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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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mal gefunden, als ich noch klein war. Sie hat mir fast den Hals umgedreht.“
    Der Anflug von Mitleid, den Mei vielleicht für Viola empfunden haben mochte, verflog. „Hat sie es immer noch?“ Das, was sie noch hatte sagen wollen, verschwieg sie, aber sie war sicher, dass er es trotzdem gehört hatte. Obwohl sie den Verstand verloren hat ?
    „Das kann ich nicht sagen. Mein Vater hat es nicht, das ist sicher, sonst hätte er sie bestimmt schon irgendwo ins Krankenhaus gesteckt. Damit wäre die Sache für ihn erledigt.“
    Er klang verbittert und auf eine gewisse Weise schicksalsergeben. Er war so gewöhnt an den Bruch zwischen seinen Eltern, dass er vermutlich keine Hoffnung mehr hatte, es könnte jemals besser werden.
    Wäre Mei nur nach Jimiramira gekommen, um Rache zu suchen, hätte sie jetzt schon die Genugtuung. Die Köstliche Perle hatte Archer kein Glück gebracht. Sie hatte ihn und die Frau, die er geheiratet hatte, schon beinahe zerstört. Die Perle hatte sich selbst gerächt. Aber Mei war nicht allein aus Rache gekommen, sondern auch wegen Thomas.
    „Du machst dir sicher Sorgen, dass dein Vater dieses wertvolle Etwas finden könnte.“
    „Ich habe gesehen, dass er bei jeder sich bietenden Gelegenheit danach sucht. Aber Mum war auf eine seltsame Art immer clever, trotz …“ Er schüttelte den Kopf. „In der Vergangenheit hat sie es immer gut versteckt. Aber jetzt bin ich nicht mehr sicher, ob sie überhaupt noch weiß, wo es ist. Sie hat es so oft woanders hingebracht, dass sie sich vielleicht überhaupt nicht mehr erinnert, wohin.“
    „Das ist alles sehr traurig für dich.“
    Er griff nach ihrer Hand. Seine war groß und sonnengebräunt. Ihre blasser und schmal, trotz der schweren Arbeit,die sie verrichtete. „Ich hätte dich nicht mit all dem belasten sollen.“
    „Du hast mir damit geholfen, deine Mutter besser zu verstehen.“
    „Eigentlich habe ich dich hierhergebracht, damit du dir das Nest ansehen kannst. Eines Tages werden wir wieder zusammen hingehen und nachsehen, wie es sich verändert hat.“ Sanft drückte er ihre Hand.
    „Dein Vater ist nicht glücklich darüber, wenn ich mit dir zusammen bin.“
    „Er ist über nichts glücklich, May.“
    „Aber er ist dein Vater, und du musst tun, was er sagt.“
    Erneut drückte er ihre Hand. „Meinst du das wirklich?“
    „In China ist es so.“
    „Warst du je in China?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Dann bist du auch keine Chinesin, oder? Du bist Australier, so wie ich.“
    „Nein, nicht wie du.“
    „Stimmt, und ich bin froh darum. Denn mir gefällt gerade das, was anders ist.“
    Sie spürte, dass ihre Wangen sich erhitzten. Bryce sah sie an, als sei sie ihm wichtig. Was er nicht sah, war eine junge Frau, die gekommen war, um seiner Familie etwas zu stehlen.
    „Wartet in Darwin ein Mann auf dich?“ Er zog sie näher an sich.
    Sie dachte sich die verrücktesten Geschichten aus, während er auf eine Antwort wartete. Aber letztendlich konnte sie ihn nicht anlügen. „Es ist nicht richtig, dass eine Chinesin dir etwas bedeutet.“
    „So ist es auch nicht. Es ist eine Australierin, die mir wichtig ist.“
    „Andere werden das nicht so sehen.“
    „Welche anderen? Siehst du hier noch irgendwen? Wieviele Frauen sind bereit, in diesen Landstrich zu kommen, um ihr Glück zu versuchen? Du bist etwas ganz Besonderes, May! Und spielt es denn eine Rolle, woher die Eltern stammen? Wenn du mich willst und ich dich, wer könnte uns dann aufhalten?“
    „Dein Vater.“
    „Zur Hölle mit ihm!“
    „Er könnte dich fortschicken.“
    „Nein. Ich bin sein einziger Sohn.“
    Ihre nächsten Worte wählte sie mit Bedacht. „Er ist ein Mann, der alles tut, um seinen Willen durchzusetzen.“
    „Vielleicht ist er wütend, May, aber er würde uns kein Leid antun.“
    Sie wusste es besser. Archer würde bedenkenlos ein zweites Mal töten, wenn er merkte, dass Bryce sich in sie verliebt hatte. „Du musst mir versprechen, deinem Vater nichts von dem zu verraten, was du mir gesagt hast.“
    „Du hast Angst vor ihm, stimmt’s?“
    „Er ist dein Vater, nicht meiner.“
    „Ich verspreche, dass ich auf dich aufpasse, May.“
    „Wir müssen jetzt zum Haus zurück.“
    „Müssen wir wirklich?“
    Sie wusste, dass sie es tun musste, um ihrer eigenen Sicherheit willen. Egal, was Bryce sagte: Archer würde spüren, was sein Sohn für sie empfand. Und das würde nichts Gutes bedeuten.
    Er war Archer Llewellyns Sohn, doch sein trauriges und einsames Herz

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