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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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scharfen Unterton.
    »Natürlich kann sie dort wohnen«, beeilte sich Gonzalo zu versichern. »Ich bin über diese Lösung sogar ausgesprochen froh! Erst als du schon weg warst, ist mir eingefallen, dass ihr hier gewiss alles aufgelöst und verkauft habt, und ich habe schon gegrübelt, wo man sie am besten unterbringen kann.«
    »Heißt das auch, dass ich ab sofort über die Männer verfügen kann, die du mir zugesagt hast? Ich würde gern gleich morgen früh aufbrechen.«
    Gonzalo versprach es ihm.
    Wenig später ritt Jaime mit Zahra weiter zum Palast. Wie seit Jahr und Tag stand der Haremswächter Kafur vor Aischas Gemächern. Zwar war er mittlerweile zu alt und zu gebrechlich, um seine Gebieterin noch beschützen zu können, aber doch verbrachte er noch immer viel Zeit auf seinem altangestammten Platz und hatte so auch immer ein Auge auf die beiden weit jüngeren Eunuchen, die Aischas Schutz dienten. Als er Zahra die weitläufige Treppe im Comares-Turm hinaufgehen sah, trieb ihm die Freude Tränen in die Augen. Stumm vor Rührung breitete er die Arme aus, woraufhin Zahra – ganz wie vor vielen Jahren – einfach auf ihn zurannte und sich ihm an den Hals warf. »Ach, Kafur, guter alter Kafur!«
    »Oh mein Sternchen«, seufzte Kafur aus tiefster Seele, dicke Tränen liefen ihm über die Wangen. »Dass ich dich in diesem Leben noch einmal wiedersehe!«
    Auch Aischa war hocherfreut über Zahras Ankunft. Weit distanzierter, aber doch mit einem verräterischen Glitzern in den Augen, begrüßte sie Zahra in gewohnt hoheitsvoller Haltung und gewährte ihr eines ihrer überaus seltenen, aber darum umso kostbareren Lächeln.
    »Natürlich kannst du hier wohnen«, versicherte sie Zahra. »Allerdings weißt du, dass meine Tage im Palast gezählt sind …«
    »Ja, Gebieterin, das ist mir bewusst«, erwiderte Zahra und bewunderte die Sultanin für die Gefasstheit, die sie in jeder auch noch so schwierigen Lage zu bewahren wusste. Auch Laila, Aischas Lieblingsdienerin, begrüßte sie nun und ebenso die anderen altverdienten Hofdamen, Dienerinnen und Sklavinnen. Erst als diese Frauen in den Nebenraum verschwunden waren und Aischa sich einen Hidschab über ihr mit grauen Silberfäden durchwirktes, schweres dunkles Haar gezogen und ihn vor ihrem Gesicht geschlossen hatte, ließ Kafur Jaime eintreten. Jaime bedankte sich bei Aischa für die Gastfreundschaft, die sie auch ihm für diese Nacht im Palast gewährte, und zog sich sogleich wieder zurück. Als Zahra ihn aus dem Zimmer gehen sah, hatte sie das Gefühl, dass ihr Leben noch einmal von vorn begann: Genauso war damals auch ihr Vater von hier weggegangen, als sie mit dreizehn Jahren zum ersten Mal am Hof geblieben war, um Aischas Hofdame zu werden. Jetzt stand sie in ihrem achtundzwanzigsten Lebensjahr. So viel Zeit war vergangen – und doch hatte sie das Gefühl, das alles sei erst gestern gewesen. Vater, Mutter … Sie biss sich auf die Lippen, denn auch diese beiden Menschen, die sie so sehr geliebt hatte, waren dem Kampf um Granada zum Opfer gefallen.

IV.
    Granada
2 . Januar 1492
    G enau wie Zahra, Raschid, Zubair und Abdarrahman standen auch viele andere Mauren vor dem Stadttor und sahen zu, wie ein riesiger Trupp Christen prächtig aufgeputzt unter den Siegesfanfaren ihrer Hörner auf die Stadt zumarschierte. Ihre Gesichter erhellte strahlender Triumph, während die der Mauren wie versteinert waren und so viel Trauer und Schmerz ausdrückten, wie man es sonst nur bei dem Begräbniszug eines geliebten Menschen finden kann. Auch ein paar Christen waren unter den maurischen Zuschauern, Christen, die seit vielen Jahrzehnten in ihrer Mitte lebten und den Katholischen Königen und ihren Gefolgsleuten mit derselben Unruhe entgegensahen. Genau wie den Juden war es auch ihnen unter der maurischen Herrschaft gut ergangen, sie hatten ein sicheres Einkommen gehabt, frei ihren Glauben ausüben können und Freunde unter den Mauren gefunden. Der Machtwechsel bereitete ihnen kaum weniger Unbehagen als den Mauren, und noch besorgter, ja, furchtsam gar, blickten dem kastilischen Siegeszug die Renegados entgegen, jene Muslime, die vormals Christen gewesen, dann aber von ihrem alten Glauben abgefallen und zum Islam übergetreten waren. Gerade unter ihnen hörte man immer wieder einen voll Beklommenheit gehauchten Namen fallen: den Namen Torquemadas, des christlichen Großinquisitors.
    Obwohl Zahra auf keinen Fall ihren Schmerz zeigen wollte, stiegen auch ihr beim Anblick der

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