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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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der Erzbischof ab. »Du nennst dich eine Medica?«
    »Ja, Eure Eminenz.«
    »Wie kannst du dir anmaßen, dich so zu nennen? Mit sechzehn Jahren? Hat dir der Satan den Titel verliehen?«
    »Nein, Eure Eminenz. Der Graf.«
    »Aha.« Der Erzbischof warf einen missbilligenden Blick zum Grafen hinüber.
    »Ist dir der Teufel schon einmal begegnet?«, fragte er.
    Anna nickte. »Ja, in mancherlei Menschengestalt.«
    Ein Raunen ging durch das Publikum.
    Die Augen des Erzbischofs verengten sich. »Willst du damit sagen, du hast mit ihm Unzucht getrieben?«
    »Nein, Eure Eminenz. Aber mir kommt es bisweilen so vor, als würden sich Menschen wie Teufel benehmen. Anderen Menschen gegenüber. Ohne Gottes Gebote der Nächstenliebe und der Vergebung zu beachten.«
    »Wir führen hier keine theologische Debatte, Angeklagte. Es steht dir nicht zu, über grundsätzliche Fragen des Glaubens zu urteilen. Du hast nur meine Fragen zu beantworten. Du hast als Medica gearbeitet und Menschen geheilt?«
    »Ja, solange man mich gelassen hat, Eminenz.«
    »Hast du dabei Zaubertränke, Flüche, Zaubersprüche und ähnliche Rituale verwerflicher Natur angewendet?«
    »Niemals, Eminenz. Ich habe alle Patienten nur nach bestem Wissen und Gewissen mit allgemein zugänglichen Arzneien behandelt und Heilmethoden angewendet, die ich gelernt habe und für angemessen hielt.«
    »Und was ist das?« Der Erzbischof winkte seinem Neffen, der einen dicken Packen Bücher heranbrachte und ihn vor Annas Füßen auf den Boden fallen ließ, dass der Staub hochstob.
    »Gehören diese Bücher dir?«, fragte der Erzbischof.
    Anna kniete sich nieder, ließ sich Zeit und sah jedes Buch an, bevor sie wieder aufstand und nickte. »Ja, die gehören mir.«
    »Warum hast du sie dann in einer Truhe hinter dem Haus vergraben?«
    »Weil ich befürchtete, sie könnten in die falschen Hände geraten und verbrannt werden. Sie sind sehr wertvoll.«
    »Du hast also gewusst, dass sie verboten sind und schändlichen Inhalts? Dass sie die Lehren der Kirche in den Schmutz ziehen und Gott lästern?«
    »Es sind Werke bedeutender Gelehrter, die in der Heilkunde und für das Verständnis körperlicher Geschehnisse von großem Nutzen sein können und …«
    »Schweig!«, herrschte sie der Erzbischof an. »Hast du jemals mit der Hilfe des Satans, der Urheber oder zumindest Einflüsterer solcher Bücher ist, einen Menschen vom Tode zum Leben erweckt?«
    Anna starrte ihn an. »Nein. Niemals.«
    Der Erzbischof nickte seinem Abt zu, der übernahm.
    »Die erste Zeugin!«, rief Abt Sixtus Gero von Hochstaden zu.
    Der öffnete die Eingangstür und rief eine verschüchterte Frau herein, die Anna erst auf den zweiten Blick erkannte.
    »Komm näher, Weib!«, sagte der Abt und winkte sie heran.
    Mit gesenktem Blick trat die Frau neben die Medica und vermied es krampfhaft, sie anzusehen, obwohl Anna ihre Augen auf sie gerichtet hatte.
    »Noch näher, du brauchst dich nicht zu fürchten«, sagte Abt Sixtus in einem milden Ton, als redete er mit einem Kind.
    Anna erkannte die Frau, sie war die Mutter des kleinen Mädchens, das als ertrunken galt, weil es in einen Brunnen gefallen und leblos herausgezogen worden war.
    »Du hast die Medica bei der Ausübung ihrer Hexenkunst beobachtet?«, fragte Abt Sixtus.
    Die Frau nickte.
    »Was hat sie getan?«
    »Sie hat ihre Hand auf meine tote Tochter gelegt, etwas gemurmelt und sie wieder zum Leben erweckt.«
    »Können das noch andere bezeugen?«
    »Ja. Mein Mann und etliche Nachbarn, die es mitangesehen haben.«
    »Es ist gut, du kannst gehen.«
    Die Frau drehte sich um, den Blick immer noch zu Boden gesenkt, und wollte an Anna vorbeigehen. Aber Anna machte einen Schritt zur Seite und hielt sie auf.
    »Eure Eminenz«, wandte sie sich an das Gericht. »Darf ich mit der Zeugin reden?«
    »Lass die Zeugin los, auf der Stelle!«, donnerte der Erzbischof.
    Anna trat wieder hinter ihr Pult.
    »Wenn du so etwas noch einmal tust oder redest, ohne gefragt zu werden, kannst du in Ketten im Verlies warten, bis die Zeugenvernehmung abgeschlossen ist!« Mit einem Kopfnicken schickte er die Frau weg.
    Der Ablauf der Zeugenbefragung wiederholte sich noch etliche Male. Sogar die Mutter der mit Zwillingen schwangeren Frau, die Meister Aaron noch untersucht und die später zwei gesunde Mädchen zur Welt gebracht hatte, war erschienen. Die Alte behauptete, der Lehrmeister der Medica sei der Teufel selbst gewesen, weil er nur am Bauch ihrer Tochter gehorcht habe und daraufhin

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