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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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wusste, dass sie Zwillinge bekäme.
    Anna mischte sich nicht mehr ein, sagte nichts mehr und hörte sich nur noch an, was Abt Sixtus mit nervenzermürbender Gründlichkeit aus den zahlreichen Zeugen herausholte. Sie hatte diesen Leuten unter Einsatz all ihres Könnens und Wissens geholfen, hatte die meisten wieder gesund gemacht oder ihr Leid gelindert, und das war nun der Dank dafür: dass sie Anna – und das wussten sie genau – mit ihren Aussagen dem Henker preisgaben.
    Sie sah den in sich zusammengesunkenen Grafen von Landskron mitten unter den Anklägern sitzen, das schlechte Gewissen und die Wut standen ihm ins Gesicht geschrieben, und erkannte, dass auch er dem Inquisitor nichts entgegenzusetzen hatte.
    Anna blickte sich verstohlen nach der Gräfin und Chassim im Publikum um, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Waren sie gar nicht anwesend oder hatten die Wachen sie wieder hinausgeschickt? Und wo war nur Bruder Thomas geblieben? Sie hatte alle Hoffnung auf ihn und seine Mission gesetzt, und nun sah es ganz so aus, als hätte er sie im Stich gelassen. Oder war er vielleicht gar nicht mehr in der Lage, zurückzukommen, weil er längst nicht mehr lebte? Bei diesem Gedanken fraß sich wieder die schwarze Panik in ihr Herz.
    Anna musste sich zwingen, wieder an der Verhandlung teilzunehmen und die Reden des Abtes und der Zeugen mit anzuhören. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass dieser Alptraum bald vorbei wäre.
    Doch anscheinend hatte der Erzbischof noch nicht genug. Er ließ nun den Feldscher des Grafen aufrufen, der, ganz anders als die vorigen Zeugen, erhobenen Hauptes vortrat.
    Abt Sixtus fragte ihn: »Ihr seid der Feldscher und steht in gräflichen Diensten?«
    »So ist es, ehrwürdiger Abt.«
    »Dann schildert, wie die Niederkunft der Gräfin abgelaufen ist.«
    In diesem Moment fuhr Graf von Landskron empört hoch. »Das geht zu weit! Was hat die Geburt meines Sohnes mit der Anklage zu tun?«, wetterte er wutentbrannt.
    Betont geduldig entgegnete der Erzbischof: »Nun, die Medica war daran beteiligt. Ist es nicht so, Graf?«
    »Ja, das stimmt. Sie und der damalige Medicus haben das Leben meiner Frau und meines Sohnes gerettet, so wahr ich hier stehe!«
    »Das mag wohl richtig sein«, sagte der Erzbischof. »Doch mit welchen Mitteln, das ist hier ausschlaggebend! Setzt Euch, solange der Feldscher befragt wird. Setzt Euch!«
    Erst nach zweimaliger Aufforderung kam der Graf dem Befehl des Erzbischofs zögernd nach.
    »Wohlan, Feldscher, schildert Euren Eindruck von damals«, fuhr der Erzbischof fort.
    »Ich sah gleich, dass der Gräfin, deren Niederkunft längst überfällig war, nicht mehr zu helfen war, sie lag in den Wehen, aber das Kind wollte einfach nicht kommen. Ich holte den ehrwürdigen Burgkaplan, damit dieser ihr die letzte Ölung geben sollte.«
    »Ist dies geschehen, ehrwürdiger Kaplan?«, wandte sich der Erzbischof an seinen Beisitzer.
    Der Burgkaplan schüttelte den Kopf. »Ich wurde gar nicht vorgelassen. Weil dieser jüdische Medicus und seine Helferin, die vor uns stehende Hexe, schon damit begannen, Kerzen aufzustellen, um ihr teuflisches Ritual vollziehen zu können, das schließlich von Erfolg gekrönt war. Der Graf unterstützte sie dabei.«
    Wieder sprang der Graf auf: »Die Kerzen waren dazu da, um Licht zu spenden. Der Medicus brauchte Licht!«
    »Setzt Euch gefälligst hin und haltet den Mund, solange der ehrwürdige Kaplan spricht!«, ging der Erzbischof scharf dazwischen.
    Der Burgkaplan fuhr unbeirrt fort: »Wie alle Welt weiß, erfreuen sich die Gräfin und ihr Sohn inzwischen bester Gesundheit. Mit rechten Dingen kann das nicht zugegangen sein. Ita me Deus adiuvet !«
    Der Feldscher bekreuzigte sich. »Es ist genauso abgelaufen, wie es der ehrwürdige Kaplan schildert.«
    Der Erzbischof nickte. »Dann kommen wir zur letzten von diesen Wunderheilungen mit dem Segen des Satans. Zur Heilung eines Knochenbruchs, der für gewöhnlich unheilbar ist. Ist es nicht so, Feldscher ?«
    »So ist es, Eure Eminenz. Junker Chassim von Greifenklau wurde im Turnierkampf schwer verletzt. Dafür bin ich zuständig als Feldscher . Ich sah mir den schrecklichen Bruch im Unterschenkel an, ein Knochen stand heraus, es war eine offene Wunde. Für mich gab es nur eine Lösung, um dem Ritter das Leben zu retten: Amputation!«
    »Ihr kennt Euch aus mit derartigen Verletzungen, Feldscher ?«
    »Das will ich wohl meinen. Ich behandle seit über zwanzig Jahren Kampf- und Kriegsverletzungen,

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