Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
barg das Gesicht in den Händen und schluchzte laut auf. »Tut mir leid«, stieß sie heiser hervor. »Ich bin sonst nicht so weinerlich, aber …«
Tröstend legte Josh seinen Arm um sie. Er hatte schon mehrfach erlebt, wie hingebungsvoll Shelly mit den Tieren auf ihrer eigenen Farm umging. Sie war einfach zur Tierärztin geboren, und das Leid ihrer Patienten ging ihr verständlicherweise nahe. »Schhhh …«, machte er leise. »Du hattest einen harten Tag. Niemand kann es dir verübeln, dass dir die Sache mit den Tieren an die Nieren geht.«
Sie blickte auf. »Wolvesley meint, dass dieser Brandstifter dahintersteckt.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe einfach nicht, wie jemand so etwas tun kann, Josh! Dieser Verbrecher nimmt scheinbar, ohne mit der Wimper zu zucken, in Kauf, dass Menschen und Tiere zu Schaden kommen. Dieser Mangel an Achtung vor dem Leben macht mich einfach schrecklich zornig!«
Josh zog sie in seine Arme und hielt sie fest. Er verstand sehr gut, was in ihr vorging, denn er empfand dasselbe. Überhaupt stellte er immer wieder fest, wie oft sie einer Meinung waren. Sie ergänzten sich einfach hervorragend, viel besser, als es bei Helen und ihm der Fall gewesen war. Mit ihr hatte er im Grunde nur im Bett gut harmoniert – bei Shelly war das anders. Mit ihr zu schlafen war wie ein Erwachen für ihn gewesen. Noch nie hatte er etwas Ähnliches für eine Frau empfunden, und diese Erkenntnis stellte alles infrage, was er bisher als gegeben angenommen hatte.
Denn es ging hier um mehr als Sex. Sehr viel mehr. Immer, wenn er mit ihr zusammen war, verspürte er den unbändigenDrang, sie zu beschützen. Sein anfängliches Vorhaben, Shelly dazu zu bewegen, ihm die Farm ihres Großvaters zu verkaufen, war schon längst nicht mehr der ausschlaggebende Grund, ihre Nähe zu suchen. Er liebte es, wie sie lachte. Wie sie den Kopf in den Nacken legte, wie ihre Augen zu glänzen anfingen und diese süßen Grübchen auf ihren Wangen erschienen. Zu sehen, wie liebevoll sie mit Will und Kim umging, ließ sein Herz höher schlagen. Auch wenn die Beziehung zwischen den Dreien nicht immer unkompliziert war – Shelly würde im Zweifelsfall wie eine Löwin für ihre Kinder kämpfen. Sie war so anders als seine Mutter, für die der Fortbestand von Emerald Downs stets an erster Stelle gestanden hatte und der jedes Mittel recht war, um dieses Ziel zu erreichen.
Auch Shelly war, wie Geraldine, eine Kämpfernatur, die niemals aufgab, ganz gleich, wie schwierig die Situation auch sein mochte. Doch sie war eine Kämpferin mit Herz, die über allem, was sie tat, die Menschen nicht vergaß.
Und für all das, und noch viel mehr, liebte er sie.
Liebe? Er wunderte sich über sich selbst. Hatte er den Glauben daran nicht längst verloren?
Shellys Handy meldete sich, und sie machte sich von ihm los. Dann holte sie das Telefon hervor und warf einen Blick aufs Display. »Entschuldige, ich muss da kurz ran«, sagte sie. »Es ist Emily.«
Das Gespräch dauerte kaum mehr als zwei Minuten, doch Josh konnte förmlich mit ansehen, wie Shelly immer blasser wurde. Eine tiefe Sorgenfalte hatte sich auf ihrer Stirn gebildet, als sie die Verbindung schließlich beendete.
»Was ist passiert?«, fragte er alarmiert. »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!«
»Emily sagt, die Polizei hat sie schon erwartet, als sie aus der Stadt zurückkehrten.«
»Etwa wieder wegen Kim?« Er ballte die Hände zu Fäusten. »Verdammt, was glaubt Chief Hawthorne eigentlich, wer er ist? Deine Tochter wurde vom Jugendrichter in Dunedin zu Sozialstunden verurteilt – sie hat ihre Strafe bekommen, er kann doch nicht …«
Er verstummte, als Shelly den Kopf schüttelte. »Nein, sie waren nicht wegen Kim da, sondern wegen Will.« Der Schock stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. »Angeblich sind in den Ruinen der Cameron-Scheune Indizien gefunden worden, die auf die Identität des Brandstifters hindeuten.«
»Tatsächlich?« Plötzlich fühlte Josh sich wie elektrisiert. Dann aber runzelte er die Stirn. »Moment mal, aber was hat das mit Will zu tun?«
»Sie behaupten, dass er es war«, stieß Shelly schluchzend hervor. »Will soll das Feuer gelegt haben!«
»Was sagst du da?« Josh blinzelte irritiert. »Wie kommen die denn auf so einen Unfug. Will ist doch noch ein Kind, und außerdem hat es schon Brände gegeben, lange bevor ihr ins Tal gekommen seid!« Er schüttelte den Kopf. »Was hat Emily noch gesagt, rede
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