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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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gezogen.
    Als sie die unendlich lange Wendeltreppe schließlich hinter sich gelassen hatten, was abwärts natürlich um einiges leichter fiel, hielt Chassim an und drehte sich nach ihr um. »Bitte prägt Euch den Weg ein, so gut es geht. Es könnte sein, dass Ihr ihn das nächste Mal allein finden müsst.«
    Er hielt die Fackel so, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte. Er stutzte kurz und brachte die Fackel noch ein bisschen näher an Anna heran.
    »Kann es sein, dass Ihr zwei verschiedenfarbige Augen habt?«, stellte er erstaunt fest.
    Anna antwortete schroffer, als sie es eigentlich wollte. »Ja, und Ihr könnt Euch bekreuzigen, wenn Ihr Euch ängstigt. Es soll Unglück bringen, sagen die Leute.«
    »Verzeiht, ich wollte Euch nicht zu nahe treten.«
    Er schien verwirrt. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging weiter.
    Anna hätte sich am liebsten ihre vorlaute Zunge abgebissen. Was sollte Chassim jetzt von ihr denken? Seine Frage hatte nur neugierig geklungen. Sie schalt sich im Stillen eine dumme Gans und versuchte, sich den Gang und seine Abzweigungen einzuprägen, indem sie die Schritte zählte und an jeder Abzweigung eine kleine Markierung anbrachte. Sie hatte sich dafür eigens aus der gelöschten Fackel Ruß in die Hand geschmiert, und die Hauptabzweigungen konnte sie sich ohnehin merken, da sie jetzt wusste, in welche Richtung sie unterwegs waren.
    »Im Übrigen«, ließ sich Chassim plötzlich von vorne vernehmen, ohne dass er seine Schritte verlangsamte, »was die Leute für gewöhnlich denken, ist mir gleichgültig. Ich bilde mir meine eigene Meinung.«
    Schließlich erreichten sie die versteckte Falltür in Aarons Scheune.
    Chassim hielt die Tür für Anna auf, und sie ließ die Tür wieder leise nach unten einrasten und schob mit dem Fuß Stroh darüber, so dass sie nicht mehr zu sehen war.
    Chassim und Anna klopften sich den Schmutz von der Kleidung und starrten sich einen kurzen Augenblick an, befangen von ihren nächtlichen Erlebnissen. Im magischen Licht des Morgens, das durch die Ritzen der Holzwände hereinfiel, tanzte der Staub auf ihrer Kleidung. Anna zupfte Chassim noch einen Strohhalm aus dem dichten schwarzen Haar, und dann war der vertraute Moment auch schon wieder vorbei.
    »Ich danke Euch, dass Ihr mich hergebracht habt, Herr«, sagte Anna, um die peinliche Pause zu überspielen.
    »Das habe ich gerne getan, Anna«, erwiderte Chassim. Er schien ihr die spitze Bemerkung im Geheimgang nicht weiter nachzutragen. Dann löschte er die Fackel, stellte sie in die Ecke, ging zu seinem Pferd, das immer noch gesattelt war, und stieg auf. Anna öffnete einen Flügel des Scheunentors und schaute draußen nach, ob die Luft rein war.
    »Sehen wir uns wieder?«, fragte Chassim.
    »Das kommt darauf an«, antwortete Anna.
    »Worauf?«, wollte er wissen.
    »Wie lange Ihr noch auf Burg Landskron weilt. Ich werde sicher regelmäßig mit dem Medicus nach der Gräfin sehen.«
    Chassim nickte. »Tut das. Ich muss meinem Vater Bericht erstatten. Aber ich bin oft hier in Oppenheim. Gehabt Euch wohl, Anna.«
    Anna drückte ihr Auge an ein Astloch in der Scheunenwand und spähte Chassim nach, bis er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Dann packte sie ihren Ranzen und schlenderte gedankenverloren auf die Tür zu, die ins Innere des Hauses führte.
    Als Anna nach einem kurzen, aber erfrischenden Schlaf, in dem sie zum ersten Mal seit Wochen nicht von Alpträumen geplagt wurde, zur Mittagszeit hungrig wie ein Wolf aufwachte, hörte sie jemanden im Laboratorium rumoren. Sie zog sich an und sah nach. Der Medicus war bester Dinge und räumte die Instrumente aus seinem Ranzen. Er drehte sich um, als er Anna hereinkommen hörte.
    »Wie geht es der Gräfin?« fragte Anna.
    »Es sieht gut aus«, berichtete Aaron, »aber sie ist noch längst nicht über den Berg. Wir werden vorläufig jeden Tag nach ihr sehen müssen. Und da ich meine vielen Patienten nicht vernachlässigen kann, wirst du das übernehmen. Für meine alten Knochen ist es zu anstrengend, jeden Tag durch den Geheimgang zur Burg zu laufen. Ich habe das schon mit dem Grafen vereinbart. Du bist nicht gezwungen, in aller Heimlichkeit auf die Burg zu schleichen. Ich habe hier …«, er fingerte einen Brief aus dem Ranzen, den er Anna überreichte, »… einen Passierschein für dich, ausgestellt vom Grafen persönlich. Den zeigst du der Wache am Burgtor vor. Ich denke zwar nicht, dass der Bursche lesen kann, aber das gräfliche Siegel wird ihn bestimmt

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