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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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mit Anna einen Fluchtversuch wagen und sich mit ihr irgendwie zum Gutshof seines Vaters durchschlagen. Ihre Standesunterschiede schob er beiseite, die Folgen einer solchen Tat waren ihm gleichgültig. Er liebte Anna und würde alles tun, um sie zu retten. Anna spürte und wusste, dass er es aus tiefstem Herzen ehrlich meinte. Mit seinen zwei Stallburschen traf er schon heimlich Vorkehrungen zur Flucht. Auch wenn sie ahnte, dass der Erzbischof mit so einer Verzweiflungstat rechnete und überall Wachen aufgestellt hatte.
    In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen, und eine Wache kam herein. »Mach dich bereit, der Erzbischof wird dich gleich aufsuchen. Deine Magd soll so lange verschwinden. Seine Eminenz will allein mit dir sprechen.«
    Er führte Berbelin hinaus, und Anna wappnete sich, um ihrem Erzfeind gegenüberzutreten.
    * * *
    Konrad von Hochstaden mochte keine Überraschungen. In Begleitung des Grafen von Landskron, seines Neffen Gero, Abt Sixtus und des Burgkaplans befand er sich auf einer Besichtigungsrunde über das Burggelände von Landskron, um sämtliche Örtlichkeiten, die für die nächsten zwei Tage von Belang waren, in Augenschein zu nehmen. Er nahm sich das Verlies und die Schmiede vor und auch den Innenhof, der bei einem Schuldspruch als Richtstätte dienen sollte.
    Zu guter Letzt setzte er sich in der Empfangshalle auf den Stuhl, der für den Vorsitzenden des Tribunals vorgesehen war. Zu beiden Seiten waren mehrere Reihen von Sitzbänken aufgestellt, die für die Ratsherren und Zunftmeister bestimmt waren, dem Richtertisch gegenüber konnte das gemeine Volk Aufstellung nehmen. Mitten in diesem Viereck stand ein Pult, der Platz für die Angeklagte. Der Erzbischof hatte angeordnet, dass so viele Menschen wie möglich am Prozess teilnehmen sollten, der Andrang würde groß werden, und die Wachen waren angewiesen, dafür Sorge zu tragen, dass es nicht zu Tumulten kam.
    Als sich der Erzbischof wohlwollend umgesehen hatte und feststellte, dass inzwischen auch der Vogt eingetroffen war, ein glatzköpfiger, schwergewichtiger Mann um die vierzig, der von einigen Herren in prächtigen Gewändern begleitet wurde, nickte er den Anwesenden zu, stand auf und hob an zu sprechen.
    »Ehrwürdige Herren. Am morgigen Tage werden wir darüber zu richten haben, ob die allgemein als Medica bekannte Anna aus Ahrweiler schuldig oder nicht schuldig ist im Sinne der Anklage, nämlich eine verderbte Häretikerin zu sein, die mit ihrer Hexenkunst gegen die Reinheit des Glaubens verstoßen, Gott geleugnet und in ketzerischer Art und Weise die Macht des Teufels vertreten hat. Dies ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, denn im Falle einer Verurteilung durch den ehrwürdigen Vogt, der aufgrund seiner weltlichen Autorität dazu ermächtigt ist, ein Todesurteil zu fällen, wird die Angeklagte dem Scheiterhaufen zugeführt. Kraft meines durch die heilige Mutter Kirche verliehenen Amtes als Erzbischof und auf der Grundlage der 1184 durch Papst Lucius III. erlassenen Bulle ernenne ich mich hiermit selbst zum Inquisitor für die Dauer des Verfahrens. Ich werde das Verhör übernehmen und zur Wahrheitsfindung gegebenenfalls den Einsatz der Folter anordnen. Zu Beisitzern und Stellvertretern bestimme ich den ehrwürdigen Abt Sixtus, den ehrwürdigen Burgkaplan und den Grafen von Landskron. Mein Neffe, Gero von Hochstaden, ist für die Zeugenzuführung und den reibungslosen Ablauf der Verhandlung verantwortlich.«
    Er wandte die Augen gen Himmel und erbat mit erhobenen Händen göttlichen Segen.
    »Deprecare Deum, sancte Michael Archangele, ut conterat satanam sub pedibus nostris, ne ultra valeat captivos tenere homines, et Ecclesiae nocere! Dominus vobiscum!«
    Die Anwesenden murmelten: » Et cum spiritu tuo .«
    »Und jetzt«, sagte der Erzbischof und ging auf den Grafen zu, »führt mich zu Anna Ahrweiler.«
    * * *
    Unruhig ging Anna in ihrer Kemenate auf und ab. Vor über einer Stunde hatte man den Erzbischof angekündigt. Das Warten begann sie zu zermürben. Doch da klopfte es, und die Wache riss von außen die Tür auf. Konrad von Hochstaden trat ein.
    Anna, die vor dem kalten Kamin stand, sah ihm stolz entgegen. Sie war wie immer in ihre einfache Kutte mit Kapuze gekleidet, der Erzbischof trug einen dunkelroten Umhang aus Seide über seiner schneeweißen Tunika, der mit einem weißen Pelz verbrämt war, sowie seinen Pileolus und wartete, bis sie beide allein gelassen wurden.
    Anna sprach kein Wort der Begrüßung und machte auch

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