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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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tupfte vorsichtig die Kopfwunde sauber. »Ich muss Euch einen festen Druckverband anlegen, um die Blutung zu stillen«, meinte sie.
    »Gib mir mal meinen Handspiegel. Er müsste dort drüben liegen …«, sagte Aaron und deutete auf ein Regal. Anna fand einen handtellergroßen Spiegel aus geschliffenem Obsidian, leicht konvex gekrümmt und mit einem Griff versehen. Ein sehr teures Gerät, das sie Aaron in die Hand drückte.
    »Hilf mir auf!«, befahl er, und Anna zog ihn halb hoch, so dass er seine Wunde im Spiegel betrachten konnte. »Sie ist zu groß. Ein Druckverband genügt nicht. Ich fürchte, du musst die Wunde nähen«, sagte er.
    »Nähen? Eine Wunde nähen?«, fragte Anna erstaunt. Davon hatte sie noch nie gehört.
    »Du kannst doch nähen – mit Nadel und Faden, meine ich«, antwortete Aaron.
    »Ja, schon«, antwortete Anna verwirrt.
    »Also. Es ist ganz einfach. Du nähst die Hautlappen der Wunde zu, wie man ein Loch in einem Stück Stoff stopft, mit einer Naht, ungefähr fünf oder sechs Stiche. Das hält besser als alles andere. Und wenn es verheilt ist, kann man die Fäden aus der Haut herausziehen und sieht außer einer feinen Narbe nichts mehr. Das ist alles. Traust du dir das zu?«
    »Ich denke schon.«
    »Gut. Ich werde dir nämlich keinen Rat geben können, während du nähst. Ich werde vorher ein Mittel einnehmen, das mich schlafen lässt. Dann spüre ich den Schmerz der Nadelstiche nicht.«
    Anna hatte schon von einem solchen Mittel gehört, nach dessen Einnahme man angeblich keinen Schmerz mehr spüren sollte. Pater Urban hatte es einmal erwähnt. Aber gesehen oder erlebt hatte sie so etwas noch nie. Angesichts ihrer Verantwortung traten ihr nun doch Schweißperlen auf die Stirn. »Was ist, wenn Ihr … wenn Ihr nicht mehr aus Eurem Schlaf erwacht?«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich habe Erfahrung damit, wie viel von den Dämpfen ich einatmen muss. Außerdem gibst du mir, sobald du fertig bist mit deiner Naht, ein Mittel, das mich wieder zu den Lebenden zurückbringt.«
    Er legte sich zurück, schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch.
    Anna wartete geduldig darauf, dass er bereit war.
    Esther kam herein und brachte die gewünschte Decke mit, die sie sorgfältig über Aaron ausbreitete.
    Endlich gab Aaron seine Anweisungen: »Esther, du holst bitte Nadel und Faden. Und du, Bruder Marian, du machst Folgendes: In der roten Tonschüssel mit dem Deckel darauf, gleich hinter mir im Regal, sind getrocknete Schwämme. Bring mir einen davon.«
    Anna fand die Schüssel und lüpfte den Deckel, holte einen faustgroßen Schwamm heraus und schloss die Schüssel wieder. Sie reichte Aaron den Schwamm.
    »Pass gut auf, dann kannst du gleich was lernen«, sagte der Medicus und hielt den Schwamm hoch. »Das nennt man Schlafschwamm. Warum, wirst du gleich sehen. Ich habe ihn mit einer Mischung getränkt aus Alraunenwurzel, Opium, Maulbeersaft, Schierling, Bilsenkraut und Efeu und dann trocknen lassen. Die genaue Rezeptur verrate ich dir ein andermal, wenn wir mehr Zeit haben. Sobald ich ihn jetzt wieder befeuchte, atme ich die Dämpfe ein, die ihm entströmen, und schlafe fest ein. Pass auf, dass du die Dämpfe nicht in Auge oder Nase bekommst. Mach schnell beim Nähen, aber sei sorgfältig. Sobald du fertig bist, hältst du mir ein Tuch mit Weinessig unter die Nase. Den Weinessig findet ihr in der grünen Flasche, sie ist beschriftet. Habt ihr alles verstanden?«
    Anna sagte: »Ja, ich denke schon.«
    Sie sah Esther an, die ihr zunickte und schon den Weinessig und ein Tuch holte.
    »Dann gute Nacht«, sagte Aaron und lächelte schwach.
    Anna nahm ihm den Schwamm wieder ab, tauchte ihn kurz in die Wasserschüssel und hielt ihn Aaron unter die Nase, dabei vermied sie es, selbst zu atmen. Aaron holte zwei-, dreimal tief Luft, und Augenblicke später wurde sein Blick glasig, dann fiel sein Kopf zur Seite. Anna legte den Schwamm vorsichtig weg. Esther war mit Nadel und Faden wieder dazugetreten und ließ Anna keinen Moment aus den Augen. Sie gab Anna die Nadel, in die der Zwirn schon eingefädelt war.
    »Mein Bruder muss ein großes Vertrauen in dich haben, wenn er dich das machen lässt – so wie du aussiehst!«
    Anna sparte sich einen Kommentar und begann konzentriert mit ihrer Arbeit. Sorgfältig setzte sie Stich um Stich und machte, nachdem sie fertig war, einen Knoten in den Faden, bevor sie das hervorstehende Ende mit den Zähnen abbiss. Dann machte sie Platz für Esther, die schon mit dem in

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