Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
ja nicht mehr auszuhalten!«, stöhne Megan theatralisch. »Wie lange willst du denn noch hier herumsitzen und deinen Lenny aus der Ferne anstarren? Jetzt geh endlich rüber und mach ihn klar – sonst muss ich es tun, klar?«
Seufzend fuhr Kim sich durchs Haar. Wenn das doch bloß so einfach wäre …
Zuerst hatte sie ja noch versucht, sich davor zu drücken, Emily zum Pfarrfest in der Stadt zu begleiten. Inzwischen war sie aber ganz froh darüber, doch mitgegangen zu sein. Zu ihrer Überraschung war Megan nämlich ebenfalls hier, und vor etwas mehr als einer Stunde war dann auch noch Lenny McMahon mit ein paar Freunden eingetroffen.
Die Feier fand in dem kleinen Park am Sutton Square gegenüber der Kirche statt. In den Bäumen hingen Papierlampions und Laternen in allen Farben, Formen und Größen, und über den gewundenen Spazierwegen spannten sich Girlanden. Im Zentrum des Parks war eine kleine Bühne aufgebaut worden, auf der eine Band eine bunte Mischung aus Country und aktuellem Pop spielte. Es wurde viel gelacht, getanzt, gegessen und getrunken, denn auch für das leibliche Wohl hatte man gesorgt. Es gab einen Grillstand und ein großes Buffet, das sich unter der Last von frischen Salaten, Aufläufen und anderer Köstlichkeiten bog. Alles war kostenlos von den Gemeindemitgliedern gestiftet worden, und für eine Spende beliebiger Höhe durfte sich jeder den Teller sovollschlagen, wie er wollte. Die Einnahmen kamen dann einem Hilfsfond zugute, der Opfer von Naturkatastrophen in der ganzen Welt unterstützte.
Kim und Megan saßen an einem Tisch in der Nähe der Tanzfläche – doch Kims Aufmerksamkeit war allein auf Lenny gerichtet. Natürlich hatte sie nicht vergessen, dass er sie bei ihrem letzten Zusammensein über ihre Mutter ausgefragt hatte – doch das änderte nichts daran, dass sie in seiner Gegenwart immer Schmetterlinge im Bauch bekam.
Wie gut er aussah, wenn er lachte! Ihr Herz klopfte wie verrückt. Aber einfach zu ihm hingehen? Nein, das traute sie sich nicht. Seit sie bei ihrem Spaziergang hier im Park einfach davongelaufen war, hatten Lenny und sie kein Wort mehr miteinander gesprochen. Kim fürchtete, dass er deswegen sauer auf sie sein könnte. Sie hatte sich ziemlich dumm angestellt, das sah sie inzwischen selbst ein. Bloß weil Lenny sich für ihre Mutter interessiert hatte, bedeutete das schließlich noch lange nicht, dass er auch etwas von ihr wollte. Shelly war immerhin beinahe doppelt so alt wie er, während Kim und ihn nur knapp drei Jahre trennten. Wie hatte sie nur auf so eine absurde Idee kommen können?
»Wowowow«, rief Megan in dem Augenblick aus. »Jetzt ganz cool bleiben, Kim, er kommt rüber!«
Kim, die ganz in Gedanken gewesen war, blinzelte irritiert. »Was?«, fragte sie heiser – und als sie dann Lenny erblickte, der geradewegs auf sie zukam, verschlug es ihr glatt die Sprache. Sein Lächeln ließ einen ganzen Schwarm von Schmetterlingen in ihrem Bauch aufflattern, und ihre Kehle war vor Aufregung wie zugeschnürt.
»Hey, Kim«, begrüßte er sie und streckte die Hand nach ihr aus. »Möchtest du vielleicht tanzen?«
Kim schluckte mühsam. Was sollte sie jetzt sagen? Siewar sich ja nicht einmal sicher, ob sie überhaupt einen Ton hervorbringen konnte. Ungläubig blickte sie zu Lenny auf, und wäre Megan nicht gewesen, die ihr einen kräftigen Schubs versetzte, hätte sie ihre große Chance womöglich versäumt.
So aber stand sie hastig auf. »Ich … Ja, klar, warum nicht?«
Sie vergaß die Welt um sich herum, als sie in Lennys Armen lag und sich gemeinsam mit ihm im Rhythmus der Musik wiegte. Sie schaute zu ihm auf und versank förmlich in dem tiefen Blau seiner Augen. Ihr war, als würde sie auf Wolken schweben. Und als die Musik ausklang und Lenny sie bei der Hand nahm und von der Tanzfläche führte, fühlte sie sich fast willenlos.
Ein schmaler Weg führte seitlich um die Kirche herum. Die Geräusche der Feier blieben hinter ihnen zurück, als sie tiefer in den nächtlichen Kirchgarten eindrangen. Der Wind fuhr raschelnd durch die Wipfel der Bäume, hin und wieder erklang der krächzende Ruf eines Keas – die grüngrau gefiederten Papageien waren bis ins Hochgebirge verbreitet.
»Wo gehen wir hin?«, fragte Kim schüchtern.
Lächelnd blickte er sich zu ihr um. »Wart’s ab. Es wird dir gefallen – garantiert!«
Sie folgte ihm bis zu einer kleinen Lichtung, die von schlanken Buchen umstanden war. Dort ließ sich Lenny einfach ins Gras fallen und
Weitere Kostenlose Bücher