Das Geheimnis der MacKenzies
Unmenge von Fragen und einen offiziellen Bericht nach sich ziehen. Was sie gern vermieden hätte. Also rief Caroline Cal an. Er konnte für sie im Container nachsehen. Wenn er die Karte nicht fand, würde Caroline wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Ausweis offiziell als verloren zu melden und die ganze unangenehme Prozedur über sich ergehen zu lassen.
Es klingelte ewig, bevor Cal sich endlich verschlafen am Telefon meldete. „Hallo?“
„Cal, Caroline hier. Tut mir leid, dass ich dich wecke, aber ich glaube, ich habe gestern meinen Ausweis im Büro verloren. Bitte tu mir den Gefallen und sieh für mich nach.“
Cal grunzte nur. „Caroline?“ Er schien immer noch halb zu schlafen.
„Ja, ich bin’s, Caroline. Bist du wach? Hast du überhaupt verstanden, was ich gesagt habe?“
„Ja ... ja, ich bin wach. Hab’s verstanden.“ Er gähnte ausgiebig in den Hörer. „Ich soll nach deinem Ausweis suchen. Herrgott, Caroline, wie kannst du so was nur verlieren?“
„Ich glaube, ich habe ihn auf einen Ordner geklemmt.“
„Trag das Ding an einer Kette um den Hals, anstatt es überallhin zu stecken.“
Da sie ihn aus tiefem Schlaf geholt hatte, erwiderte sie darauf nichts. Vielleicht war es psychologisch bedingt, aber sie hasste die Vorstellung einer Kette um den Hals, sogar wenn es sich dabei um Schmuckstücke handelte. Stattdessen nahm sie sich fest vor, den Ausweis mit auf die Liste der Dinge zu setzen, die sie immer zweimal überprüfte.
„Wie lange brauchst du zum Anziehen?“
„Gib mir fünf Minuten.“ Cal gähnte noch einmal. „Wie spät ist es eigentlich?“
Caroline sah auf die Uhr. „Viertel vor sechs.“
Cal stöhnte gequält auf. „Mitten in der Nacht! Okay, ich bin schon unterwegs. Eines sage ich dir: Dafür schuldest du mir was. So was würde ich nicht für jeden tun.“ „Danke“, stieß sie inbrünstig aus.
Fünf Minuten später traf sie Cal vor dem Container. Er war unrasiert, ungekämmt, die Augen immer noch verschlafen, aber er war angezogen, und sein eigener Ausweis baumelte an einer Kette um seinen Hals. Caroline wartete vor der Tür auf ihn, während er in das Gebäude schlurfte. Keine drei Minuten später kam er wieder heraus, in einer Hand schwenkte er ihre Karte, und Caroline bedankte sich überschwänglich bei ihm.
„Lag unter deinem Schreibtisch“, sagte er und blinzelte. „Was suchst du eigentlich so früh bei der Arbeit?“ „Ich bin doch immer so früh dran.“ Sie war überrascht. Sie hatte immer geglaubt, jeder wisse, dass sie früh anfing und spät ging.
Cal zeigte jetzt sein übliches gut gelauntes Lächeln. „Ich muss wohl meine hohe Meinung über Colonel Mackenzie etwas herunterschrauben. Scheinbar gelingt es ihm also nicht, dich bis spät in die Nacht wach zu halten. Ich bin ehrlich enttäuscht.“
Caroline hob spöttisch eine Augenbraue. „Glaubst du wirklich, der Mann würde irgendetwas tun, das sich negativ auf die Arbeit auswirkt?“
„Nein, scheinbar nicht. Na, dann viel Spaß mit den Daten. Ich gehe mich jetzt erst mal duschen und rasieren. Und ich muss mein System dringend mit Kaffee auftanken. Heute finden die Tests mit beweglichen Zielen statt, da müssen wir hellwach sein. Im Moment schlafe ich eigentlich noch.“
Sie drückte ihm einen schnellen Kuss auf die stoppelige Wange. „Nochmals danke, Cal. Es hätte Ewigkeiten gedauert, einen neuen Ausweis zu bekommen.“
„Kein Problem, gern geschehen.“ Er gluckste. „Du hättest ja auch Adrian bitten können.“
„Da hätte ich doch lieber offiziell Meldung gemacht.“
„Das dachte ich mir fast.“ Cal winkte ihr zu, dann schlurfte er zurück zu seiner Unterkunft. Caroline sah ihm mit einem erleichterten Seufzer nach und steckte die Clipkarte an ihren Platz.
Um sechs Uhr dreißig, Caroline war in das Testprogramm vertieft, drang ein leises, melodisches Pfeifen an ihr Ohr. Sie sah auf und brach in helles Lachen aus, als keine zwei Sekunden später Joe in der Tür erschien.
„Noch eine Premiere“, bemerkte er. „Weder fliegende Teetassen noch Unterlagen oder Fäuste.“
Er trug bereits seinen Flugoverall, auch wenn er noch nicht die volle Montur angelegt hatte. Caroline hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Bei keinem der anderen Testflüge war sie nervös gewesen, doch jetzt meinte sie, kaum atmen zu können. Ihre wissenschaftliche Objektivität war völlig ruiniert.
Auch wenn es bereits einige weibliche Piloten gab, so lag diese Domäne noch immer vorwiegend in
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