Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
mehr als mir?«
Sie schüttelte den Kopf. »Verschwinde, Josh. Fahr nach Hause und richte deiner Mutter von mir aus, dass ich mich weder von ihr noch von sonst jemandem vertreiben lasse. Ich bleibe hier, und wenn ich dazu zukünftig eine eigene Schafzucht aufziehen muss!«
Josh blinzelte. »Was sagst du da?«, fragte er verblüfft. »Du willst …«
»Ja, du hast richtig gehört: Ich werde in Aorakau Valley bleiben – und mich von niemandem vertreiben lassen!«
Im ersten Moment wollte Josh etwas erwidern und Shelly zur Besinnung bringen, doch dann wurde ihm klar, dass jedes weitere Wort sinnlos war. Plötzlich verspürte er widerwilligeBewunderung. Ja, er war beeindruckt von dieser Frau, die offenbar wild entschlossen war, seiner Mutter die Stirn zu bieten.
»Wenn meine Mutter tatsächlich für diese Intrige gegen dich verantwortlich ist«, sagte er schließlich doch, »dann tut es mir leid, Shelly. Aber du musst mir glauben, dass ich davon keine Ahnung hatte! Ich …«
»Es interessiert mich nicht, was du sagst«, fiel Shelly ihm ins Wort. »Bitte, Josh, geh endlich!«
Er begriff endgültig, dass es keinen Sinn hatte, noch länger auf sie einzudringen. »Also gut«, sagte er und nickte knapp. »Aber glaub nicht, dass du mich endgültig los bist. Ich komme wieder.«
Damit drehte er sich um und stieß einen schrillen Pfiff aus, um Abraxas und Nemesis zu sich zu rufen. Als er schließlich in seinem Wagen saß und den Motor startete, sah er Shelly im Rückspiegel. Sie stand noch immer an derselben Stelle und schaute ihm nach, während McMahon aufgeregt auf sie einredete.
In diesem Moment wurde ihm klar, dass er sie wollte – sie oder keine! Und er war froh zu hören, dass sie offenbar vorhatte, vorerst im Aorakau Valley zu bleiben. Die Frage war nur, wie er unter diesen Umständen noch Ronans und seinen großen Traum verwirklichen sollte. Er musste irgendeinen Weg finden, diese beiden Dinge unter einen Hut zu bringen.
Bloß wie?
»Mom!« Zwei Tage später hallte Kims aufgeregte Stimme durch das Haus, so laut, dass Shelly es bis nach oben auf den Speicher hören konnte. »Mom, komm schnell! Du glaubst nicht, was hier gerade abgeht!«
Shelly ließ augenblicklich alles stehen und liegen und eiltelos. Unwillkürlich fragte sie sich, welche Katastrophe sich jetzt schon wieder ereignet haben mochte. Was für eine Boshaftigkeit sich Geraldine Wood jetzt wieder ausgedacht hatte.
Doch als sie kurz darauf nach unten kam, machte ihre Tochter keineswegs einen sonderlich entsetzten Eindruck – ganz im Gegenteil: Sie strahlte übers ganze Gesicht. Shelly ging das Herz auf. So glücklich hatte sie ihre Tochter schon lange nicht mehr gesehen. Der Anblick war wie Balsam für Shellys Seele.
Und dann erkannte sie auch den Grund für Kims überschwängliche Freude: Auf dem Hof standen Thomas Carter und sein Sohn – und zwischen ihnen das das Fohlen, das Shelly vor zwei Wochen auf die Welt geholt hatte.
»Ein Fohlen!«, rief Kim überflüssigerweise. »O Mom, ich habe mir schon immer ein Pferd gewünscht! Hier haben wir doch jede Mengen Platz. Bitte, Mom, können wir es behalten? Bitte!«
Lächelnd legte Shelly ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter. »Wollen wir uns nicht erst einmal anhören, was Mr Carter zu sagen hat?« Gemeinsam gingen sie auf den Farmer und seinen Sohn zu. »Ich hoffe doch, Sie sind nicht hier, weil es bei unserem kleinen Schützling gesundheitliche Probleme gibt?«
»Nein, keineswegs.« Carter lachte. » Kia ora , Miss Makepeace. Luke und ich sind gekommen, um uns bei Ihnen für Ihre Hilfe zu bedanken – und um Sie zu fragen, ob Sie nicht jemanden wissen, der Firefly hier vielleicht adoptieren möchte.«
»Mom, bitte!«
Kimberlys Blick war so flehend, dass Shelly lachen musste. »Und Sie sind sicher, dass Sie uns dieses herrliche Tier wirklich überlassen wollen?«
»Ohne Sie wäre Firefly gar nicht am Leben.« Er zwinkerte Kim verschwörerisch zu. »Und außerdem glaube ich kaum, dass ich jetzt überhaupt noch eine Wahl habe, oder?«
»Nein«, erwiderte Kim grinsend. »Nicht, wenn’s nach mir geht!«
Seufzend schüttelte Shelly den Kopf. »Ich weiß nicht, ob das wirklich so eine gute Idee ist, Schatz.«
»Aber warum denn nicht? Hast du nicht gestern erst gesagt, dass wir jetzt doch nicht weggehen werden? Du hast gesagt, das hier könnte unser neues Zuhause werden. Wo also ist das Problem?«
»Ganz recht, ich sagte, es könnte . Aber schau mal, Kim, wir wissen doch noch gar
Weitere Kostenlose Bücher