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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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dem Tor dann einen so heftigen Stoß, dass es mit einem lauten Knall bis zum Anschlag aufflog. »Jaime!«
    Augenblicklich stand Zahra auf und rannte hinaus. Jaime lenkte das Pferd zu ihr, sprang ab und schloss sie in die Arme. Mit brennenden Augen sah Zahra zu ihm auf. Jaime nickte ihr beruhigend zu und drückte sie noch fester an sich. Dann strich er ihr eine Strähne ihres langen, dunklen Haares aus dem Gesicht. »Wie geht es Yayah?«
    »Ich glaube, er ist endlich über den Berg, und auch die anderen sind auf dem Weg der Besserung.«
    Raschid trat neben ihn und rieb ihm zur Begrüßung über die Schulter. »Und?«, drängte er. »Jetzt erzähl schon! Wie hat Gonzalo reagiert?«
     
    Eine gute Stunde später hatte Jaime Raschid und Zahra ausführlich berichtet. Als er Gonzalos Bedingung nannte, dass Zahra im Austausch für die bewaffneten Männer in Granada bleiben solle, wurde sie blass, sagte aber nichts.
    »In dem Fall werden auch wir nicht weiter nach Portugal ziehen«, entschied Raschid und bot Jaime an, dass dieser gleich am nächsten Tag mit Zahra nach Granada zurückreiten könne. Er würde mit dem Rest der Truppe nachkommen, sobald den Verletzten die Reise zugemutet werden könne.
    Jaime nickte ihm dankbar zu. »Für mich wäre es eine große Beruhigung, wenn wir nicht noch mehr Zeit verlieren würden und Zahra und die Kinder nicht allein mit den Dienern in Granada blieben!«
    »Sicher kann ich anfangs bei Aischa in der Alhambra unterkommen«, meinte Zahra. Sie hatte der Sultanin über viele Jahre als Hofdame gedient und war in dieser Zeit eine enge Vertraute für sie geworden. Dennoch klang ihre Stimme bedrückt. Jaime sah sie fragend an, doch Zahra tat so, als bemerke sie es nicht. Jaime nahm sich vor, sie später, wenn sie einen Moment für sich waren, danach zu fragen.
     
    Mit dem ersten Licht des Tages brachen Jaime und Zahra gen Granada auf. Es war noch kälter geworden, der Frühnebel zog als dicke, weiße Schwaden von den Feldern zu ihnen in die Wälder, so dass sie kaum zwanzig Schritte weit sehen konnten. Wie unter einer Glocke waren sie in diesem Nebel gefangen, und ob sie schneller oder langsamer ritten – der Nebel umfing sie immer gleich und gab ihnen dadurch das Gefühl, auch Stunden später kaum von der Stelle gekommen zu sein. Zahra verkroch sich in ihren dicken Umhang und blickte starr vor sich und das, obwohl oder gerade weil sie längst ahnte, dass Jaime sie fragen wollte, was mit ihr los sei. Doch darüber wollte sie keinesfalls reden, ja, noch nicht einmal darüber nachdenken wollte sie. Sie merkte, wie Jaime immer wieder zu ihr hinübersah, aber ganz gleich, ob er »Verdammte Bäume!« brummte, weil sich seine Locken wieder einmal in ein paar Ästchen verheddert hatten, oder ob er über den harten Gang seines Pferdes nörgelte, das nichts mit seinem wundervollen Prachthengst Barbakan gemein hatte, der die Mägen der hungernden Soldaten El Zegrís bei der Belagerung Málagas hatte füllen müssen – Zahra hütete sich vor jeglicher Reaktion, um von ihm nicht in ein Gespräch gelockt zu werden.
    Mittags löste sich der Nebel endlich auf, und kurz darauf kamen sie an eine Lichtung mit einem kleinen Weiher. Jaime schlug Zahra vor, die Pferde zu tränken und zu rasten. Sie nickte, band ihr Pferd in Ufernähe fest, reichte Jaime eine Kaninchenkeule, nahm sich eine Orange und ließ sich auf einem umgestürzten Baumstamm nieder. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Jaime sie beobachtete, die Augenbrauen hob und wieder senkte und schließlich stoßweise ausatmete. »Zahra, bitte, so geht das nicht. Warum sagst du mir nicht endlich, was du hast? Bist du wütend, weil ich nicht durchgesetzt habe, dass Gonzalo mir die Männer zur Verfügung stellt, ohne dass du dafür quasi als Geisel in der Stadt bleiben musst?«
    »Aber nein, natürlich nicht! Wie kommst du denn auf den Gedanken?«
    »Na, weil … Mein Gott, seit ich gestern gesagt habe, dass du mit mir zurück nach Granada musst, meidest du mich doch, als hätte ich die Pest!«
    »Aber Jaime, du … nein, das ist doch alles ganz anders!« In Zahras Augen trat verzweifelte Abwehr, die noch größer wurde, als Jaime vor ihr in die Hocke ging.
    »Aber wenn es das nicht ist, was ist es dann?«
    Zahra presste die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf und strich sich mit einer seltsam bedächtigen, ergebenen und unendlich traurigen Geste den Hidschab vom Kopf, den Jaime ihr aus Granada mitgebracht hatte.
    Sanft legte Jaime seine Hand auf die

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