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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Fenster stehen geblieben. „Ich weiß gar nicht, was ich ihr sagen soll.“
    „Am besten nicht alles, was passiert sein könnte.“
    Sie schien ihm erneut widersprechen zu wollen, doch stattdessen nickte sie nur knapp.
    Es fiel ihm nicht leicht, Liana anzusehen. Sie war jetzt achtunddreißig, eine Frau, die sehr viel interessanter war als die jungen Frauen, die Cullen kannte. Sie war immer offen, großzügig und liebenswert gewesen, eine Frau, die alles tun würde für die Menschen, die ihr etwas bedeuteten.
    Seit seiner Ankunft hatte sie sich jedoch hinter eine Fassade aus Angst und Wut zurückgezogen.
    „Lee?“
    Sie sah zu ihm, die Arme vor der Brust verschränkt.
    „Ich muss dich das fragen, weil es vielleicht wichtig sein könnte. Gibt es einen Mann in deinem Leben? Jemand, dem Matthew nahesteht? Oder mit dem er vielleicht nicht klarkommt?“
    Mit ausdrucksloser Miene sah sie ihn an. „Diese Sache hat nichts zu tun mit irgendeinem Mann in meinem Leben.“
    „Ich will nur alle Möglichkeiten durchspielen.“
    „Nun, die kannst du jedenfalls vergessen.“
    „Matthew hat mal jemanden namens Jay erwähnt …“
    „Ja, sicher. Und als Matthew das letzte Mal von dir kam, erwähnte er eine Frau namens Sarah.“
    „Ich glaube kaum, dass sie ihn entführt hat. Sie ist viel zu beschäftigt mit der Arbeit in meinem Büro, um nach Kalifornien zu fliegen und unseren Sohn zu kidnappen.“
    „Jay ist vor etwa einem halben Jahr nach Honolulu, um seine Jugendliebe zu heiraten.“ Sie hielt inne, und ihre Züge wurden weicher. „Einen Mann namens Max.“
    Gegen seinen Willen musste er grinsen. „Das muss schlimm für dich gewesen sein.“
    „Ich wusste von Max. Jay und ich waren nur Freunde. Ich vermisse ihn.“
    „Richtige Freunde hat man nur wenige.“
    Sie schien überrascht. „Du hattest doch immer mehr als genug.“
    „Wie wahr. Wenn man mehr verliert als gewinnt, ist man sehr gefragt.“
    „Schuldest du im Moment jemandem Geld, Cullen? Der unseren Sohn vielleicht als Druckmittel verwendet, um dich zu erpressen? Oder um sich an dir zu rächen?“
    „Nein, da gibt es keinen.“
    „Stanford überprüft deine Aktivitäten.“
    „Täte er es nicht, wäre er keinen Pfifferling wert.“
    „Es würde uns allen helfen, wenn du absolut ehrlich wärst. Matthews Leben könnte davon abhängen.“
    „Ich schulde niemandem Geld. Ich habe auch keine Hypothek auf mein Haus aufgenommen oder mein Auto verpfändet.“ Liana sah ihn ungläubig an, und er konnte es ihr nicht einmal verübeln. „Das heißt aber nicht, dass ich nicht gleich morgen losgehen könnte, um alles zu verspielen“, fügte er hinzu.
    In diesem Moment hörten sie ein Geräusch an der Tür. Mei schlurfte langsam herein, gestützt von ihrer jungen Pflegerin. Cullen stand sofort auf. Wie erwartet sah Mei Fong sehr alt aus, mit dünnen Haaren und gebeugtem Rücken. Ihr Blick war getrübt und ihre Haut von Altersflecken übersät. Doch am stärksten fiel ihm auf, dass Meis Körper zu zerbrechlich wirkte, um das Leben darin festzuhalten. Er hätte sich nicht gewundert, wenn sie sich plötzlich aufgelöst hätte.
    „Liana-ah“, sagte sie mit leiser, zitternder Stimme. „Wen hast du mir denn da mitgebracht?“
    „Tantchen.“ Liana nahm Meis Hände in ihre und küsste sie auf die Wange. „Cullen … Matthews Vater ist hier, aus Australien.“
    Mei drehte sich ein wenig zu ihm. „Ist das wirklich wahr?“
    Langsam trat er näher, um ihr Zeit zu geben, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er nach all den Jahren der Entfremdung plötzlich zusammen mit Liana in ihrem Wohnzimmer stand.
    „Das ist ein Wunder“, sagte Mei.
    „Möchtest du dich nicht setzen, Tantchen?“
    „Warum?“ Sie wandte sich wieder an Liana. „Es ist ein großes Glück, dass er da ist. Aber warum ist er gekommen?“ „Lass mich dir erst beim Hinsetzen helfen“, bat Liana.
    Unterstützt von Betty, setzten sie Mei in einen mit Kissen ausgepolsterten Sessel und legten ihr eine Wolldecke über die Beine. Cullen fiel am Kragen der alten Frau eine wunderschöne Brosche aus Silber und Onyx auf. Ob es eine von Lianas ersten Arbeiten war?
    Nachdem die junge Pflegerin das Zimmer verlassen hatte, war es einen Moment still im Raum.
    „Tantchen“, sagte Liana schließlich lauter als sonst. „Weißt du noch, dass Matthew nach New York fliegen wollte, um diesen Monat mit Cullen zu verbringen?“
    Meis Stimme war kaum zu hören. „Ja, ich erinnere mich.“ „Ich habe ihn gestern ins

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