Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
Angewohnheit zu entwickeln …«
Doch Shelly schüttelte den Kopf. »Ich meine das durchaus ernst, Josh. Du hast mir inzwischen mehr als einmal bewiesen, dass mein Misstrauen gegen dich nicht gerechtfertigt ist. Ich wüsste nicht, wo ich heute stehen würde ohne dich. Du und ein paar andere Menschen haben es mir überhaupt erstmöglich gemacht, hier in Aorakau Valley Fuß zu fassen. Was kann ich tun, um das wiedergutzumachen?«
»Unsinn«, protestierte Josh energisch. »Du bist mir überhaupt nichts schuldig. Kim wäre auch ohne mich heimgekommen.« Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Sie brauchte nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung. Davon abgesehen habe ich nur getan, was auch jeder andere in meiner Situation gemacht hätte.«
Das sagte er immer, stellte Shelly fest; sie sah es allerdings ein bisschen anders – genauso wie Emily, die inzwischen aus dem Haus getreten und zu ihnen herübergekommen war. »Nun stell dein Licht mal nicht unter den Scheffel, Josh Wood«, mischte sie sich ein. »Männer – immer dasselbe! Warum könnt ihr nicht einfach mal den Mund halten und ein Dankeschön annehmen? Mein Jim war genauso, und unser Hal ist auch nicht besser.«
»Hal?«, fragte Josh, sichtlich irritiert.
»Er arbeitet seit ein paar Wochen für uns«, erklärte Emily. »Schon ein etwas älteres Semester, aber sehr erfahren. Ich stelle ihn dir bei Gelegenheit mal vor, er wird dir gefallen.« Sie blickte sich um. »Keine Ahnung, wo er gerade steckt. Vorhin war er noch beim Haus … seltsam … Aber nun lenk bloß nicht ab, Josh Wood!«
Es war das erste Mal, dass Shelly ihre mütterliche Freundin anders als in einem schlichten Baumwollkleid und Schürze bekleidet sah, und die Verwandlung war wirklich erstaunlich.
Sie trug ein geblümtes Sommerkleid, dessen fröhliche Farben ihrem sonnengebräunten Teint schmeichelten, dazu Schuhe mit kleinen Absätzen und eine hübsche zweireihige Perlenkette. Ihr Haar, das sie sonst meist zu einem praktischen Zopf im Nacken zusammengefasst hatte, umschmeichelteheute Abend ihr Gesicht und ließ es viel weicher und weiblicher erscheinen als üblich.
»Wie könnte ich einer so bezaubernden Frau widersprechen?«, entgegnete Josh nun auch charmant. »Trotzdem – ich freue mich, wenn ich helfen kann, und ich erwarte für meine Hilfe keine Gegenleistung.«
»Na, wenn das so ist«, entgegnete Emily schmunzelnd, »dann kannst du Shelly ja gleich noch einmal ganz unbürokratisch deine Hilfe anbieten. Wie du weißt, findet heute Abend in der Stadt das große Pfarrfest statt. Wir wollten eigentlich alle zusammen hingehen, aber leider hat Shelly es bisher vor lauter Sorge um Kim versäumt, die Tiere zu füttern. Ich würde das ja liebend gern für sie übernehmen, bloß habe ich dem Pastor versprochen, am Buffet mitzuhelfen. Aber wenn du ihr zur Hand gehst, seid ihr bestimmt viel schneller mit der Arbeit fertig. Ich fahre dann schon mal mit den Kindern vor zum Fest, und ihr kommt nach, sobald alles erledigt ist.«
»Moment mal«, meldete Kim sich zu Wort. »Ich kann Mom doch helfen! Auf diesem bescheuerten Pfarrfest ist es bestimmt sterbenslangweilig, und außerdem hat sich garantiert schon herumgesprochen, dass ich auf der Polizeiwache antanzen musste. Nein danke, ich hab echt keine Lust, wie ein Freak auf dem Jahrmarkt angestarrt zu werden! Außerdem muss ich mich noch um Firefly kümmern – sein Stall gehört dringend ausgemistet, und ich wollte ihn auch noch striegeln und …«
Doch Emily kannte kein Erbarmen. »Nichts da, junges Fräulein, du kommst schön mit. Wenn du dich verkriechst, werden die Leute nur annehmen, dass du etwas zu verbergen hast. Die beste Taktik in deiner Situation heißt: Augen zu und durch!«
Hilfe suchend wandte Kim sich an Josh, doch der zuckte bedauernd mit den Achseln. »Tut mir leid, aber ich fürchte, ich muss Emily zustimmen. Wenn du auf dem Pfarrfest erscheinst, nimmst du den Lästermäulern im Ort von Anfang an den Wind aus den Segeln. Und um dein Pferd können deine Mom und ich uns kümmern.«
»Siehst du«, sagte Emily. »Ich hab’s dir doch gesagt. Und nun geh rein und zieh dich um. Ich würde gern noch vor dem letzten Tanz auf dem Fest ankommen.«
»Umziehen?« Deutlich irritiert blickte Kim an sich hinunter. »Was stimmt denn nicht mit den Sachen, die ich anhabe?«
Shelly unterdrückte ein Grinsen. Ihre Tochter trug knallenge graue Jeans und ein ebenfalls eng anliegendes schwarzes Tanktop mit Totenkopfaufdruck. Dazu
Weitere Kostenlose Bücher