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Das Geheimnis der Lady Audley - ein viktorianischer Krimi

Das Geheimnis der Lady Audley - ein viktorianischer Krimi

Titel: Das Geheimnis der Lady Audley - ein viktorianischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dryas Verlag
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Phoebe mit wütendem Blick.
    „Sie sagt gar nichts, Liebchen“, antwortete die alte Frau und ging zum Bett ihres Sohnes. „Sie erzählt dem ­Gentleman nur, wie schlecht du dran warst, mein ­Hübscher.“
    „Was ich zu sagen hab’, sag’ ich nur ihm, denk’ dran“, grölte Mr Marks seiner Frau nach, als sie mit Robert vor die Tür trat.
    „Oh, Sir, ich wollte so dringend mit Ihnen sprechen“, flüsterte Phoebe erregt. „Sie erinnern sich, was ich Ihnen erzählte, als ich Sie in der Nacht des Feuers sicher und wohlauf antraf?“
    „Ja.“
    „Ich sagte Ihnen, welchen Verdacht ich hatte. Ich habe ihn immer noch! Sie war es! Sie!“
    „Ja, ich entsinne mich.“
    „Aber ich habe darüber niemals ein Sterbenswort gegenüber irgendeiner anderen Person außer Ihnen verlauten lassen, Sir. Er, also mein Mann, vermutet nichts davon, denn sonst hätte er allen und jedem davon erzählt. Er war Mylady gegenüber fürchterlich gehässig gesinnt. Worum ich Sie also bitten wollte, Sir, ist Folgendes: Lassen Sie vor Luke kein Wort über meinen Verdacht fallen. Er würde Mylady selbst nach seinem Tod noch schaden!“
    „Nein, ich werde nichts sagen.“
    „Danke, Sir! Ich habe gehört, Mylady hat den Court ­verlassen, Sir?“
    „Um niemals zurückzukehren.“
    „Aber sie ist nirgendwo hingegangen, wo man sie ­grausam behandeln wird, wo man sie verletzen wird?“, fragte Phoebe besorgt.
    „Nein, sie wird so freundlich behandelt, wie es geht.“
    „Darüber bin ich froh, Sir. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich Sie mit dieser Frage belästige, Sir, aber Mylady war mir eine gute Herrin.“ Sie legte ihre Hände auf das Gesicht. „Und ich habe es ihr so wenig gedankt!“
    An diesem Punkt der Unterredung war Lukes ­heisere Stimme aus dem kleinen Zimmer zu vernehmen, die wütend fragte, wann das Mädchen „endlich mit dem Quatschen aufhör’n würd’“. Phoebe legte den Finger auf die Lippen und führte Mr Audley in das Krankenzimmer zurück.
    „Dich will ich nich’“, rief Luke entschieden, als seine Frau den Raum wieder betrat. „Es geht dich nichts an, was ich zu sagen hab’. Ich will nur Mr Audley hier hab’n. Will mit ihm ganz allein sprech’n. Und kein Lauschen an der Tür, hörst du! Du kannst runtergehen ... Mutter kann ­bleiben! Ich brauch’ sie noch.“
    Die kraftlose Hand des Kranken wies zur Tür, durch die seine Frau unterwürfig verschwand. Er wandte sich Mr Audley zu. „Wenn ein Gentleman hingeht und sein ­eigenes Leben riskiert, um ’nen betrunkenen Kerl wie mich zu ­retten, dann is’ selbst der betrunkenste Kerl, den es je gab, diesem Gentleman dankbar und möcht’ vor ­seinem Tod ... doch noch sagen: Danke, Sir, ich dank’ Ihnen.“
    Luke Marks streckte seine linke Hand aus. Die Rechte war im Feuer verletzt worden und nun mit Leinentüchern verbunden.
    Robert nahm die grobe Hand in seine und drückte sie herzlich. „Ich brauche keinen Dank, Luke Marks“, ­erwiderte er.
    Mr Marks antwortete nicht. Ruhig lag er da und sah Robert Audley nachdenklich an. „Sie hatten ­diesen ­Gentleman, der im Court verschwunden is’, ganz besonders gern, stimmt’s, Sir?“, fragte er plötzlich.
    „Ja“, flüsterte Robert überrascht.
    „Ich hab’ die Dienstboten im Court sagen hör’n, dass Sie sich sehr angestellt hätten, als Sie ihn nich’ finden konnten. Und ich hab’ den Wirt vom Sun Inn sagen gehört, dass Sie ganz kaputt gewesen wär’n.“
    „Ja, ich weiß“, erwiderte er. „Bitte reden Sie nicht weiter über dieses Thema.“ Sollte Robert ewig vom Geist seines nicht beerdigten Freundes verfolgt werden? Er war doch nur hierher gekommen, um diesem kranken Mann Mut zuzusprechen, doch selbst hier wurde er von dem hart­näckigen Schatten eines Toten verfolgt. „Ich muss Sie bitten, Marks, dieses Thema fallen zu lassen. Ich möchte nicht, dass darüber gesprochen wird.“
    „Aber da könnte etwas sein ...“
    „Mr Marks, auf welche Entdeckungen Sie auch immer gestoßen sein mögen, Sie haben ein gutes Geschäft damit gemacht. Von welchen verbrecherischen Geheimnissen Sie Kenntnis erhalten haben mögen, Sie wurden dafür bezahlt, Stillschweigen darüber zu bewahren. Es wäre besser, wenn Sie bis zum Ende schwiegen.“
    „Wär’s besser?“, fragte Marks leise. „Wär’s wirklich ­besser, ich hielt’ bis zum Schluss den Mund?“
    „Es wäre ehrenhafter, Sie hielten sich an diese ­Abmachung und bewahrten Schweigen.“
    „Wär’s das?“, antwortete Mr Marks mit

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