Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
streckte die Hände nach Kim aus. »Na komm«, sagte er und klopfte mit der flachen Hand lächelnd neben sich. »Der Boden ist noch ganz warm von der Sonne.«
Kims Mund war mit einem Mal staubtrocken. Lenny sah so gut aus, wie er da im Mondschein vor ihr lag. Noch nie hatte sie sich zu einem Jungen so stark hingezogen gefühlt. Dabei war er eigentlich gar nicht ihr Typ. In seinen Jeans unddem weißen Rippenshirt und mit dem langen dunkelblonden Haar, das sich in seinem Nacken kräuselte, hätte der Kontrast zu Zack und ihren früheren Freunden in L. A. kaum größer sein können. Und doch … Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Ach, es war alles so schrecklich verwirrend!
Seufzend ließ sie sich neben Lenny auf die Wiese sinken. Er zog sie zu sich heran und bettete ihren Kopf auf seiner Schulter. Über ihnen glitzerten Millionen und Abermillionen von Sternen. Der Anblick ließ Kims Herz höher schlagen. Sie hielt Lennys Hand und kuschelte sich in seine Armbeuge, und plötzlich fühlte sie sich einfach nur unendlich wohl und geborgen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie ewig so daliegen und zum Himmel hinaufschauen können.
Doch dann stützte sich Lenny auf die Ellbogen und schaute ihr tief in die Augen. »Bist du eigentlich noch sauer auf mich?«, fragte er leise.
»Sauer?«, fragte sie nach. »Warum das denn?«
»Na, du weißt schon – wegen unserem etwas verunglückten Spaziergang neulich. Ich wollte dich echt nicht …«
Kim schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sauer«, fiel sie ihm ins Wort und seufzte verträumt. »Ganz im Gegenteil sogar …«
Lennys Gesicht war jetzt direkt über ihrem, und Kim stockte der Atem. Langsam beugte sich sein Kopf zu ihr hinunter, und als er sie dann küsste, schmolz sie förmlich dahin vor lauter Seligkeit.
Noch nie zuvor war sie so glücklich gewesen. Und mit einem Mal trauerte sie ihrem alten Leben in Los Angeles auch gar nicht mehr nach. Warum sollte sie auch? Sie war schließlich genau da, wo sie sein wollte: in Neuseeland – und in Lenny McMahons Armen.
»So!« Josh stach die Heugabel ins trockene Stroh und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Das wäre geschafft! Wie sieht’s bei dir aus?«
Sie hatten zuerst gemeinsam die Schafe versorgt und sich dann um Firefly gekümmert. Doch spätestens nachdem Josh sein Hemd ausgezogen und mit bloßem Oberkörper weitergearbeitet hatte, war es Shelly nicht mehr gelungen, sich auf ihre Aufgabe – das Striegeln – zu konzentrieren. Fasziniert hatte sie das Spiel seiner Muskeln unter der sonnengebräunten Haut beobachtet, die schon bald von einer dünnen Schicht aus Schweiß bedeckt war.
Dieser Anblick ließ sie unwillkürlich daran zurückdenken, wie es sich angefühlt hatte, diesen von harter körperlicher Arbeit gestählten Körper zu berühren, und eine unbestimmte Sehnsucht ergriff von ihr Besitz.
»Wie lange brauchst du noch, Shelly?«, fragte Josh.
Firefly drehte den Kopf und stupste sie an, dabei wieherte er leise. Shelly blinzelte irritiert – und bekam heiße Wangen, als ihr klar wurde, dass Josh nicht entgangen sein konnte, wie sie ihn angestarrt hatte. Rasch senkte sie den Blick und strich mit der Bürste über das glänzende schwarze Fell des Fohlens. »Bin gleich fertig.«
Josh trat aus der Box und blieb dicht hinter ihr stehen. Es kostete Shelly alle Mühe, die Selbstbeherrschung zu wahren. Früher, wenn Adrian ungeduscht aus dem Fitnessstudio gekommen war, weil er die öffentlichen Duschen nicht benutzen wollte, hatte sie seinen Schweißgeruch als unangenehm empfunden. Wie anders es doch jetzt bei Josh war!
Ihr Mund wurde trocken, und sie konnte nicht mehr klar denken. Sie spürte die Hitze, die sein Körper ausstrahlte, und sein unglaublich männlicher Duft benebelte ihr die Sinne. Shelly schloss die Augen und stellte sich vor, wie es wäre, sichzu ihm umzudrehen und mit den Händen über seine starke Brust zu streichen. Es fühlte sich so echt, so wirklich an, dass ihr der Atem stockte.
Erst als sie die Lider wieder hob, erkannte sie, dass sie es sich nicht nur vorgestellt, sondern wirklich getan hatte.
Mit heftig klopfendem Herzen blickte sie zu Josh auf. Unter ihren Fingern konnten sie spüren, wie sich sein Brustkorb bei jedem Atemzug hob und senkte. Es war ein unglaublich berauschendes Gefühl. Eine Weile – sie vermochte nicht zu sagen, ob es sich um Sekunden, Minuten oder Stunden handelte, denn ihr Zeitgefühl war völlig aus den Fugen geraten –
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