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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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könne nicht zurückkommen. Der Victoria River, ein paar Meilen von ihnen entfernt, war über die Ufer getreten und hatte das Land überschwemmt.
    Archer fand sie in der Morgendämmerung zusammen mit Larry und Sally beim Frühstück in der Küche. „Du da. Komm raus!“, befahl er Mei und trat hinaus auf die schmale Veranda.
    Gehorsam folgte sie ihm nach draußen. Mit verengten Augen sah er sie an, den Mund spöttisch verzogen.
    Archer kam gleich auf den Punkt. „Kann ich dir meine Frau anvertrauen?“
    Sie verschwieg, dass sie sich schon die ganze Zeit um Viola kümmerte. Soweit sie wusste, hatte er nicht eine Nacht im Haus geschlafen, sondern im Quartier der Männer. „Ja, das können Sie.“
    „Mir bleibt leider keine andere Wahl. Ich muss heute weg.“ Forschend sah er sie an. „Wo hast du so gut Englisch gelernt?“
    „Ich bin in Darwin geboren und spreche schon immer Englisch.“
    „Und deine Eltern sind beide Chinesen?“
    Mei war auf diese Fragen vorbereitet und erzählte ihm nun das, was sie sich ausgedacht hatte. „Ja. Aber eine meiner Großmütter war eine englische Missionarin.“
    „Wir wollen so Leute wie dich hier jedenfalls nicht. Wenn du heiraten willst, such dir einen Chinesen in Darwin.“
    Warum nur war ihr Vater mit diesem Mann befreundet gewesen? „Ich weiß, dass Sie sich wegen der Missus Sorgenmachen und deshalb so scharf mit mir reden.“
    Kalt sah er sie an. „Mir ist es völlig egal, was mit ihr passiert. Ich mache mir nur Sorgen, dass sie das Haus in Brand steckt. Und gnade dir Gott, solltest du dich an meinen Sohn oder einen meiner Männer heranmachen! Oder wenn du etwas stiehlst, das mir gehört.“
    An diesem Morgen begann sie, nach der Perle zu suchen. Niemand hatte bisher davon gesprochen, nicht einmal Viola in ihrer Verwirrung.
    Gegen Abend hatte sie jedes nur mögliche Versteck abgesucht, doch ohne Erfolg. Sie gesellte sich zu Viola, um vielleicht mehr von ihr zu erfahren.
    „Als ich zum ersten Mal hier war, hat es auch geregnet“, sagte Viola aus heiterem Himmel. „Kein Haus stand hier. Es gab nur das weite Land.“ Ihr Blick verklärte sich. „Ich musste sogar meinen Schmuck verkaufen, damit wir uns Vorräte anlegen konnten.“
    Mei hielt die Luft an. Viola hatte ihren Schmuck verkauft? Und vielleicht auch die Perle, um Bettlaken, Konserven und Munition davon erstehen zu können? Mei schloss die Augen. Sie war umsonst hierhergekommen.
    „Ich hatte noch etwas anderes“, fuhr Viola hinterlistig fort. „Aber so etwas Schönes konnte ich natürlich nicht verkaufen.“
    Reglos saß Mei da. „Manches ist so schön, dass man es nah bei seinem Herzen verwahren muss.“
    „Was weißt du schon davon?“, meinte Viola patzig. „Du hast nie so etwas Schönes wie meine Perle besessen.“
    Mei zeigte nichts von dem, was in ihr vorging. „Natürlich nicht, Missus.“
    „Aber ich würde sie nie über meinem Herzen aufbewahren. Da würde mein Mann doch als Erstes suchen.“ Sie schaukelte vor und zurück. „Ich habe sie schon an vielen unterschiedlichen Plätzen versteckt. An sehr vielen.“
    Nach zwei weiteren Tagen erfolgloser Suche kamen Bryce, sein Vater und die Männer schlammverspritzt zurück.
    Bryce fand Mei in der Küche, wo sie gerade Essen für die Arbeiter zubereitete. „Wie ist es dir ergangen, May?“
    Bei seinem Anblick weitete sich ihr Herz. „Gut. Und dir?“
    Sie hörte kaum zu, was er sagte, viel zu gefangen von seinem Anblick. All das, was sie sah, gefiel ihr. Dabei war er der Sohn des Mannes, der ihren Vater getötet hatte.
    „Wie ist es meiner Mutter ergangen?“
    „Wir sind jeden Morgen spazieren gegangen, und sie isst anständig.“ Sie hätte ihm gerne noch mehr Gutes von ihr erzählt. Doch Viola war eine traurige Gestalt, die einen zur Raserei brachte. Trotzdem liebte er sie.
    „Ich hätte dich nicht mit der ganzen Last allein lassen sollen.“
    Ihr wurde bewusst, dass er damit seinen Vater kritisierte, und sie fragte sich, was er wohl tatsächlich von ihm hielt. „Wir sind miteinander ausgekommen, deine Mutter und ich, obwohl der Regen sie noch trauriger gemacht hat.“
    „Du bist ein Geschenk des Himmels, May! Ich weiß gar nicht, wie wir ohne dich zurechtkommen konnten.“ Er wandte sich ab und ging davon. Mei sah ihm wehmütig hinterher. Was er wohl sagen würde, wenn er den wahren Grund für ihre Anwesenheit kennen würde?
    Nach dem Essen saß Viola mit ihrem Sohn auf der Veranda, während Archer schon wieder verschwunden war.
    Mei trat

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