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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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ihre. »Zahra, so rede doch, um Himmels willen!«
    Sie sah ihn an, und als ihre Blicke sich begegneten, trat Schmerz in ihre Augen, Schmerz, Hoffnungslosigkeit und Tränen; Tränen, die sie schon so lange unterdrückt hatte und lieber niemals geweint hätte.
    »Zahra …«
    Und dann rann sie über ihre Wange, die erste Träne, und mit ihr zugleich lösten sich weitere und auch die Worte. »Ich … es ist … ach, einfach alles zusammen. Chalida, Yayah, Abdarrahman, Tamu – aber natürlich ist es auch die Rückkehr nach Granada … Warum haben wir diese verdammte Amnestie nicht früher bekommen können? Dann würden wir jetzt in unserem Haus in Granada leben, hätten noch unsere Seidenfarm, Chalida wäre bei uns, Yayah und Tamu nicht verletzt …«
    »Willst du damit sagen, es war ein Fehler, Granada zu verlassen? Ist es das, was du mir vorwirfst?«
    »Aber ich werfe dir doch nichts vor! Und Fehler, mein Gott, man kann doch immer nur aus dem Moment heraus entscheiden, und überdies ist es der Allmächtige allein, der unsere Schritte lenkt. Ach, Jaime, du hast nie verstanden, was Granada für mich bedeutet, und wirst das vielleicht auch nie, aber ich, ich werde Gonzalo auf ewig dankbar sein, dass er dies für uns erreicht hat.«
    »Pah, erreicht!« Jaime warf den Kopf zurück. »Bevor ich von Granada aufgebrochen bin, habe ich in den Gassen von Santa Fe zwei Männer sagen hören, dass derzeit selbst jeder dreckige Händler, der christliche Sklaven nach Afrika verkauft hat, von Isabel eine Amnestie bekommt. Da musste dies bei dir, die nichts weiter verbrochen hat, als im falschen Moment am falschen Ort zu sein, ja wohl allemal möglich sein! Außerdem hatte dich Gonzalo ja selbst in diese missliche Lage gebracht!«
    Zahra sah ihn an. »Du weißt, dass das so nicht stimmt!«
    »Natürlich stimmt das so!«, ereiferte sich Jaime. Mit grimmigem Blick klaubte er einen Stein vom Boden und schleuderte ihn über die Wasseroberfläche. Erst nach dem siebten Hüpfen ging er unter.
    »Jaime, bitte, ich will nicht streiten. Gesteh Gonzalo zumindest zu, dass es großzügig von ihm war, sich für uns einzusetzen. Eigentlich hätte er allen Grund, dir und noch mehr mir auf ewig böse zu sein!«
    »Böse, weil du dich für mich entschieden hast?«, schnaubte Jaime und schleuderte den nächsten Stein. »Nein, damit machst du es dir zu einfach!«
    »Oder du!«, gab Zahra zurück und war selbst erschrocken, wie spitz es klang. Von seltsamer Eile getrieben, legte sie ihren Hidschab wieder an, ging zu ihrem Pferd und wartete, dass Jaime nachkam, aber er stierte stur auf den Weiher und ließ noch drei weitere Steine über die Wasseroberfläche hüpfen. Dann endlich stieg er auf sein Pferd und ritt so heftig an, dass Zahra Mühe hatte, mit ihm mitzuhalten.
     
    Jaime trieb sie auch die nächsten Tage unnachgiebig an, so dass sie sehr viel früher in Santa Fe ankamen, als sie erwartet hatten. Ihr erster Weg führte sie zu Gonzalos Haus. Sein Knappe empfing sie mit größter Dienstbeflissenheit, meldete sie an und konnte sie auch unverzüglich vorlassen. Während sich Jaime und Gonzalo mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken und einem langen, einander abschätzenden Blick begrüßten, war Zahra so verlegen, dass sie kaum aufzusehen und noch weniger etwas zu sagen wagte. Als sie bemerkte, dass Gonzalo die rechte Hand hob, sie sich nach arabischer Art auf die Brust legte und sich verbeugte, tat sie es ihm gleich.
    »As-Salamu alaikum, Gonzalo.« Friede sei mit dir.
    »Wa alaikum as-Salam, Zahra!« Auch mir dir sei Friede.
    Der warme, dunkle Klang seiner Stimme veranlasste Zahra, ihn nun doch kurz anzusehen, und als sie die Verletztheit in seinen Augen gewahrte, war ihr, als seien nicht Jahre, sondern Minuten vergangen, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten, denn es war die gleiche Verletztheit, mit der er ihren Blick bei ihrer letzten Begegnung erwidert hatte – an dem Tag, an dem er hatte erkennen müssen, dass sie nicht ihn, sondern seinen Bruder liebte. Sie öffnete den Mund, wollte sich bei ihm entschuldigen oder ihm zumindest erklären … – aber heute wie damals gab es keine Worte dafür, und so senkte sie hastig wieder den Blick. Zu Zahras Erleichterung setzte Jaime im gleichen Moment zu sprechen an: »Zahra würde gern bei Aischa in der Alhambra wohnen, bis ihr Bruder mit den anderen nachgekommen ist. Ich hoffe, das findet deine Zustimmung und du hattest nicht vor, sie hier einzusperren.«
    Zahra ärgerte sich über Jaimes

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