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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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und jetzt saß sie in seinem Zelt, und er schien sich tatsächlich ehrlich und von ganzem Herzen zu freuen, sie zu sehen.
    Es dauerte nicht lange, und Chassim kam mit einer Schatulle unter dem Arm zurück. Er öffnete sie mit einem Schlüssel, den er an einer Schnur um den Hals trug. Behutsam fischte er ein zusammengefaltetes blaues Tuch aus der Schatulle und hielt es ihr hin.
    »Nehmt dies als Zeichen meiner Dankbarkeit. Meiner und meines Vaters, er ist leider zu alt und gebrechlich, um mich auf das Turnier zu begleiten, aber er hat mir ausdrücklich befohlen, Euch dies hier als Geschenk zu übergeben, falls ich Euch antreffen sollte. Ich habe ihm alles über Euch erzählt.«
    Anna nahm das Tuch zaghaft entgegen und schlug es vorsichtig auf. Es enthielt ein kleines, goldenes Kreuz an einem Kettchen, mitten im Kreuz war ein Edelstein gefasst, der rot war und geformt wie ein Blutstropfen. Bei diesem Anblick schlug ihr das Herz bis zum Hals.
    »Euer … Euer Hoheit«, stammelte Anna. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist viel zu wertvoll für mich, das kann ich nicht annehmen.«
    »Wollt Ihr mich beleidigen? Und meinen Herrn Vater dazu?«
    Chassim warf ihr einen strengen Blick zu.
    In diesem Moment hätte sie ihm am liebsten die Arme um den Hals geworfen und ihn geküsst.
    Stattdessen sagte sie: »Nein, natürlich nicht. Es ist wundervoll. Ich habe noch nie in meinem Leben etwas so Schönes geschenkt bekommen.« Sie zögerte, dann lächelte sie und sah ihm mit einer hilflosen Geste in die Augen. »Um ganz ehrlich zu sein: ich habe noch nie in meinem Leben überhaupt etwas geschenkt bekommen …«
    Er nahm ihr das Kettchen aus der Hand.
    »Dann wird es aber Zeit!«, meinte er, hängte es ihr von hinten um und hob dann ihr Haar nach oben, so dass das Kettchen auf ihrem nackten Hals auflag.
    Als er ihren Nacken mit einer sanften Berührung bedachte, lief Anna eine Gänsehaut über den Körper und ließ ihr erneut die Röte ins Gesicht steigen. Es war ein magischer Moment, und Anna wünschte sich, dass Chassim dies genauso empfinden würde.
    Bevor sie etwas sagen konnte, stampfte am Eingang zum Zelt einer der Burschen Chassims laut auf und hüstelte. Chassim wandte sich ihm zu.
    »Ja?«, sagte er. »Was ist?«
    »Herr, der Graf von Landskron möchte Euch sprechen und bittet Euch, ihn aufzusuchen«, sagte der sommersprossige Bursche mit einer angedeuteten Verbeugung.
    »Ist gut, ich komme«, sagte Chassim, wartete, bis sich der Bursche entfernt hatte, und drehte sich wieder zu Anna um.
    »Es war schön, Euch wiedergesehen zu haben. Werdet Ihr beim Turnier zugegen sein?«, wollte er wissen.
    »Wenn es meine Zeit erlaubt«, sagte sie ausweichend.
    »Mit Verlaub, ich will Euch etwas verraten, aber Ihr dürft es nicht weitererzählen. Versprecht Ihr mir das?«
    Anna nickte.
    »Mein Schwager will seinem Ehrengast, dem Erzbischof von Köln, etwas ganz Besonderes bieten«, fing er an.
    Anna unterbrach ihn. »Der Erzbischof kommt zum Turnier? Konrad von Hochstaden?« Nur mit allergrößter Mühe konnte sie ihr Erschrecken kaschieren.
    »Ja«, antwortete Chassim. »Erstaunlich, dass er sich dazu herablässt, einen ausgewiesenen Anhänger der Staufer wie meinen Schwager mit seinem Besuch zu beehren. Ihr kennt ihn?«
    Anna überlegte fieberhaft. Sollte sie Chassim erzählen, dass sie dem Erzbischof schon begegnet war? Als Bruder Marian? Nein, unmöglich – dann würde er weitere Fragen stellen, die sie auf gar keinen Fall beantworten konnte, ohne zu viel über ihre wahre Herkunft zu offenbaren.
    »Nur vom Hörensagen. Sein Ruf eilt ihm voraus. Er soll ein gestrenger Diener des Herrn sein«, erwiderte sie zurückhaltend.
    »Nun, solange es mit seinen eigenen Interessen in Einklang zu bringen ist … Aber genug der Politik. Ich wollte Euch nur vorwarnen, dass Ihr nicht alles für bare Münze nehmt, was Ihr beim Turnier sehen werdet.«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Mein Schwager hat eine Vorliebe für Effekte, die man sonst nur bei Gauklern und Schauspielern zu sehen bekommt. Also – lasst Euch, wenn es zu den Kämpfen kommt, nicht erschrecken. Mehr dazu darf ich Euch nicht verraten, sonst ist es ja keine Überraschung mehr.«
    Er stand auf und verneigte sich vor ihr. »Es hat mich wirklich sehr gefreut, Euch wiedergesehen zu haben. Auf bald, Medica«, sagte er und verschwand.
    Benommen blieb Anna eine Weile sitzen und betastete ihr Geschenk, das kleine Kreuz mit dem Blutstropfen aus Rubin. Wie kam Chassim dazu, ihr

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