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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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würde dem Erzbischof schon zeigen, wer vom Teufel besessen ist und wer nicht!«, rief Chassim aus.
    Die Gräfin hatte mit einem derartigen Gefühlsausbruch gerechnet, sie kannte ihren Bruder gut genug und versuchte, seine sinnlose Wut einzudämmen. »Konrad von Hochstaden hat meinem Mann sein Wort gegeben, dass die Medica so lange hierbleiben kann, bis du wieder einigermaßen genesen bist.«
    »Und den Zeitpunkt bestimmt er? Das darf doch nicht wahr sein! Warum will er dich vernichten, Anna? Weil du als Bruder Marian in seinem Kloster gelebt hast und ihm irgendwie gefährlich werden könntest?«
    Die Medica wollte antworten, aber Bruder Thomas sprach als Erster. »Es mag vielleicht auch eine persönliche Angelegenheit sein, weil der Erzbischof weiß, dass durch Anna Machenschaften ans Licht kommen könnten, die mit dem plötzlichen Tod von Pater Urban und dem Tod ihrer Eltern zu tun haben. Er weiß wohl inzwischen, dass Anna früher Bruder Marian war. Aber in erster Linie sieht sich Konrad von Hochstaden als Verteidiger des Glaubens und damit als Bekämpfer jeglicher Irrlehre und Häresie, und danach handelt er. Mit ihren Heilmethoden kann Anna dem wahren und einzigen Glauben gefährlich werden. Und das wird der Erzbischof niemals zulassen. Weil es das gesamte Fundament, auf dem die heilige Mutter Kirche ruht, in Frage stellt. Verzeiht mir, Anna, das entspricht nicht meiner persönlichen Meinung, aber so denkt der Erzbischof. Ihr seid eine Bedrohung für das Machtgefüge, weil Eure Arbeit dazu führen könnte, dass die Leute anfangen, selbst zu denken, und feststellen könnten, dass es noch andere Wahrheiten gibt neben der, die ihnen gepredigt wird. Und das werden die hohen Herrschaften, die etwas zu sagen haben, niemals zulassen.«
    Die Gräfin, die Medica und Chassim sahen Bruder Thomas erstaunt an, der vor lauter Eifer rot angelaufen war.
    Schließlich schüttelte die Medica den Kopf. »Ihr habt vermutlich vollkommen recht, Bruder Thomas, aber wenn Ihr das vor Gericht vortragt, landen wir ohne Verhandlung gleich auf dem Scheiterhaufen!«
    Chassim war immer noch erschüttert. »Ja, glaubst du denn wirklich, ihr bekommt eine gerechte Verhandlung?«
    »Mein Gatte wird alles dafür tun, das hat er mir versprochen. Und das hat er auch dem Erzbischof gesagt«, mischte sich die Gräfin ein.
    Chassim widersprach vehement. »Das ist ja aller Ehren wert, aber es wird keine gerechte Verhandlung geben! Ich sage euch: Das Urteil steht von vorneherein fest! Anna, du darfst es auf keinen Fall so weit kommen lassen, dass dich der Erzbischof einsperrt. Das Einzige, was bleibt, ist Flucht.«
    »Und die Wachen?«, wandte Bruder Thomas ein.
    Chassim winkte ab. »Da fällt uns schon was ein. Ich bringe euch zu meinem Vater, dort seid ihr erst mal in Sicherheit. Und dann sehen wir weiter.«
    »Du kannst in deinem Zustand niemanden irgendwohin bringen«, stellte die Gräfin fest. »Außerdem – was wäre damit gewonnen?«
    »Zeit, Schwester, Zeit! Und Annas Leben.«
    In diesem Moment stand die Medica auf und schritt zur Tür. »Ich weiß, dass ihr alle es gut mit mir meint und auf meiner Seite steht, und dafür danke ich euch«, sagte sie. »Aber ich werde nicht davonlaufen. Ich werde mich den Anschuldigungen stellen und sie entkräften.«
    * * *
    Innerlich aufgewühlt hastete Anna aus der Behandlungsstube und stieß auf dem Weg in ihr Zimmer beinahe mit Berbelin zusammen. Zuerst bemerkte sie gar nicht, wie verstört ihre Magd war. Erst als Berbelin sie festhielt und ihr mit hektischen Gesten begreiflich zu machen versuchte, dass sie ihr etwas Wichtiges mitzuteilen hatte, blieb Anna stehen. Berbelin zog ein zusammengefaltetes Pergament aus ihrem Ausschnitt und hielt es ihrer Herrin hin.
    Anna nahm es entgegen und sah Berbelin fragend an. »Das hat dir jemand für mich gegeben?«
    Berbelin nickte eifrig, und weil Bruder Thomas gerade aus der Tür des Behandlungszimmers trat, deutete sie auf ihn und legte die Handflächen aneinander wie zum Gebet.
    Anna verstand sofort, was sie damit sagen wollte. »Ein Mönch?«
    Wieder nickte Berbelin heftig.
    »Kanntest du ihn?«
    Berbelin schüttelte den Kopf, machte einen Schritt auf Bruder Thomas zu und zog ihm so weit die Kapuze über den Kopf, dass nur noch die Nase hervorlugte.
    »Du hast sein Gesicht nicht gesehen. Hat er was gesagt?«, wollte Anna wissen.
    Berbelin zeigte auf Anna und legte den Zeigefinger auf ihre Lippen.
    Anna fing an zu raten. »Dass du nur mir die Botschaft geben

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