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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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einsetzende Regen die Gemüter nicht abzukühlen vermochte, im Gegenteil, das heulende und jammernde Gekeife der Streitenden und das Brüllen der Waffenknechte war inzwischen in ein verbissenes und zügelloses Hauen und Stechen übergegangen, eine einzige Kakophonie lang aufgestauter Wut, die sich in diesem Augenblick in sinnloser Gewalt Bahn brach.
    Doch dann fiel der Regen so dicht und verdunkelte alles, dass sie nichts mehr erkennen konnte und den Blick wieder nach vorne richtete. Der Wolkenbruch rauschte nur so herunter, und Aaron trieb seine Zugpferde mit Zurufen, Zügel und Peitsche zu höchster Eile an. Die Tiere gaben ihr Bestes, wahrscheinlich spürten sie die Nähe des heimischen Stalles. Anna hoffte nur, dass die Pferde und Aaron wussten, wohin sie unterwegs waren, denn sie konnte außer einer grauen Regenwand nichts erkennen. Sie klammerte sich so fest sie konnte an den Kutschbock. An einer vage erkennbaren Mauer entlang ging die Höllenfahrt, bis Aaron scharf nach links abbog. Der Planwagen kam ins Schlingern und war kurz davor, umzukippen. Aber der Schwung riss ihn weiter.
    Schließlich ratterte das Gespann durch einen großen hölzernen Torbogen und kam endlich in einem Hof zum Halt, wo die Pferde mit dampfenden Flanken und Schaum vor dem Maul zitternd stehen blieben. Aaron sprang vom Kutschbock und öffnete einen der massiven Torflügel zur Scheune. Anna folgte ihm und schwang den zweiten Torflügel auf, während Aaron die Zugpferde am Geschirr packte und das Gespann in die weiträumige und trockene Scheune zog.
    Triefend vor Nässe sahen sie durch das Tor nach draußen, wo der Himmel noch immer seine Schleusen geöffnet hatte und jetzt Hagelkörner herunterprasselten, die so groß wie Kieselsteine waren. Sie verwandelten den ganzen Hof im Nu in ein weißes Eisfeld und trommelten so heftig auf das Scheunendach, als würde der Leibhaftige gewaltsam Einlass begehren.

III
    E ine Tür zu ihrer Seite ging auf, und zwei aufgeregte Frauen kamen aus dem angrenzenden Wohnhaus in die Scheune gelaufen. »Gott behüte, Herr! Wie seht Ihr denn aus?!«, lamentierte die Jüngere der beiden. Sie trug eine Haube, eine Schürze um die breite Hüfte und schlug bei Aarons Anblick die Hände erschrocken über dem Kopf zusammen. »Wer hat euch so zugerichtet? Und wo ist Nikolas?«
    Die Ältere der beiden, sie war bereits grauhaarig und ging wohl auf die sechzig zu, reagierte etwas gefasster, schob die jammernde Dienstmagd resolut beiseite, um ihrem Bruder Aaron den klatschnassen Umhang abzunehmen.
    »Du musst sofort deine Sachen ausziehen. Du holst dir sonst noch den Tod«, sagte sie und äugte dabei misstrauisch zu Anna hinüber, die eingeschüchtert danebenstand und vor sich hintropfte.
    Aaron sah in der Tat zum Erbarmen aus. Aus seinem Verband sickerte das Blut seiner Kopfwunde und lief ihm den Hals hinunter.
    »Tut mir einen Gefallen«, sagte er erschöpft, während er sich aus seinem Umhang schälte und ihn seiner Schwester überließ. »Kümmert euch erst um die Pferde. Nikolas hat sich in Köln ausbezahlen und bei den Wachen des Erzbischofs anwerben lassen.«
    Die beiden Frauen starrten ihn überrascht an. Aber Aaron ließ sie erst gar nicht weiter nachfragen. »Seine Sachen werde ich ihm nachschicken.« Er fasste sich vorsichtig an seinen Schädel. »Das mit dem Kopf war ein Unfall.«
    Die Schwester kam näher und sah sich den blutdurchtränkten Verband genauer an. »Du blutest stark, lass mich zuerst die Wunde versorgen«, meinte sie.
    »Das übernimmt mein neuer Famulus «, entgegnete Aaron in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. »Er kennt sich aus mit Verletzungen. Er ist zwar noch sehr jung an Jahren«, dabei zog er Anna nach vorne und fasste sie an beiden Schultern, »aber er hat alles Nötige bei einem Infirmarius im Kloster gelernt. Marian wird bei uns unterkommen. Richtet ihm Nikolas’ Zimmer neben meinem Behandlungsraum her.«
    Er wies auf die ältere der beiden Frauen. »Das ist Esther, meine Schwester und Haushälterin«, stellte er sie vor. »Und das ist meine Magd Rebecca.« Er deutete auf die junge Frau mit der Haube, die einen Knicks andeutete, obwohl Anna wahrlich keinen beeindruckenden Anblick bot, mit ihrem verschmutzten und nassen Umhang und dem Ausschlag. »Wenn ihr die Pferde versorgt habt, bringt ihr uns etwas Trockenes zum Anziehen und heißes Wasser. Marian wird sich jetzt um meine Kopfwunde kümmern. Komm!«, sagte er mit Nachdruck und schob Anna zur Tür, die in das Haus

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