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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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schrie nach dem einsamen Herzen von Tom Robesons Tochter.
    Sie schmiegte sich in seine Arme, spürte seine warmen Lippen auf ihren. Und für einen kurzen, aufregenden Moment waren sie und Bryce die einzigen Menschen auf der Welt.

17. KAPITEL
    A ls hätte er gespürt, was zwischen Bryce und Mei vorgefallen war, schickte Archer seinen Sohn am nächsten Morgen mit den Männern zur östlichen Grenze des riesigen Farmgeländes. Ein paar Tage später ritt Archer auch fort, und Mei war allein mit Viola und Schwärmen von Insekten, die die feuchte Luft angezogen hatte. Sie schleppte sich durch ihren Arbeitstag und verwandte ihre restliche Energie darauf, nach der Perle zu suchen, jedoch ohne Erfolg.
    Die Sinnlosigkeit ihres Tuns wurde ihr am dritten Abend bewusst, nachdem Archer davongeritten war. Sie hatte Viola draußen auf der Veranda ein Lager für die Nacht bereitet und auch für sich eine Matratze dazugelegt.
    „Der Teufel ruft nach mir!“, rief Viola plötzlich, setzte sich kerzengerade auf und sah mit großen Augen in die mondbeschienene Dunkelheit.
    „Ruhig“, murmelte Mei. „Sie müssen schlafen, Missus!“
    Die bellenden Hunde in den Quartieren der Männer wurden zu Höllenhunden. Die großen Motten, die auf dem Moskitonetz landeten, wurden zu geflügelten Dämonen, die Viola davontragen wollten.
    „Ich bin hier“, sagte Mei immer wieder besänftigend. „Ich passe auf Sie auf.“
    Nachdem Viola in einen unruhigen Schlaf gefallen war, lag Mei mit offenen Augen da. So wie an den Tagen zuvor hatte sie nichts erfahren, was ihr bei der Suche nach der Perle weitergeholfen hätte.
    Schließlich schloss sie die Augen und stellte sich wie so oft vor, bei ihrem Bruder Thomas im kühlen San Francisco zu sein. Er würde ihr dann sagen, dass er immer nur gewollt hätte, sie wären endlich wieder vereint. Zusammen würden sie ein neues Leben beginnen, das ihren Eltern Ehre machen würde.
    Doch in dieser Nacht schob sich Bryces Gesicht vor diese Fantasie. Sie sah sein Lächeln, ehe er sie geküsst hatte, und als er sie in seine Arme zog, hatte sie sich gewünscht, er würde sie nie wieder loslassen.
    Sie schalt sich, weil sie ihr Ziel aus den Augen verlor, weil sie den Sohn eines Mörders ihrem Bruder vorzog. Aber Bryce war real, Thomas hingegen nur ein Schatten. Genau in diesem Augenblick, als sie die Augen öffnete, sah sie, dass Viola sich langsam und geräuschlos aufsetzte.
    Mei hielt den Atem an, während Viola das Moskitonetz hob und mit erstaunlicher Anmut darunter durchschlüpfte. Sie wartete, bis Viola ins Haus gegangen war, dann folgte sie ihr lautlos.
    Zunächst konnte sie in der Dunkelheit nichts erkennen, doch nach einer Weile hörte sie ein Geräusch im Flur und konnte ausmachen, dass Viola in Bryces Zimmer schlüpfte. Sie folgte ihr leise und sah, dass Viola einen kleinen Tisch, der in einer Ecke stand, anhob und über eines der Beine fuhr.
    Offensichtlich war ihre Suche erfolgreich. Viola hatte etwas gefunden, das sie an ihre Brust presste, während sie mit eintöniger Stimme vor sich hin summte, ehe sie den Tisch wieder gerade stellte.
    Meis Herz schlug schneller. Was Viola auch gefunden haben mochte, war klein genug, um unter das Tischbein mit der gedrechselten Kralle zu passen. So wie die Köstliche Perle. Hoffnung stieg in Mei auf, wild und ungezügelt. Vielleicht war ihre Reise nach Jimiramira doch nicht umsonst gewesen.
    Sie folgte Viola, die nun vorne aus dem Haus schlüpfte. Vom Fenster aus beobachtete Mei, wie sie nach draußen trat. Mit ihren hellen Haaren und dem weißen Nachthemd wirkte sie wie ein Geist. Lautlos folgte sie ihr, während in der Ferne wütender Donner grollte. Als Viola schließlich stehen blieb, duckte Mei sich in die Schatten. Sie hörte, wie Viola vor sich hin summte, während sie mit glücklichem Gesicht hin undher schaukelte. Dann bückte sie sich langsam und legte das, was sie in der Hand hielt, unter eine vorstehende Baumwurzel. Schließlich straffte sie sich und zog mit einer einzigen fließenden Bewegung ihr Nachthemd über den Kopf. Nackt stand sie da und schaute zu den Zweigen hoch, die sich über ihr bewegten.
    In diesem Augenblick sah Viola nicht mehr alt und verwelkt aus. Jetzt wirkte sie wie ein junges Mädchen, eine Baumnymphe, die sich mit den wispernden Zweigen bewegte und im Mondlicht tanzte.
    Aber sie war nicht mehr jung. Sie war eine traurige, verbitterte Frau mit einer hoffnungslos verrückten Sicht auf die Welt. Jetzt nahm sie das, was sie versteckt

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