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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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strecken, da sie nicht so groß wie Viola war.
    Und endlich spürte sie es. Das Nest.
    Reglos lag sie auf dem dicken Ast und wagte kaum zu atmen. Dann zog sie das Nest vorsichtig zu sich heran, tastete sich langsam zurück, bis sie in einer Astgabel saß.
    Wenn die Perle sich wirklich in diesem Nest befand, war ihre lange Reise beendet. Die Perle würde dann ihr gehören. Alles andere war bedeutungslos.
    Aber wenn die Perle nicht dort lag, wenn sie eine Muschel oder einen Stein finden würde, dann war ihre Reise umsonst gewesen. Dann würde sie die Perle niemals finden. Sie würde sich ein Leben ohne sie aufbauen müssen.
    Seltsam war nur, dass sie nicht einmal wusste, worauf sie hoffen sollte.
    Mit schweißnassen Händen griff sie schließlich in das Nest und tastete es langsam ab. Doch unter den Zweigen und dem Moos konnte sich nichts spüren.
    Aber sie hatte doch gesehen, dass Viola etwas in dieses Nest gelegt hatte! Oder etwa nicht? Erschöpft schloss Mei die Augen. Vielleicht war in dieser Nacht ihre Fantasie mit ihr durchgegangen. Sie hatte zwar in der Nähe gestanden, aber nicht nah genug, um alles sehen zu können. Hatte sie sich geirrt?
    Wieder tastete sie das Nest ab, fuhr mit den Fingern in jede Vertiefung, suchte nach kleinen Öffnungen.
    Wütend nahm sie das Nest, schüttelte es, dann riss sie es langsam auseinander, Stück für Stück, bis ein kleiner Haufen zerbrochener Zweige in ihrem Schoss lag.
    Zutiefst enttäuscht lehnte sie sich gegen den Baumstamm und schloss die Augen. Die Perle war nicht da. In diesem Nest war nie eine Perle gewesen. Sie selbst war genauso verrückt wie Viola Llewellyn.

18. KAPITEL
    L ange fand Mei keinen Schlaf. Als ihr dann endlich erschöpft die Augen zufielen, träumte sie, sich in einer glühenden Hölle zu befinden. Irgendetwas zerrte am Rand ihres Schlummers, aber die Hitze machte sie so benommen, dass sie unfähig war, wieder aufzuwachen.
    Dann durchschnitt ein Schrei die Dunkelheit, und sie schoss kerzengerade hoch.
    „Du hast das getan! Du hast sie gestohlen!“
    Mei brauchte einen Moment, bis sie erkannte, dass Violas Schreie von draußen kamen. Zitternd überlegte sie, ob Viola gesehen hatte, wie sie das Nest durchsuchte. Glaubte sie jetzt, Mei hätte die Perle gestohlen?
    Plötzlich hörte sie eine zornige Männerstimme.
    „Halt den Mund, du Hexe! Ich habe nichts gestohlen!“ Mei erkannte Archers wütende Stimme, dann hörte sie Bryce, der beruhigend auf ihn einsprach. „Du weißt, dass sie nicht sie selbst ist, Dad. Lass sie, bitte …“
    „Sie ist verschwunden! Du hast sie …“
    Hastig zog Mei ihren Morgenmantel an, ging ins Wohnzimmer und spähte vorsichtig durch das Fenster.
    Die Llewellyns standen ein kleines Stück vom Haus entfernt. Bryce hatte die Hand auf den Arm seines Vaters gelegt, während Viola Abstand von den beiden Männern hielt, ihre Fäuste drohend erhoben.
    „Ich will sie zurück!“
    „Sie ist doch völlig durchgedreht. Ich gehe jetzt ins Haus.“ Archer wandte seiner Frau den Rücken zu und wollte zur Veranda gehen, doch Viola stürzte sich auf ihn. Ehe Bryce eingreifen konnte, hatte sie Archer umgeworfen. Er strauchelte und landete hart auf einem Knie.
    Blitzschnell wirbelte er herum, griff nach Viola und warf sie neben sich auf den Boden. Dann schlug er ihr ins Gesicht.
    „Du wirst mich nie wieder angreifen, hast du verstanden?“
    „Dad!“ Bryce griff nach Archers Hand, bevor er erneut zuschlagen konnte.
    Schließlich stieß Archer seinen Sohn zur Seite und rappelte sich hoch. „Kümmere dich um deine Mutter!“
    „Ich hab sie ins Vogelnest getan. Aber das ist verschwunden. Nur noch Zweige.“ Viola stockte und setzte sich auf. „Du hast es getan, ich weiß es.“
    „Du weißt doch gar nicht mehr, wo du das verdammte Ding hingetan hast!“, brüllte Archer. „Du hast unsere Zukunft verspielt, du dumme Kuh. Du wirst sie nie mehr wiederfinden!“
    Viola bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. „Das Nest ist verschwunden.“
    Archer wandte sich jetzt an seinen Sohn. „Wenn die Regenzeit vorbei ist, schicke ich sie fort. Sie ist doch zu nichts mehr zu gebrauchen.“
    „Wenn du sie wegschickst, gehe ich auch.“
    „Du bleibst hier. Du kannst ihr sowieso nicht helfen. Verdammt, Bryce, die meiste Zeit weiß sie doch nicht einmal, wer du überhaupt bist!“
    „Aber ich weiß, wer sie ist. Sie ist meine Mutter.“
    „Ich wünschte, es wäre nicht so.“ Mit entschiedenen Schritten ging Archer zum Haus. Mei wusste, dass er sie

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