Das Geheimnis der Perle
doch Cullen schob sie mit allem, was ihm noch an Kraft geblieben war, zur Seite.
„Wenn du mich tötest … oder sonst jemanden hier, wird die richtige Perle niemals dir gehören.“
Frank lachte. „Aber ich habe sie doch schon längst.“
„Und du hast sie vermutlich dabei?“
„Verdammt richtig.“
„Denk doch mal nach.“
Das Lächeln auf Franks Gesicht verblasste ein wenig. „Du hast zehn Sekunden, dich zu erklären.“
„Die richtige Perle … liegt in meinem Safe in Pikuwa Creek.“
„Und wie willst du an die Perle herangekommen sein?“
Cullen sprach langsam, als würde es ihm zunehmend schwerer fallen, Luft zu bekommen. „Ich war … in den Staaten. Das war auch … im April.“
Jetzt trat Matthew neben seinen Vater. „Du hast die Kombination herausgefunden, genau wie ich, nicht wahr, Dad?Du hast mir mal beigebracht, dass man Zahlen wählen soll, die einem etwas bedeuten.“
Cullen hustete. „Der Tag … als das große Erdbeben in San Francisco war. Das war der schlimmste Moment in Thomas’ Leben.“ Er rang nach Luft. „Glaubst du jetzt, dass ich die Perle habe, Frank?“ Als der den Kopf schüttelte, sagte Cullen: „Stimmt. Ich habe sie nicht aus dem Safe gestohlen.“
Er spielte auf Zeit. „Ich habe sie aus deiner Wohnung.“ Und dann erzählte er stockend, wie Mei ihn hatte wissen lassen, dass ihr Enkel die Perle gestohlen hatte. Sie wollte, dass sie zurück an Cullen ging. Sie hatte nie verwunden, dass sie sie seinem Großvater Bryce weggenommen hatte. „Die Perle, die seitdem bei dir … zu Hause lag, habe ich aus Australien mitgebracht“, schloss Cullen. „Die Köstliche Perle liegt in meinem Safe, Frank. Du kannst sie haben. Unser Leben gegen die Köstliche Perle.“
„Ich glaube dir kein Wort!“
„Dann sieh dir die Perle mal genau an, die du für die echte hältst. Jeder, der sich auskennt, weiß sofort, dass es eine Fälschung ist.“
Cullen hatte mit letzter Kraft gesprochen und sackte nun gegen Liana, die ihn sofort umklammerte.
Frank hingegen stand aufrecht da, doch er konnte der Versuchung nicht länger widerstehen. Mit größter Vorsicht zog er ein rundes Kästchen aus seiner Hosentasche.
Liana sah, dass Roman näher zu ihm hinrückte, während Frank versuchte, den Deckel mit dem Daumen anzuheben. Als es nicht klappte, nahm er beide Hände zu Hilfe.
In diesem Augenblick sprang Roman.
Der Schuss war lauter als der Donner. Liana sah, wie Roman erstarrte, ehe er gegen Frank sackte und ihn gegen die Rettungsleine warf. Die Waffe schlitterte über Deck, und das Boot schaukelte unter dem Gewicht der beiden Männer wild hin und her. Dann gingen sie beide über Bord.
„Grandpa!“ Matthew starrte entsetzt in die Fluten. Doch genau wie Liana konnte er in der Dunkelheit kaum etwa ausmachen.
„Das Ruder!“, schrie Liana Matthew zu. Als er es ihr reichte, gab sie ihm die Waffe, die sie vom Boden aufgehoben hatte. „Kannst du damit umgehen?“
„Klar, Mom.“
Sie streckte das Ruder ins dunkle Wasser. Wenig später griff jemand danach. Sie sah Hände, dann einen Kopf mit silbernen Haaren. „Halt mit fest, Matthew. Zieh!“ Sie beugte sich vor, fasste Romans Hemd und zog, bis sie ihren Arm unter seine Schulter schieben konnte. Roman trat wild mit den Füßen um sich, während das Boot hin und her schaukelte. Doch schließlich schafften sie es mit letzter Kraft, ihn ins Boot zu ziehen.
Roman schnappte nach Luft. „Er wollte die Perle nicht loslassen … Ich wollte sie ihm abnehmen, aber es ging nicht.“ Er hustete.
Liana tastete nach der Waffe und richtete sie auf das dunkle Wasser. „Frank!“, schrie sie. „Wir holen dich raus. Aber ich habe die Waffe auf dich gerichtet. Frank?“
Seine Antwort war ein ohrenbetäubender Schrei. Erst jetzt sah sie, dass sie auf eine Insel zugetrieben waren. Und dann entdeckte sie das riesige Krokodil, das sich durch die Wellen wand, angezogen von dem Blut des Mannes, der inzwischen sicher im Boot war.
Sie griff nach Matthews Schulter und drehte ihn herum, um ihm den Anblick zu ersparen. Der Schrei erstarb schnell. Um Meis willen hoffte sie, dass Frank schnell gestorben war.
„Grandpa!“ Matthew fiel neben ihm auf die Knie. „Er hat dich angeschossen.“
Geschwächt tätschelte Roman die Hand seines Enkels. „Keine Sorge, Junge.“
Liana kniete sich neben Roman, dessen Hemd wie dasvon Cullen blutgetränkt war. Sie riss es auf und war erleichtert, dass er an der Seite nur einen Streifschuss abbekommen hatte. Dank
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