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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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unterhältst – sittsam verschleiert und begleitet von deinem Bruder, versteht sich. Eine erste Begegnung hatte ich ja schon bei meiner Ankunft geplant, wo sie ganz unverfänglich gewirkt hätte, aber leider bist du erst später gekommen. Meinst du nicht auch, es würde dich beruhigen, wenn du ihn näher kennst?«
    Chalida öffnete den Mund, um ihn gleich wieder zu schließen. Was hätte sie auch erwidern sollen? Dass sich ihre Mutter Musheer endlich aus dem Kopf schlagen sollte? Dass sie am Vortag überdies entdeckt hatte, was es hieß, einen Mann zu lieben – und sie diese Gefühle für einen Mann empfand, den ihre Familie niemals akzeptieren würde – und schon gar nicht in der bedrängten Situation, in der die Muslime heute waren?
    Plötzlich hörten sie einen markerschütternden Schmerzensschrei, der von dem großen Hof vor dem Haus zu kommen schien. Sofort sprang Zahra auf und eilte dorthin, und Chalida folgte ihr – zutiefst erschrocken, da ihr sofort Aaron und ihr Bruder in den Sinn gekommen waren. Möglicherweise hatte Yayah sie doch beobachtet und Abdarrahman alles erzählt?
    Als sie aus dem Haus gerannt kamen, sahen sie, wie Abdarrahman sich über Musheer beugte.
    »Was ist geschehen?«, rief Zahra.
    »Ich weiß es nicht, auf einmal ist Musheer ohne ersichtlichen Grund zusammengebrochen!«
    Chalida sah, wie ihre Mutter sich vor den jungen Mann kniete und ihr Bruder in Schluchzen ausbrach: »Musheer, mein Gott, Mutter, so tut doch was!«
    Musheers verkrampfte Haltung ließ Zahra offensichtlich Schlimmes befürchten. Entsetzt starrte sie auf den jungen Mann, und jetzt sah auch Chalida, wie sich seine blaue Tunika im Bauchraum rot färbte …
    Eilig winkte Zahra Zubair zu sich. »Hilf Abdu, Musheer in sein Zimmer zu tragen! Nur dort kann ich seine Wunde ordentlich versorgen!«
    Verstört sah Chalida zu, wie alle im Haus verschwanden, während ihre Mutter nach Tamu rief und einer Dienerin auftrug, Wasser zu kochen und ihr sofort ihren Behandlungskorb zu bringen. »Na los, jetzt setz dich endlich in Bewegung!«
    Einzig sie selbst, Chalida, rührte sich nicht von der Stelle und starrte in blankem Entsetzen zum Haus. Auch wenn sie Musheer nicht hatte heiraten wollen, so hatte sie ihm doch nichts Böses gewünscht. Der Gedanke, was sein würde, wenn er jetzt stürbe, schoss in ihr hoch, und sofort verwünschte sie sich dafür. Angsterfüllt folgte sie den anderen ins Haus. Noch immer klangen neue kurze Befehle ihrer Mutter durch die Gänge.
    »Heißes Wasser, habe ich gesagt, heißes!«
    »Hol mir Tücher, na los, jetzt geh schon!«
    »Tamu, wo ist Tamu? Verdammt, warum holt sie denn niemand?«
    Chalida schnürte es die Kehle zu, denn sie wusste, dass ihre Mutter nicht leicht aus der Fassung zu bringen war. Und so gern sie auch um die Heirat mit Musheer herumgekommen wäre, so wenig wollte sie dies auf Kosten seines Lebens tun. Tränenblind stolperte sie ins Mädchenzimmer, drückte die Tür hinter sich zu und betete mit zitternder Stimme ein
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nach dem anderen für Musheers Genesung.
     
    Als Zahra sah, wie stark entzündet Musheers Bauchwunde war, hätte sie ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. So ein dummer Kerl!, schimpfte sie den Bewusstlosen in Gedanken. Warum hatte er ihr denn nichts gesagt – oder sich zumindest von Taufiq oder dem Arzt seiner Familie weiterbehandeln lassen? Und so jemand wollte selbst Medicus werden! Angesichts der schweren Entzündung wunderte sie sich, dass Musheer überhaupt hatte reiten und auch noch so guter Stimmung hatte sein können. Er musste fürchterliche Schmerzen gehabt haben, und jetzt hatte wohl eine unachtsame Bewegung dazu geführt, dass die nie richtig verheilte Wunde wieder aufgerissen war.
    »Tamu, Tamu!« Aus Zahras Schrei klang die pure Hilflosigkeit. Eine so vereiterte und weit aufgerissene Wunde hatte sie noch nie gesehen, und als sie Musheer die Hand auf die Stirn legte, wurde auch diese Befürchtung von ihr bestätigt: Er glühte wie ein Backofen! Nicht zum ersten Mal bedauerte sie, dass sich Mosche jetzt fast nur noch in Granada aufhielt, obwohl sie annahm, dass er in diesem Fall auch nicht mehr als Tamu hätte ausrichten können.
    Endlich kam die alte Berberin herbeigeeilt, und auch sie sog entsetzt die Luft ein, als sie Musheers Wunde sah. »Der Allmächtige stehe uns bei!«
    »Tamu, ich … ich habe keine Ahnung, was ich da noch tun soll!« Hilflos sah Zahra zu der alten Berberin auf.
    Tamu machte eine herrische Geste zu einer der wie

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