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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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zu überlegen. Wieder spürte sie Lanhuas
tröstendes Streicheln auf ihrer Wange und wünschte sich,
genug Einfluss zu besitzen, um wenigstens dieser vornehmen Mandschu
helfen zu können.
         Es
ging bis zur Stadtmauer, dann wurden die gefangenen Frauen durch das
Chaoyang-Tor hinausgejagt und Taiping-Krieger versperrten Zuschauern
den Weg. Yazi blieb stehen.
         »Was
wird mit ihnen geschehen?«, fragte sie laut an niemand
bestimmten gewandt.
         »Sie
werden sterben«, erwiderte eine weibliche Stimme an ihrer
Seite. Yazi wandte sich staunend um. Neben ihr stand ein bewaffneter
Taiping-Krieger in Hosen und mit gelbem Tuch auf dem Kopf. Er war
kleiner als die meisten Männer und hatte ein jungenhaft glattes
Gesicht ohne jede Bartstoppel, aber sein stämmiger, muskulöser
Körperbau machte ihn zu einer eindrucksvollen Erscheinung. Wo
war die Frau, die eben gesprochen hatte?
         »Es
sind schöne Mädchen darunter«, meinte Yazi
verzweifelt zu dem Krieger. »Sie gefallen euch sicher, warum
wollt ihr sie töten?«
         Ein
sehr helles Lachen drang aus der Kehle des Kriegers.
         »Mir
gefallen keine Frauen, nur Männer. Zudem hat unser Gottessohn
das Schänden von Frauen verboten. Sie werden einfach sterben,
das ist alles.«
         Yazi
senkte den Blick.
         »Sie
haben euch doch nichts getan«, protestierte sie leise aber
beharrlich.
         »Alle
Mandschus sind Dämonen. Sie haben zu Unrecht die Herrschaft über
China an sich gerissen. Ihr Kaiser versündigt sich gegen Gott,
indem er auf Erden seinen Platz einnehmen will«, erwiderte
nochmals die Frauenstimme. Nun wurde Yazi klar, dass sie direkt aus
der Kehle des Kriegers kam. Sie hatte kaum Zeit, sich darüber zu
wundern, denn bald schon drang lautes Schreien durch die Mauer. Yazi
ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie wollte losrennen und um
sich schlagen, doch was hätte dies genützt? Die
Schmerzensschreie wurden zu einem fast tierischen Jaulen und bald
stank die Luft nach verbranntem Fleisch. Yazi stützte sich an
der Mauer ab, als ihr übel wurde.
         »Der
Weg zum himmlischen Königreich ist hart und erlaubt uns kein
Erbarmen. Aber dort erwartet uns ewiger Frieden«, sagte die
Frau in der Kleidung eines Kriegers und berührte sanft Yazis
Schulter. Yazi schüttelte sie ab.
         »Du
solltest nach Hause gehen, wenn dir das alles hier missfällt.
Ich werde dich begleiten«, meinte die Fremde unbeirrt. Yazi
fühlte sich zu ausgelaugt, um Widerstand zu leisten, als sie
wieder in das Innere der Stadt geführt wurde.
         Der
weibliche Taiping-Krieger lotste sie völlig gelassen an
Leichnamen vorbei und gab ihr inmitten all des Gemetzels tatsächlich
ein Gefühl von Sicherheit. Allerdings musste Yazi bald schon
feststellen, dass sie den Weg zurück nicht genau wusste.
         »Das
Haus des Schneiders Quan Li Shao«, meinte sie zu ihrer
bewaffneten Begleiterin. »Dort ist meine Tochter.«
         Die
Kriegerin wandte sich an einen der Dienstboten, die für das
Fortschaffen der Leichname zuständig waren. Er verbeugte sich
mehrfach vor der bewaffneten Frau und bot sogleich an, sie
hinzuführen.
         Es
ging in eine Seitenstraße und dann weiter in immer engere,
verwinkelte Gassen. Yazi kam der Weg ungewöhnlich lang vor, doch
war sie von den Ereignissen zu benommen, um einen klaren Gedanken
fassen zu können. Als drei Gestalten ihnen plötzlich den
schmalen Eingang zu einer Gasse versperrten, wunderte sie sich
zunächst nur, dass tatsächlich noch Männer in der
Kleidung der kaiserlichen Soldaten unterwegs waren.
         Das
plötzliche Klirren von Schwertern tat in ihren Ohren weh. Sie
sah den Bediensteten davonhuschen und begann zu begreifen, dass er
sie bewusst in eine Falle geführt hatte. Die Kaiserlichen warfen
der Taiping-Kriegerin Beschimpfungen und spöttische Drohungen an
den Kopf, doch die Hiebe ihrer Schwerter wurden von ihr erfolgreich
abgewehrt.
         Yazi
lehnte sich heftig atmend an eine Hauswand. Trotz des heftigen
Widerstandes der Kriegerin war es nur eine Frage der Zeit, bis sie
von den drei Männern überwältigt werden würde.
Dann wäre Yazi selbst wohl das nächste Opfer ihrer
Schwerter, da sie als Begleiterin einer Taiping-Soldatin erschienen
war. Wer würde ihr schon glauben die zweite Gemahlin von Rong
Yingxiong zu sein?
         Weglaufen,
schrie eine Stimme in ihrem Kopf, aber es war Yazi nicht möglich,
die entschlossen um sich schlagende Frau allein zu

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