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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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gesehen, wie geschickt du im Umgang mit Verletzungen bist. Hast du im Kloster etwas Heilkunde gelernt?«
    Anna zog wieder die Kapuze über den Kopf, als sie eine vierköpfige Bauernfamilie überholten, die mit ihren spärlichen Töpferwaren auf dem Weg zur Stadt war.
    Als sie außer Hörweite waren, antwortete sie: »Ich war Famulus des Infirmarius . Und Pater Urban war ein ausgezeichneter Infirmarius . Er hat mir alles beigebracht, was er wusste«, sagte sie nicht ohne Stolz. »Und ich bin ihm immer ein gelehriger Schüler gewesen. Mein größter Wunsch ist es, Kranken zu helfen und sie zu heilen.«
    »Das passt ja ausgezeichnet. Also – Hand drauf?«
    Der Medicus hielt ihr die Hand hin wie ein Händler auf dem Pferdemarkt. Ohne großes Zögern schlug Anna ein.
    »Es ist mir eine Freude und Ehre«, sagte sie ernst und meinte es auch so.
    »Wunderbar. Ein jüdischer Medicus und ein klösterlicher Famulus . Das ist doch eine gute Mischung«, sagte Aaron schmunzelnd und versuchte, die Pferde zu einer flotteren Gangart zu bewegen, indem er mit der Zunge schnalzte und die Zügel ein wenig tanzen ließ. Aber die Zugpferde blieben stoisch bei ihrem gemütlichen Trott, was Aaron jedoch so gelassen hinnahm wie alles, was bisher auf ihrer Fahrt geschehen war.
    Allmählich näherten sie sich einer größeren Stadt. Immer mehr Menschen waren auf den Straßen unterwegs. Beladene Fuhrwerke, zerlumpte Gestalten, Berittene, Händler mit Handkarren, barfüßige Kinder, Handwerksgesellen mit ihren Werkzeugen, Bettler – die halbe Welt schien auf ein gemeinsames Ziel zuzuströmen. Oppenheim.
    Als die Stadtmauern und die Burg Landskron oberhalb der Stadt am Horizont auftauchten, wurden Aaron und Anna von einer langen Prozession von Fuhrwerken und Menschen aufgehalten, die sich im Schritttempo auf das große Stadttor zubewegte. Weiter vorne war ein Wagen mit Sandsteinblöcken umgestürzt und versperrte fast die gesamte Straße. Die Steinblöcke waren für den Bau der Katharinenkirche bestimmt, der in vollem Gang war und Steinmetze, Maurer, Schreiner und Handlanger zuhauf anlockte. Nach dem langen und harten Winter konnten die Menschen endlich wieder auf Brot und Arbeit hoffen, aber sie mussten auch unterkommen und versorgt werden, was wiederum die Gasthäuser und Schlafstuben füllte und die Preise für Unterkunft, Brot und Bier schnell in die Höhe trieb. Oppenheim war eine blühende Stadt geworden. Wenn die Katharinenkirche jetzt noch eine heilige Reliquie vorzuweisen hätte, würde die Stadt künftig zu einem Wallfahrtsort werden. Was den Herren auf Burg Landskron nur recht sein konnte, denn ein Wallfahrtsort lockte Pilger an, die ihnen den Steuersäckel füllten. Erzbischof Konrad von Hochstaden hatte bereits bei der Grundsteinlegung der Kirche verkündet, dass er durch seine Verbindungen zum Heiligen Stuhl darauf hoffen durfte, eine Reliquie der Heiligen Katharina für Oppenheim zu bekommen, die man am Rand des Berges Sinai im Heiligen Land geborgen hatte, wenn die Stiftungen und Spenden an die heilige Mutter Kirche nur großzügig genug ausfielen.
    Der Wagen mit den Sandsteinen war so unglücklich umgekippt, dass die Zugochsen notgeschlachtet werden mussten. Helfer und Schaulustige verstopften die Straße vollends, Panik brach unter den Menschen und Tieren aus, die weder vor noch zurück konnten. Als auch noch Berittene aus dem Gautor geprescht kamen, um die Ursache des immer größer werdenden Menschenauflaufs zu erkunden, schwoll der Tumult erst recht an, die ersten Fäuste flogen, einige zerlumpte Gestalten nutzten die einmalige Gelegenheit, an ein Stück frisches Ochsenfleisch zu gelangen, und schnitten mit ihren Messern an den notgeschlachteten Tieren herum, was der verzweifelte Fuhrknecht vergeblich zu verhindern versuchte. Als die Berittenen sich endlich zum Unglücksort durchgekämpft hatten und wahllos mit der flachen Klinge ihrer Schwerter auf die blutbesudelten Fleischdiebe einschlugen, war das Pandämonium perfekt.
    Während Anna ihre Augen nicht von dem apokalyptisch anmutenden Treiben lösen konnte, dem eine sich rasch nähernde schwarze Gewitterfront mit Blitzen und Donnergrollen noch zusätzliche Dramatik verlieh, schaffte es Aaron, von der Straße auszuscheren und den Planwagen halsbrecherisch über eine Bergkuppe zu lenken. Über Stock und Stein gelangten sie auf einen Weg, der an der Stadtmauer entlang vom Getümmel wegführte. Anna schaute immer noch über die Schulter zurück, wo der plötzlich und heftig

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