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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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ihnen holen kommen.«
    »Aber wo seht Ihr die Verbindung zwischen Sánchez und diesem Mudéjar?«, fragte Gonzalo. »Und wieso vermutet Ihr hinter beiden Vorfällen denselben Auftraggeber?«
    Raschid zuckte bei dem Wort »Mudéjar« zusammen. Auch wenn dies die korrekte Bezeichnung für einen unter christlicher Herrschaft lebenden Muslim war, wollte dieses Wort ihm und seinen Glaubensbrüdern noch immer nicht über die Lippen kommen. Er räusperte sich. »Jaime meinte, dass Sánchez und Pulgar bekannt dafür waren, dass sie für jeden arbeiteten, der ihnen eine lukrative Entlohnung bot, und ich denke, hinter den ganzen Entführungen muss eine verbindende Kraft stehen.«
    Gonzalo wiegte nachdenklich den Kopf. »Vielleicht, ja«, brummte er und seufzte. »Ich selbst habe noch immer keine Neuigkeiten für Euch. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, welche Vorwürfe ich mir mache. Wenn ich Eurer Schwester erlaubt hätte, uns zu begleiten, hätte niemand sie entführen können!«
    Raschid schüttelte den Kopf. »Wenn Ihr eingewilligt hättet, sie mitzunehmen, hätte eben ich es ihr verboten – und auch dann hätte sie sich am frühen Morgen allein aus dem Staub gemacht.« Er legte Gonzalo die Hand auf den Arm. »Außerdem hilft uns diese neue Spur vielleicht endlich weiter!«
    Im gleichen Augenblick hastete ein drahtiger kleiner Mann an Raschids Tisch und nickte ihm zu. Sofort machten sich Gonzalo und Raschid mit ihm auf den Weg.
     
    Als die Schritte sich ihrem Zimmer näherten, rückten Zahra und Zainab eng zusammen und nahmen sich an den Händen. Je näher die Geräusche kamen, desto weiter wurden ihre Augen und desto gepresster ihr Atem. Dann hörten sie die Schlüssel, die Tür flog auf und krachte donnernd gegen die Wand. Während Zainab hysterisch aufschluchzte, fühlte sich Zahra, als würde jemand sie in einen Schraubstock zwängen. Ihr Atem blockierte, und ihr Herz schmerzte so sehr, als müsse es jeden Moment platzen. Ibrahim trat in den Raum – und direkt hinter ihm erschienen seine beiden Helfer.
    Als Zahra begriff, was, nein:
wen
sie trugen, stieß sie einen gellenden Schrei aus.
    »Na los, worauf wartet ihr noch?«, herrschte Ibrahim seine Gehilfen an. »Nun werft ihr unser hübsches Geschenk schon vor die Füße!«
    Während Shihab seine Last schlagartig fallen ließ, legte der junge Bursche, von dem Zahra mittlerweile wusste, dass er Omar hieß, den Kopf so behutsam auf dem Boden ab, dass er dafür von Ibrahim einen Schlag auf den Hinterkopf erhielt und gleich noch einen Tritt in den Hintern dazu.
    Zitternd kroch Zahra auf Jaime zu, berührte seine Schulter, stellte fest, dass er noch atmete, und versuchte zu fassen, wie sie ihn zugerichtet hatten: Niemals hatte sie ein solcherart misshandeltes Gesicht gesehen: Die Platzwunden und Prellungen zogen sich bis zum Hinterkopf, die rechte Gesichtshälfte war so zugeschwollen, dass man die Lage des Auges dort nur noch erahnen konnte, auf der linken Wange war eine tiefe, seltsam ausgefranste Fleischwunde, die eigentlich hätte genäht werden müssen, und die Nase war gebrochen. Das Einzige, was Zahra erleichterte, war, dass er bewusstlos war: So spürte er wenigstens nicht die Schmerzen.
    »Ich hoffe, Ihr könnt ihn ein wenig aufpäppeln«, höhnte Ibrahim. »Und sobald er wieder bei Sinnen ist, werden wir unseren Spaß vor ihm haben – und dann werdet Ihr es nicht mehr wagen, Euch mir zu widersetzen, weil ich Euch Euren Christen sonst in seine Einzelteile zerlege. Glaubt mir, sein jetziges Aussehen wird nichts dagegen sein!«
    Er versetzte Jaime noch einen derben Tritt, nickte seinen Helfern zu und warf die Tür hinter ihnen ins Schloss.
    Als die drei gegangen waren, kroch auch Zainab zu Zahra. »Oh Gott«, stöhnte sie. »Das sind doch keine Menschen!«
    Zahra rang vergeblich nach Worten, aber ihre haltlos herabrinnenden Tränen sagten genug.
    »Leg dich wieder hin«, presste sie schließlich hervor, da sie wusste, dass es auch Zainab nicht gutging. Seit ihrem Sturz gegen die Tischkante hatte sie rasende Kopfschmerzen, die, wenn sie sich aufrichtete, heftigen Brechreiz auslösten.
    »Nein, lass mich dir helfen. Du wirst ihn gewiss untersuchen wollen!«
    Zahra nickte und trocknete sich das Gesicht. »Als Erstes kümmere ich mich um seinen Finger!«
    Der Mittelfinger von Jaimes rechter Hand war gebrochen, die Bruchstelle grotesk verschoben. Zahra richtete ihn gerade, angelte nach einem großen Holzsplitter, der bei Zainabs Sturz von dem Stuhl abgesplittert war,

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