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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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zu reden oder gar selbst den Anfang zu machen, aber jetzt war es ihr ganz und gar unmöglich.
    »Ich … ich kann nicht«, presste sie hervor, und als hätten diese drei Worte zumindest einen Teil des Drucks von ihr genommen, erwiderte sie Aarons Blick nun zum ersten Mal offen und bemühte sich auch nicht weiter, die Tränen zurückzuhalten. Jetzt war ohnehin alles gleich. Es war vorbei, vorbei, vorbei!
    Als Aaron ihre Tränen sah, verhärtete sich seine Miene, und schließlich schloss er die Augen, geradezu, als wolle er von all dem nichts mehr mitbekommen, aber dann sah er sie doch wieder an – sprang auf, kniete sich vor sie und schloss sie mit einem tief aus seinem Inneren kommenden Klagelaut in die Arme. »Oh Chalida, verdammt, warum musst du nur so stur sein? Alles, alles würde ich für dich tun, wenn du mich nur lassen würdest, aber du …« Er vergrub das Gesicht in ihren Haaren und weinte nun auch selbst. »Noch könnte ich mit deinem Vater reden, und wir …«
    Chalida hob den Kopf von seiner Schulter an. Das Gesicht tränennass, sah sie zu ihm auf, drückte ihm den Zeigefinger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. »Bitte, Aaron, mach es nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Ich will nicht enden wie meine Eltern, und so würden wir enden, irgendwann – und stets beide ohne Heimat sein und uns auch nicht gegenseitig eine Heimat geben können, weil wir noch nicht einmal zusammen beten könnten. Lass uns nicht mehr darüber reden, bitte. Außerdem habe ich dem Allmächtigen geschworen, dass ich Musheer heiraten werde!«
    »Und um mir das zu sagen, hast du mich hergebeten?«
    Chalida sah, wie Aaron schlucken musste. Sie fasste seine Hände, drückte sie kurz und drückte ihre Lippen gegen sie. »Nein, ich … ich wollte … dich um etwas bitten, aber jetzt sehe ich, dass es nicht geht.« Feurige Röte stieg in ihrem Gesicht auf. Hastig ließ sie seine Hände los und griff nach ihrem Hidschab.
    »Warum sagst du es nicht trotzdem, Chalida? Du weißt, dass du alles von mir bekommen kannst – außer einem: Wenn du tatsächlich Musheer heiraten willst, werde ich die Seidenfarm und Granada schon nächste Woche für immer verlassen. Ich habe bereits mit Mosche gesprochen. Ich werde meine Ausbildung bei einem mit ihm befreundeten Medicus fortsetzen. Nächste Woche kommt dieser Medicus von einer langen Reise in den Norden Europas durch Granada, und Mosche hat mit ihm vereinbart, dass ich dann mit ihm nach Córdoba gehe. Ja, und das war es auch, was ich dir sagen wollte.«
    Chalida sah ihn kurz an, nickte mit zusammengepressten Lippen und senkte den Blick. Aaron … Córdoba … Nie mehr würde sie ihn sehen, nie, nie mehr, noch nicht einmal mehr zufällig in den Gassen Granadas … Und eigentlich hätte es das für sie leichtermachen sollen … Doch so war es nicht. Auf einmal war nur noch ein dunkler, abgrundtiefer Schmerz in ihr.
    »Also, Chalida, was soll ich für dich tun?«
    Chalida brachte kein Wort mehr über die Lippen. Nein, sie hätte nie herkommen dürfen, niemals … Und mit einem Mal hatte sie nichts Eiligeres mehr zu tun, als von hier wegzukommen. Mit fliegenden Händen legte sie ihren Hidschab an. »Ich … gar nichts. Es geht nicht. Ich … muss zurück!«
    Aaron packte ihre Hände, sah sie an, und als sich ihre Augen nun begegneten, gelang es Chalida nicht, ihm weiter auszuweichen. Ihre Blicke verschmolzen ineinander, immer tiefer, tiefer, tiefer, und zugleich wurde Chalida von einem so heftigen Gefühl des Einswerdens, nein: des Einsseins mit Aaron durchflutet, dass sie nichts anderes mehr als nur sie beide wahrnahm. Ihr Kuss war zwar scheu, aber doch voll des Drängens, eines Drängens, in dem mit einem Mal eine brennende, sie fast zerreißende Leidenschaft hochbrandete, woraufhin sie sich mit einer Kraft, einer Gewalt, einer Sehnsucht umarmten, als sollten ihre Körper tatsächlich eins werden. Chalida wusste, dass sie dies alles nicht tun und nicht zulassen durfte, aber trotzdem musste sie keine inneren Sperren überwinden, und auch Scham verspürte sie nicht, denn um dies zu erleben, war sie hergekommen: Dieses erste Mal wollte sie mit dem Mann zusammen sein, den sie begehrte! Als Aaron ihre Brust zu liebkosen begann, entkam ihrer Kehle ein heiseres Stöhnen, das sie selbst erschreckte und Aaron unwillkürlich zurückschnellen ließ.
    »Ich … Oh Gott, verzeih!«, keuchte er, und sein Kopf sank mit einem Schluchzer auf ihre Schulter. »Aber ich liebe dich,

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