Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
kombinierte sie ihre lila Doc Martens und fingerlose grell pinkfarbene Netzhandschuhe. Nicht gerade optimal für ein biederes Pfarrfest – eben ein typisches Kim-Outfit.
Emily seufzte mit einem Gesichtsausdruck, der zu fragen schien: Warum immer ich? »Komm«, sagte sie dann und legte Kim eine Hand auf die Schulter. »Wir schauen nach, ob dein Bruder schon fertig ist – und bei der Gelegenheit werfen wir einmal einen Blick in deinen Kleiderschrank …«
Ein bisschen verdutzt blieben Shelly und Josh zurück. Sie schauten sich an – und lachten.
»Wollen wir anfangen?« Josh zuckte mit den Schultern.
»Du musst das nicht tun«, protestierte Shelly. »Emily kann manchmal ganz schön … nun ja, eigensinnig sein. Es ist aber wirklich nicht nötig, dass du mir hilfst. Ich schaffe das auch allein.«
»Mag sein«, erwiderte Josh. »Aber dann wirst du viel längerdafür brauchen, und ich würde mich selbst des Vergnügens berauben, mit dir auf das Pfarrfest zu gehen.«
Jetzt war Shelly wirklich überrascht. »Du willst mit mir da hin? Ist das dein Ernst?«
»Warum überrascht dich das so? Wir mussten unseren Ausflug heute Mittag ziemlich abrupt unterbrechen, du schuldest mir also noch etwas, findest du nicht? Also, was ist? Bist du einverstanden?«
Da brauchte sie nicht lange zu überlegen. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als den Abend zusammen mit Josh zu verbringen. Trotzdem zögerte sie.
Sei vorsichtig, Shelly, ermahnte sie sich selbst. Du bist verrückt, wenn du denkst, dass du die Situation noch unter Kontrolle hast. Denk nur daran, was heute Nachmittag in der Beobachtungshütte beinahe passiert wäre. Hätte dieser Constable O’Shea nicht angerufen …
Sie unterdrückte ein Seufzen. War das wirklich erst ein paar Stunden her? Seitdem war so viel passiert, dass ihr eine Ewigkeit vergangen zu sein schien. Und – verdammt! – was war denn schon dabei? Sie fühlte sich zu Josh hingezogen, und offensichtlich ging es ihm auch nicht anders. Hatte er nicht oft genug bewiesen, dass sie sich auf ihn verlassen konnte?
Und hast du nicht auch jahrelang geglaubt, Adrian vertrauen zu können?
Es war schon eine ganze Weile her, dass sie zum letzten Mal an Adrian gedacht hatte, und auch jetzt schob sie den Gedanken beiseite. Josh war nicht wie Adrian. Er würde sie ganz bestimmt nicht in eine solch schreckliche Situation bringen, in der sie zwischen dem Glück ihrer Familie und der Stimme ihres Gewissens wählen musste.
Ach ja? Kannst du dir da wirklich so sicher sein?
Sie musste an Emilys Worte denken und runzelte die Stirn. Hatte Geraldine Wood bei der Anzeige gegen Kim tatsächlich ihre Finger im Spiel? Und wenn ja – wusste Josh von der Intrige seiner Mutter?
Unwillig schüttelte sie den Kopf. Es war blanker Unfug, sich darüber überhaupt den Kopf zu zerbrechen. Josh wollte mit ihr schließlich nur auf ein Pfarrfest, und nicht gleich vor den Traualtar treten!
»Also schön«, sagte sie. »Dann lassen wir wohl besser mal die Köttel rasseln!«
Erstaunt hob Josh eine Braue. »Was hast du gerade gesagt?«
Shelly hatte die Redewendung von ein paar einheimischen Arbeitern aufgeschnappt und sich von Hal erklären lassen, dass es so viel wie »sich beeilen« bedeutete – erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass er dabei amüsiert geschmunzelt hatte.
Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss.
»Nun rede schon«, forderte sie Josh auf, der ganz offensichtlich gegen einen Lachanfall ankämpfte, und stemmte die Hände in die Seiten. »Was habe ich gerade gesagt?«
»Na ja«, entgegnete Josh grinsend. »Diese Redensart ist nicht ganz … sagen wir stubenrein. Hast du schon mal gehört, wie es klingt, wenn eine Schafherde durch ein Gatter getrieben wird? Die im Fell der Tiere angetrockneten Fäkalien verursachen ein rasselndes Geräusch, wenn sie beim schnellen Laufen gegeneinanderstoßen. Das ist es, was wir meinen, wenn wir Lass die Köttel rasseln sagen, um jemanden zur Eile anzutreiben, verstehst du?«
»Oh …« Shellys Mundwinkel zuckten zunächst nur, dann lachte sie. »Nun, dann weiß ich jetzt wenigstens, warum mich der junge Maori, der den kleinen Laden in der Stadt führt, so seltsam angeschaut hat, als ich ihn darum gebetenhabe, sich ein bisschen mit dem Einpacken meiner Einkäufe zu beeilen …«
Einen Moment lang schaute Josh sie ungläubig an, dann brach er in schallendes Gelächter aus, in das Shelly nach kurzem Zögern mit einfiel.
»So, jetzt reicht es mir aber, das ist
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