Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
getäuscht hatte? Wie betäubt stolperte sie aus dem Polizeirevier, ohne auf O’Sheas Rückkehr zu warten. Sie wollte nicht glauben, was Joshs Mutter ihr soeben gesagt hatte, doch sie konnte die leise, aber beharrliche Stimme in ihrem Kopf nicht zum Verstummen bringen. Und diese Stimme stellte immer wieder dieselbe Frage: Warum sollte Geraldine Wood in diesem Fall lügen?
Als Josh am frühen Nachmittag von seiner Arbeit auf Emerald Downs zurückkehrte, freute er sich so sehr darauf, Shelly wiederzusehen, als wären sie Tage und Wochen anstatt weniger Stunden getrennt gewesen. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass er irgendwann für eine Frau einmal so empfinden könnte. Es war irritierend, manchmal sogar regelrecht beängstigend, wie groß ihr Einfluss auf ihn war. Und nicht nur ihrer – ihre Kinder lagen ihm ebenso am Herzen wie sie.
Er brauchte ja nur daran zu denken, wie er empfunden hatte, als Will nach dem Erdbeben nicht nach Hause zurückgekehrt war. Er hätte sich nicht mehr um Will sorgen können, wäre der Junge sein eigener Sohn gewesen. Schon seltsam, noch vor Kurzem war ihm seine Verbindung zu Helen Beauchamp-Smith praktisch und vorteilhaft erschienen – und jetzt konnte er schon gar nicht mehr begreifen,wie er es an der Seite dieser kühlen Frau so lange ausgehalten hatte.
Wie anders war es doch mit Shelly …
Ob sie schon wusste, dass der Brandstifter gefasst war? Ausgerechnet Tom O’Leary, der Feuerwehrchef – Josh konnte es noch gar nicht richtig fassen. Wie oft hatte er mit diesem Mann über die vielen Feuer gesprochen? Er hatte geglaubt, sie stünden auf derselben Seite, und nun das!
Aber wenigstens würden nun endlich auch die letzten Gerüchte um Will verstummen. O’Leary hatte bereits gestanden, sämtliche Brände der vergangenen Monate gelegt zu haben.
Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte er die Veranda hinauf, nachdem er seinen Wagen neben dem großen Rata abgestellt hatte. Die Tür war wie immer unverschlossen, und er fand Shelly allein in der Küche vor. Stürmisch umarmte er sie von hinten und vergrub das Gesicht in ihrem duftenden rotgoldenen Haar. »Jetzt haben wir endlich Zeit für uns, mein Herz. Hast du es schon gehört? Der Brandstifter ist endlich gefasst und … » Er runzelte die Stirn, als er bemerkte, wie Shelly sich in seinen Armen versteifte. »Was ist los? Ich weiß, es hat etwas länger gedauert, aber du wolltest doch, dass ich meinen Aufgaben auf Emerald Downs gewissenhaft nachkomme. Ich …«
Er verstummte, als Shelly sich mit einem Ruck von ihm losmachte. In ihren veilchenfarbenen Augen schimmerten Tränen, als sie sich zu ihm umwandte.
»Warum?«, stieß sie heiser hervor und schüttelte den Kopf. »Hasst du meine Familie und mich wirklich so sehr, dass du dich ohne Skrupel in unser Vertrauen schleichen konntest, nur um uns im passenden Augenblick den Dolch in den Rücken zu stoßen?«
Verständnislos starrte Josh sie an. »Ich …« Er schüttelte den Kopf. »Wovon sprichst du eigentlich?« Er wollte auf sie zugehen, doch sie wich zurück.
»Bleib wo du bist!«, wehrte sie ab. »Komm mir nicht zu nahe, Joshua Wood! Komm mir nie wieder zu nahe!«
Josh spürte, wie leiser Ärger in ihm aufkeimte. »Verdammt, Shelly, ist es zu viel verlangt, wenn du mir erst einmal sagst, was du mir eigentlich vorwirfst? Was, zum Teufel, habe ich getan?«
»Du brauchst dich nicht länger zu verstellen«, entgegnete sie eisig. »Deine Mutter hat mir alles gestanden. Ich kann noch immer kaum glauben, dass du so tief gesunken bist, sie bei ihrer bösartigen Intrige gegen Will zu unterstützen. Sie hat ihr Wissen darüber, dass niemand anderer als Chief O’Leary der Feuerteufel ist, schamlos ausgenutzt, um diesen Verbrecher zu erpressen. Dass der als Gegenleistung mit Freuden Indizien gestreut hat, die auf Will als Täter hinweisen, kann ich ja beinahe noch verstehen. Aber dass du bei dieser Sache deine Finger mit im Spiel hattest …« Unwillig wischte sie die Tränen fort, die ihr jetzt über die Wangen strömten. »Das werde ich dir niemals verzeihen!«
Josh brauchte einen Moment, um zu realisieren, was Shelly da sagte. Seine Mutter sollte dafür verantwortlich sein, dass Will unter Verdacht geraten war? Aber das … Nein, so weit würde selbst sie nicht gehen! Geraldine Wood war weiß Gott für so manche Schandtat verantwortlich, und Joshua traute ihr einiges zu – aber dass sie einen unschuldigen Jungen in ihre Intrigen mit hineinziehen würde …
»Das
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