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Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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schon!«
    »Sie meint, dass Will nach dem Gespräch mit der Polizei vollkommen verstört war. Er hat sich sein Fahrrad geschnappt und ist einfach abgehauen. Und jetzt weiß niemand, wo er ist!« Aufschluchzend barg sie das Gesicht in den Händen. »Hört das denn niemals auf?«
    Es tat Josh in der Seele weh, sie so leiden zu sehen. Doch im Moment konnte er nur eines tun, um ihr zu helfen.
    Er ließ den Wagen an und gab Gas.

 
    9
    Emerald Downs, Aorakau Valley – 24. September 1954
    Als sie die aufgebrachten Stimmen unten auf dem Hof hörte, zuckte May erschrocken zusammen. Das war doch …
    »Ben!«, stieß sie heiser hervor, stürzte zum Fenster und riss es auf. Sofort drangen die Stimmen lauter an ihr Ohr – und es handelte sich unzweifelhaft um Ben und ihren Onkel Ingram. Sie hob die Hand zum Mund und nagte an ihren Fingerknöcheln. Was ging da unten bloß vor?
    »Lassen Sie mich durch, verdammt!«, hörte sie Ben fordern. »Hören Sie, Sir, es ist mir gleich, wie lange ich warten muss, aber ich versichere Ihnen, dass Sie mich nicht von hier wegbekommen werden, ehe Sie mir May nicht herausgegeben haben!«
    Gütiger Gott! May hatte das Gefühl, innerlich zu Eis zu erstarren. Was dachte sich Ben bloß dabei, ihren Onkel auf sie anzusprechen? Damit war ihr Geheimnis aufgedeckt! Nie wieder würde sie sich auf ihren nächtlichen Spaziergängen mit ihm treffen können! Onkel Ingram würde dafür sorgen, dass sie ohne Bewacher keinen Schritt mehr aus dem Haus tat!
    O nein, Ben! Warum tust du das?
    Schwer stützte sie sich aufs Fensterbrett. Ihre Knie waren vor Schreck ganz weich geworden, und in ihrem Kopf drehte sich alles.
    »Sie sollten jetzt besser ganz schnell verschwinden, Makepeace«, knurrte Ingram. Seine Stimme klang so eisig, dass May unwillkürlich erschauerte. Sie wusste nicht, was passieren würde, aber ihr schwante nichts Gutes.
    Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. Was sollte sie jetzt tun? Sie lief zur Tür und rüttelte daran, doch sie war wie immer fest verschlossen. Ein Schluchzen schnürte ihr die Kehle zu, sie hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können.
    Und dann hörte sie auf einmal Callums Stimme, und sie lief zurück zum Fenster. Sie beugte sich so weit hinaus, wie sie es wagte, ohne fürchten zu müssen, hinunterzustürzen. Vor Schreck atmete sie scharf ein, als sie ihren Cousin erblickte, der Ben am Kragen gepackt hielt und wutentbrannt anfunkelte. »Was soll der Scheiß, Makepeace? Du hast hier nichts zu suchen, verstanden? May geht dich verdammt noch mal nichts an, also lass deine dreckigen Finger von ihr!«
    Mit einem empörten Schnauben riss Ben sich los. »Du wagst es, dich noch als Mays Beschützer aufzuspielen? Nach allem, was passiert ist?« Er spuckte vor seinem Freund in den Staub. »Ich verachte dich, Callum Wood! Ich verachte dich und deine ganze feine Sippschaft. Ihr behandelt May wie eine Gefangene, nur weil Maoriblut in ihren Adern fließt!« Er wandte sich an Ingram. »Wie können Sie das tun, Sir? Dieses Mädchen ist die Tochter Ihres jüngeren Bruders! Haben Sie denn gar kein Herz im Leib?«
    »Sei verdammt noch mal still!« Wieder wollte Callum auf ihn losgehen, doch sein Vater hielt ihn mit einer harschen Geste zurück. »Mach dir die Finger nicht an so einem schmutzig«, knurrte der alte Mann. »Und was Sie betrifft, Makepeace: Verschwinden Sie von meinem Land, sonst wird es Ihnen noch leidtun!«
    Doch Ben zeigte sich unbeeindruckt. »Ich werde nicht gehen«, entgegnete er entschieden. »Nicht ohne May!«
    »Also gut, dann lassen Sie mir keine andere Wahl.« Ingram Wood drehte sich zu seinem Sohn um. »Geh hinein und sag deiner Tante, sie soll die Polizei anrufen.«
    May hielt den Atem an. Ihre Hände umklammerten den Fensterrahmen so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn.
    Geh, Ben!, flehte sie stumm. Geh, ehe du meinetwegen noch Schwierigkeiten bekommst!
    Doch Ben dachte offenbar gar nicht daran, kampflos aufzugeben. »Gute Idee«, erwiderte er und begegnete dem stechenden Blick ihres Onkels ungerührt. »Na los, rufen Sie doch die Polizei! Der Chief wird sich sicher sehr dafür interessieren, dass Sie eine junge Frau gegen ihren ausdrücklichen Willen in Ihrem Haus festhalten!«
    May atmete scharf ein. Trotz ihrer Verzweiflung stieg ein Gefühl von Stolz in ihr auf. Sie kannte niemanden, der sich gegen Ingram Wood jemals auf diese Weise zur Wehr gesetzt hatte. Entweder war ihr Liebster also ganz

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