Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
sollte ich dir sogar danken – ein alter Mann wie ich braucht schließlich viel frische Luft.«
Leise lachend gingen sie zum Pick-up.
Als Josh sich am nächsten Tag nach der Arbeit auf den Weg zur Makepeace-Farm machte, wollte er vordergründig einen Termin mit Will zur Besichtigung der Feuerwache ausmachen. Eigentlich war er aber fest entschlossen, Shelly noch heute davon zu überzeugen, das Land ihres Großvaters an ihn zu verkaufen. Er hatte einfach keine Zeit mehr zu verlieren, und das hatte seinen Grund.
Endlich, nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, war es ihm gelungen, einen Reiseveranstalter aufzutun, der bereit war, in sein Konzept – oder vielmehr das von Ronan – zu investieren. Urlaub inmitten ungezähmter Natur, eintauchen in den rauen Alltag eines Schaffarmers – das war etwas, für das sich Individualtouristen heutzutage interessierten. Josh war fest davon überzeugt, dass sich das Projekt zu einem vollen Erfolg entwickeln würde. Alles, was er jetzt noch benötigte, war ein geeignetes Stück Land.
Shellys Land.
Die natürlichen Gegebenheiten waren einfach ideal: Ganzim Westen reichte der Besitz bis zu den Klippen der Whanga Bay, der Silver Creek speiste auf seinem Weg von den Bergen im Nordwesten bis in den Pazifik den kleinen See, der so dringend als Wasserstelle für Emerald Downs benötigt wurde.
Es gab dichte Wälder, weite sattgrüne Weiden – einfach alles, was Touristen von einem Abenteuerurlaub in Neuseeland erwarteten.
Nur das Grundstück seiner Familie verfügte über ähnlich gute Voraussetzungen, doch seine Mutter blieb in diesem Punkt absolut unnachgiebig. »Du weißt, was du zu tun hast«, hatte sie gesagt, ohne dabei auch nur von ihrer Monatsbilanz aufzublicken. »Bring Shelly Makepeace dazu, an dich zu verkaufen. Wie du das anstellst, interessiert mich nicht – Hauptsache, du schaffst es. Denn wenn nicht …«
Es waren keine weiteren Worte notwendig gewesen, um ihm seine Situation zu verdeutlichen. Und genau deshalb war er hier – um ruhig und vernünftig mit Shelly zu sprechen. Dass ihm keine leichte Aufgabe bevorstand, war ihm durchaus klar. Aber besaßen Siege, die ohne Einsatz von Blut und Schweiß gewonnen wurden, nicht ohnehin einen schalen Beigeschmack?
Er ließ Nemesis und Abraxas aus dem Wagen, die sofort neugierig losliefen, um das unbekannte Terrain zu erkunden. Josh ließ sie gewähren. Die Hunde bekamen nicht oft Gelegenheit, einfach nur ausgelassen herumzutoben. Im Grunde arbeiteten sie ebenso hart wie jeder andere auf Emerald Downs, und Josh fand, dass sie hin und wieder eine kleine Belohnung verdienten.
Offenbar machte er damit nicht nur den Tieren eine Freude, denn kurz darauf flog die Tür des Farmhauses auf, und Shellys Sohn Will stürmte ins Freie. »Schau doch,Mom!«, rief er über seine Schulter zurück. »Josh hat seine Hunde mitgebracht!«
Shelly trat hinter ihm auf die Veranda. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass Nemesis und Abraxas keine Gefahr für ihren Jungen darstellte, kam sie mit vor der Brust verschränkten Armen auf Josh zu.
»Josh Wood, welch unerwartete Überraschung …« Es war offensichtlich, dass Shelly die Überraschung im Gegensatz zu ihrem Sohn wohl als überraschend, nicht aber als positiv empfand – ihre Miene ließ diesbezüglich wenig Spielraum für Interpretationen. »Hat deine Mutter dich geschickt, um die Lage zu sondieren?«
Er lächelte entwaffnend. »Ich bin nicht der Laufbursche meiner Mutter, falls du das annehmen solltest. Im Gegenteil: Ich möchte mich bei dir für ihr Verhalten entschuldigen. Du sollst wissen, dass ich die Art und Weise, wie sie dich unter Druck setzte, keineswegs gutheiße.«
Shelly wirkte wenig beeindruckt. »Spar dir deine schönen Worte, Josh. Ich werde trotzdem nicht an dich verkaufen.« Sie begegnete seinem Blick fest. »Das ist es doch, was du von mir willst, oder etwa nicht?«
Josh holte tief Luft. Dass sie ihn so direkt mit seinem Vorhaben konfrontierte, machte ihm die Sache nicht unbedingt leichter. Es stimmte, er brauchte ihr Land – jetzt womöglich sogar noch dringender als zuvor. Aber das durfte er so deutlich natürlich nicht zugeben.
»Du weißt, dass ich durchaus an deinem Land interessiert bin«, erwiderte er daher vage. »Daraus habe ich von Anfang an keinen Hehl gemacht.«
Sie reckte kampfbereit das Kinn. »Dann, fürchte ich, haben wir uns nichts mehr zu sagen. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag.« Mit einem knappen Nicken wollte
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