine wichtige und sehr komplizierte Aufgabe.
    Als Fandorin Erkundigungen über den mutmaßlichen Initiator des Mordes, Kommerzienrat Mossolow, einholte, hatte er herausgefunden, dass die Dampfergesellschaft für »diverse Arbeiten Taubstumme, außerdem des Lesens und Schreibens Unkundige« benötigte. So stand es in einem Inserat, das in allen Moskauer Zeitungen abgedruckt wurde. Wie die von Mossolow gesuchten Analphabeten von dem Angebot erfahren konnten, war zwar rätselhaft, aber das Inserat selbst interessierte den Kollegienassessor. Er stellte Nachforschungen an und fand heraus, dass Mossolow als argwöhnischer Mensch große Angst vor Spionen hatte, weshalb er nur Laufburschen, Kuriere und Eilboten anstellte,die nichts ausplaudern konnten, weil sie dazu nicht in der Lage waren.
    Da lag die Idee nahe: Ist ein Ausländer, der aus einem fernen, wilden Land kommt und kein Wort Russisch spricht, nicht genauso gut wie ein Taubstummer?
    Masa bewarb sich bei der Gesellschaft, sprach dort nur Japanisch und tat so, als verstünde er kein Wort Russisch und könnte sich nur durch Gesten verständigen. Er wurde sofort eingestellt für ein

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