Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
Vom Netzwerk:
keinerlei Anstalten, sich zu verbeugen. Der Erzbischof musterte sie kalt von oben bis unten.
    »So sieht man sich wieder«, unterbrach er schließlich nach einer kleinen Ewigkeit die Stille. »Anna aus Ahrweiler. Oder soll ich besser sagen: Bruder Marian?«
    »Ganz wie es Euch beliebt, Euer Eminenz.«
    Der Erzbischof kam näher, dabei ließ er Anna keinen Moment aus den Augen. Während Anna wie erstarrt stehen blieb, umrundete er sie wie ein Kunstkenner, der eine antike Statue von allen Seiten betrachten und studieren will.
    »Morgen ist dein großer Tag, Anna Ahrweiler. Er wird auch dein letzter sein. Aber vorerst höre mich an. Ich habe dir ein Angebot zu unterbreiten. Du legst morgen in aller Früh ein Geständnis ab und bekennst, eine Hexe zu sein. Damit ersparen wir uns viel Zeit und Aufwand. Sollte dieser Fall eintreten, will ich Gnade vor Recht ergehen lassen und gewähre dir den schnellen Tod durch das Henkersbeil.«
    »Ich habe nichts zu gestehen.«
    »Wie du willst. Das Angebot erlischt, sobald ich diesen Raum verlasse.«
    Anna schwieg.
    Der Erzbischof nickte, als habe er ein Einsehen. »Ich sollte vielleicht noch hinzufügen, dass, falls du gestehst, deine Gefährten mit der Furcht davonkommen, die sie jetzt befallen hat.«
    »Andernfalls?«
    »Nun, jeder, der sich mit dir eingelassen hat, wird wegen Ketzerei angeklagt. Ausnahmslos.«
    Anna drehte zum ersten Mal den Kopf nach ihm um: »Sagt mir eines: Warum wollt Ihr mich vernichten?«
    Der Erzbischof schien auf diese Frage gewartet zu haben. Er entgegnete leise, aber eindringlich: »Du nimmst dich zu wichtig, Anna aus Ahrweiler. Aber ich will dir antworten, so gut ich kann. Die Menschen müssen sich fürchten, sonst kann es keinen Glauben geben auf der Welt. Zu viel Wissen ist gefährlich. Denn mit dem Wissen überwindet man die Furcht. Und wer keine Furcht vor dem Teufel und dem ewigen Höllenfeuer hat, der braucht keinen Gott mehr. Und du, Anna, gehörst zu denen, die Wissen erwerben und verbreiten wollen. Du sorgst dafür, dass die Furcht immer weniger wird. Und das untergräbt und zerstört den Glauben. So etwas kann ich als guter Hirte meiner christlichen Herde nicht zulassen.«
    »Das ist ein Grund. Wenn auch ein wichtiger. Aber ist es nicht so, dass ich zu viel weiß über Euch?«
    Der Erzbischof hatte aufgehört, sein Opfer zu umkreisen, und blieb jetzt, Auge in Auge, vor Anna stehen. Sie waren sich auf einmal ganz nah, aber Anna zuckte nicht mit der Wimper und hielt seinem Blick stand, als er verächtlich sagte: »Du weißt gar nichts über mich! Nicht das Geringste!«
    Anna sah ihm unverwandt in die Augen, als sie entgegnete: »Und wer hat veranlasst, Pater Urban zu vergiften?«
    Der Erzbischof neigte den Kopf und lächelte sibyllinisch . »Ach, das meinst du. Woher weißt du das? Warst du nicht der Famulus des Infirmarius ? Mit genügend Kenntnissen, um deinen eigenen Meister zu vergiften?«
    Bei diesem Vorwurf schoss Anna die Zornesröte ins Gesicht. Aber sie hielt den Blick des Erzbischofs eisern fest.
    Konrad von Hochstaden fuhr fort: »Und warum hast du das getan? Ich will dir die Antwort darauf geben …« Er flüsterte nun. »Weil du schon damals eine Hexe warst! Und der Teufel hat dir eingegeben, dass du die Stelle von Pater Urban einnehmen sollst!«
    Anna presste die Lippen zusammen und blieb stumm.
    Der Erzbischof lächelte noch immer, als er leise sprach: »Vom Bauernmädchen über den Novizen zur Medica, fürwahr eine glänzende Laufbahn.«
    Er schnupperte an ihr.
    »Und wie gut du duftest! Nach Lavendel und Rosenöl. Sag mir eines: War es nicht dein größter Wunsch, den Gestank des Gewöhnlichen loszuwerden?«
    Anna antwortete nicht. Sie hatte größte Mühe, sich darauf zu konzentrieren, dass sie nicht die Beherrschung verlor.
    Konrad von Hochstaden flüsterte ihr nun ins Ohr, er war ihr so nahe gekommen, dass sein Atem sie kitzelte.
    »Hast du dafür dem Satan deine Seele verkauft? Um den Pesthauch der niederen Herkunft abzustreifen? Einzigartig zu sein? Dich über die gewöhnlichen Sterblichen zu erheben?«
    Anna nahm ihren ganzen Mut zusammen und entgegnete: »Sprecht Ihr von mir oder von Euch?« In diesem Augenblick war es mit ihrer Selbstbeherrschung vorbei. Ihre ganze unterdrückte Wut brach wie ein Vulkan aus ihr heraus, als sie den Erzbischof anschrie: »Ihr seid bereit, über Leichen zu gehen, um Eure Ziele zu erreichen! Und Pater Urban stand Euch im Weg! Genauso wie ich Euch im Weg bin!«
    Der Erzbischof wich einen

Weitere Kostenlose Bücher