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Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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Kind dar, deren Arme sich in einem geschlossenen Kreis umeinanderlegten. Die Idee war nicht gerade originell, doch Holly beabsichtige, bei der Ausführung einen rauen schwarzen Stein mit weißem Material zu kombinieren, was inzwischen zu ihrem Markenzeichen geworden war. Auf der zweiten Skizze wirbelte eine Mutter ihr Kind im Kreis herum. Der Entwurf war lebendiger als der erste, und Holly gefiel er besser. Trotzdem fehlte etwas. Holly hatte den Verdacht, dass die emotionale Bindung zwischen den beiden Figuren fehlte. Etwas, womit sie sich nicht auskannte, was man den Entwürfen auch anmerkte.
    Ein Klopfen an der Haustür ließ Holly aus ihren Gedanken aufschrecken. Sie schlich den Flur entlang, warf einen hastigen Blick in den Spiegel, der inzwischen seinen Platz an der Wand neben der Tür gefunden hatte, und überlegte ernsthaft, sich lieber in der Küche zu verstecken, als den unbekannten Besuch mit ihrer üblen Laune und den ungekämmten Haaren zu erschrecken. In London wäre es kein Problem gewesen gewesen, nicht an die Tür zu gehen, aber hier im Dorf hatte sie das Gefühl, dass sie das nicht machen konnte. Zögernd öffnete Holly die Tür.
    »Guten Tag. Sie sind bestimmt Holly. Ich hoffe, ich störe nicht.« Eine grauhaarige Frau mit wachen braunen Augen hielt schützend einen ausladenden blauen Schirm mit weißen Punkten über sich. Der Regen prasselte heftig darauf,
aber die alte Dame hielt ihn trotz ihrer Gebrechlichkeit fest im Griff.
    »Nicht im Geringsten«, log Holly, wobei sie sich unwillkürlich die Wangen rieb, um etwas Farbe zu bekommen. Sie zögerte einen Moment und überlegte hin und her, ob sie die Frau hereinbitten sollte oder nicht.
    War sie eine einsame Alte, die Gesellschaft suchte, eine neugierige Wichtigtuerin auf der Jagd nach Klatschgeschichten, die man im Dorf verbreiten konnte, oder eine gewitzte Händlerin, die ihr an der Tür etwas andrehen wollte? Sie konnte aber genauso gut eine freundliche Seele sein, die nicht anderes im Sinn hatte, als Holly in Fincross willkommen zu heißen. Wie auch immer, den Rest des Nachmittags konnte Holly vergessen, wenn sie die alte Dame hereinbat, doch ein Schritt in die falsche Richtung könnte ihr andererseits den Bannfluch des gesamten Dorfes eintragen. Freunde in der Stadt hatten sie gewarnt – wenn man im Dorf dem Falschen auf die Füße trat, konnte das Familienfehden zur Folge haben, die noch Generationen später bestanden. Genau diese Stadtmenschen kannten das Landleben aber nur vom Hörensagen, es war reine Miesmacherei, das war Holly klar. Trotzdem konnte man nie wissen.
    »Vielleicht komme ich ungelegen«, sagte die Frau verständnisvoll. »Ich heiße Jocelyn und wohne gleich da unten im Dorf. Ich wollte mich nur mal vorstellen. Aber sagen Sie, wenn es Ihnen nicht passt. Ich habe ein dickes Fell, wissen Sie, ich würde es Ihnen nicht übel nehmen.«
    »Nein, ich bitte Sie. Wie unhöflich von mir. Kommen Sie doch herein.«
    Holly nahm der alten Dame Schirm und Mantel ab und bat sie in die Küche. Hastig schob sie ihre Skizzen beiseite und machte Platz, so dass Jocelyn sich setzen konnte. Diese sah sich neugierig um, wobei ein leichtes Lächeln ihre Lippen umspielte.
    »Ein heißes Getränk zum Aufwärmen?«, bot Holly an.
    »Nein, wirklich, machen Sie sich keine Umstände.«
    »Es macht keine Umstände, ich wollte mir sowieso noch eine Tasse Tee machen.«
    Holly setzte Wasser auf und stöberte in den Schränken nach Tassen und ein paar Keksen zum Anbieten.
    »Ich hörte, dass Sie eine erfolgreiche Künstlerin sind. Wie ich hier sehe, zu Recht. Diese Zeichnungen sind bezaubernd.« Jocelyn tippte auf einen von Hollys Entwürfen, die neben ihr auf dem Tisch lagen.
    »Danke. Es lässt sich einigermaßen davon leben.« Holly kannte bisher kaum jemanden aus dem Dorf. Tom und sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um irgendwelche Antrittsbesuche bei den Nachbarn zu machen. Es hätte sie aber nicht gewundert, wenn die Gerüchteküche im Dorf bereits heftig brodelte.
    »Billy hat mir ausführlich von dem neuen Atelier berichtet. Er platzt fast vor Stolz.«
    »Aha, ich verstehe«, sagte Holly, die gar nichts verstand und sich bemühte, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Jocelyn war offenbar gut bekannt mit Billy, aber sie musste mindestens achtzig sein, während Billy höchstens Anfang sechzig war. »Sind Sie Billys Frau?« Holly errötete über ihre eigene Dreistigkeit.
    »Großer Gott, nein!«, lachte Jocelyn. »Billy ist ein

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