Das Geheimnis der MacKenzies
dachte daran, die Stützpunktpolizei zu informieren, entschied sich jedoch dafür, Caroline selbst im Auge zu behalten. Sollte sie irgendwelche Dummheiten planen, vielleicht Feuer im Container legen, dann würde er sie überwältigen und festhalten, bis die Sicherheitsleute ankamen. Es würde ihm sogar ein Vergnügen sein, sie aufzuhalten. Bestimmt bliebe ihm dann nämlich genügend Zeit, um ihr gehörig die Meinung zu sagen.
Er sah, wie Caroline stehen blieb, etwas aus ihrer Hosentasche holte und an ihrem T-Shirt befestigte. Ihr Ausweis. Warum hatte Hodge ihr den nicht abgenommen? Weil er keine Notwendigkeit dafür gesehen hatte. Caroline wurde bewacht, und der Code würde direkt am Morgen aus dem System gelöscht werden. Die Wut flammte wieder in Joe auf, Wut auf sich selbst und auf Hodge. Sie waren unentschuldbar nachlässig gewesen, und das bei einem Projekt mit höchster Geheimhaltungsstufe! Caroline konnte zwar den Stützpunkt nicht verlassen, aber auf dem Stützpunkt konnte sie noch eine Menge Chaos anrichten. Sie alle hatten sich zu sehr auf die Technik verlassen, die die Überwachung besorgen sollte. Das war etwas, das Joe sofort ändern würde.
Im Gebäude war bereits jemand, hinter einem der Fenster schimmerte schwaches Licht. Caroline erkannte es jetzt auch. Joe sah, wie sie den Kopf in die Richtung drehte und reglos dastand, dann setzte sie sich lautlos in Bewegung und schlüpfte zur Tür hinein.
Zwanzig Sekunden später folgte ihr Joe. Er hatte seinen Ausweis nicht dabei, also wusste er, dass in der Sicherheitszentrale jetzt der Alarm losschlug.
Vor sich auf dem Gang sah er Caroline im Türrahmen zu ihrem Arbeitsbereich stehen und den Arm ausstrecken. Das Deckenlicht flammte auf, als sie den Schalter betätigte, und tauchte alles in blendende Helligkeit.
„Aha, hast du also wieder Caroline Evans‘ Barcode benutzt, um hier hereinzukommen, ja?“, warf sie wütend jemandem in dem Raum vor. „Die Computer müssen ja durchdrehen, wenn sie mich zweimal kurz hintereinander das Gebäude betreten sehen. Du hast mein Projekt sabotiert, du Schuft!“
Die Erkenntnis explodierte in Joes Kopf mit der Wucht einer Bombendetonation. Und dann folgte unsäglicher Schrecken, als er Caroline in den Büroraum verschwinden sah. Närrin! Sie kannte überhaupt keine Vorsicht. Sie konfrontierte einen Verräter, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie gefährlich so etwas war. Er rannte los, darum betend, nicht jeden Moment einen Schuss zu hören, der dieser unüberlegten Beherztheit ein jähes Ende setzen würde.
Jemand im Raum schnappte nach Luft, dann hörte Joe einen dumpfen Schlag. Er schlitterte in den Raum, als Caroline leblos zu Boden sank. Cal Gilchrist stand vor einem flimmernden Computerbildschirm, das Gesicht weiß wie ein Laken. Zu spät erkannte Joe, wie Cals Blick an Joe vorbei zur Seite ruckte und etwas hinter ihm erfasste. Er versuchte noch auszuweichen, doch die Angst um Caroline hatte ihn zu sehr abgelenkt. Bevor er reagieren konnte, spürte er etwas Hartes gegen seine Schläfe prallen. Alles um ihn herum wurde nachtschwarz.
12. KAPITEL
C aroline tauchte langsam aus der Bewusstlosigkeit auf. Als Erstes registrierte sie, dass sie unsanft gerüttelt wurde. In ihrem Kopf dröhnte es unerträglich, dann wurde ihr bewusst, dass auch ihre Schultern und ihre Arme schmerzten. Sie nahm Stimmen wahr, und als Nächstes bemerkte sie, dass jemand neben ihr lag, doch einen schrecklichen Moment lang wusste sie weder, wer sie war, noch wo sie war.
Dann allerdings erkannte sie eine der Stimmen, und alles kam zurück. Sie erinnerte sich. Cal. Es war seine Stimme. Und während ihr das klar wurde, wusste sie auch, dass sie in einem Wagen lag, wahrscheinlich in einem Transporter, gefesselt und geknebelt.
Sie versuchte, die Augen zu öffnen, kniff die Lider aber sofort wieder zusammen, als helles Licht durch die Wagenfenster in ihre Augen fiel. Sie hörte ein Rauschen und erkannte es als das Vorbeifahren eines anderen Autos. Jemand hatte sie überholt, mehr nicht. Sie versuchte es noch einmal, diesmal sehr viel vorsichtiger, und öffnete die Augen nur zu Schlitzen. So musste man sich wohl bei einem Kater fühlen. Dabei hatte sie nicht einmal über die Stränge geschlagen. Nur das Elend, ohne den Spaß.
Dieser Jemand neben ihr ... Das war ein Mann. Und sie war gefesselt und völlig hilflos. Panik ergriff sie. Oh, Gott, würden sie sie vergewaltigen?
Aber der Mann bewegte sich nicht. Ganz langsam hob
Weitere Kostenlose Bücher