Das Geheimnis der Perle
Chance gegeben, das zu beweisen. Du hast meinen Sohn und mein Herz gegen eine Perle eingetauscht.“
„Matthew wird in etwa drei Jahren achtzehn. Dann gehört alles ihm.“
„Willst du damit sagen, dass ich meinen Sohn in drei Jahren zurückhaben kann? Dass ich nur Geduld haben muss und dich dann vielleicht auch in drei Jahren wiederhabe?“
Sie waren schneller in Broome, als die Geschwindigkeitsbegrenzung erlaubt hätte.
„Du kannst im Wagen bleiben“, sagte Cullen, als er unter einer Palme hielt, die sich leicht in der Brise wiegte.
„Ich würde lieber mitkommen.“
„Wie du willst.“ Er stieg aus, und sie folgte ihm.
Cullen erklärte dem dunkelhäutigen Besitzer mit dem japanischen Vornamen, warum sie gekommen waren und was sie suchten. Da der Mann sich noch um einen anderen Kunden kümmern musste, deutet er nach hinten in die Werkstatt. „Der dritte Wagen.“ Er fischte in seiner Tasche nach den Schlüsseln und gab sie Cullen.
Liana ahnte, dass es der Wagen war, den sie suchten, und als Cullen die Papiere vorne im Handschuhfach durchgesehen hatte, bestätigte er ihre Vermutung. „Der ist von Jimiramira.“
Sie konnte fast den Rauch riechen, der aus der Ruine der Schiffswerft aufgestiegen war. „Also sind sie beim alten Pete gewesen.“ Ihr versagte die Stimme.
Er stieg aus, und an seiner Miene war abzulesen, dass er mit sich kämpfte. Dann seufzte er und legte den Arm um ihre Schultern. „Zumindest wissen wir jetzt, dass sie bei Pete waren. Wären sie noch bei ihm gewesen, hätte Dad den Wagen sicher selbst hergebracht.“
„Und wo sind sie dann? Mit einem Leihwagen von Pete hätten sie längst in Pikuwa Creek sein müssen.“
„Falls sie dorthin wollten.“
„Wo sollten sie denn sonst hinwollen?“
„Wenn sie sich kein Auto von Pete geliehen haben, dann etwas anderes. Wir wissen nicht, wie viele Boote er hatte. Aber es waren einige. Er hat sie seetauglich gemacht in seiner Werft.“
„Du meinst, Matthew und dein Vater haben sich ein Segelboot von ihm geliehen?“
„Das liegt doch auf der Hand. Matthew wollte nicht nach Pikuwa Creek. Er will die Perle dorthin zurückbringen, wo sie gefunden wurde. Deshalb braucht er Dads Hilfe.“
„Aber warum? Das ergibt doch alles keinen Sinn. Matthews Vorfahren sind für diese Perle gestorben.“
Mit traurigem Blick sah Cullen sie an. „Matthew hat begriffen, was du nie verstanden hast, Lee: Die Perle hat schon vorher vieles zerstört, und jetzt ist sie dabei, den Menschen zu zerstören, den er am meisten liebt. Er will sie dem Ozean übergeben, um dich zu retten.“
„Ich dachte, hier wäre mehr Wind.“ Matthew stand am Bug des Segelboots Argonaut , das sie sich von Pete ausgeliehen hatten, und sah zu, wie sein Großvater das Hauptsegel setzte.
„Hast du es etwa eilig, Junge?“
„Ich glaube, ich bin nicht seefest.“
„Dann häng deinen Kopf über die Reling.“
Matthew fühlte sich eigentlich nicht seekrank. Ihm war nur ein wenig komisch. „Es war nett von Pete, uns sein Boot zu leihen.“
„Er ist ein guter Kerl.“
„Ich wünschte, es wäre ein richtiger Perlenlogger.“
Das Boot nahm langsam Fahrt auf, doch es würde mindestens noch einen Tag dauern, bis sie ihr Ziel erreicht hätten. Dank Pete wussten sie nun genau, wie sie zum Graveyard kommen würden.
„Findest du es seltsam, dass wir dorthin segeln, wo Archer Tom getötet hat?“, fragte Matthew.
Roman hob die Schultern. „Das solltest du mir beantworten. Schließlich bist du sowohl ein Llewellyn als auch ein Robeson.“
„Ich glaube, Tom würde es verstehen, aber Archer würde mich sicher für verrückt halten.“
Roman war ungewöhnlich gesprächig. „Ich habe meinen Großvater nie kennengelernt; er ist lange vor meiner Geburt gestorben. Mein Vater erzählte mir erst kurz vor seinem Tod von der Perle.“
„Hat er dir erzählt, dass Archer Tom umgebracht hat?“ „Das hat er. Er selbst erfuhr erst Jahre nach Archers Tod davon. Mein Vater war nicht besonders überrascht von derGeschichte. Er hatte immer gespürt, dass in Broome etwas Schreckliches geschehen sein musste – etwas, weswegen sein Vater sich so schuldig fühlte. Wenn Archer zu viel getrunken hatte, kämpfte er mit seinen Dämonen …“
Matthew fröstelte.
„Nachdem das große Feuer das Haus zerstört und meine Großeltern getötet hatte“, erzählte Roman weiter, „wollten die Arbeiter das Wohnhaus nicht an der gleichen Stelle bauen. Sie glaubten, dass die Perle immer noch auf
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