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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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zu ihnen. „Ich könnte bei ihr bleiben“, bot sie Bryce an. Viola starrte blicklos in die Wolken. Die Luft war erfüllt von dem Gewitter, das im Anmarsch war, und Mei spürte, wie ihr der Schweiß den Rücken herunterlief.
    „Wir wollten doch noch zusammen spazieren gehen“, erwiderte Bryce.
    Mei musste ihn wohl nicht daran erinnern, was sein Vaterdarüber dachte, denn er hatte ihm sicher die gleiche Predigt gehalten wie ihr. „Ich habe schon jedes Fleckchen gesehen hier.“
    „Wir gehen heute Abend über das Anwesen“, sagte er und erhob sich. „Meinem Vater wird das ganz und gar nicht gefallen, aber keine Sorge. Ich sage dir Bescheid, wenn der richtige Augenblick gekommen ist.“
    Kaum war er gegangen, hörte Viola auf zu summen. Sie senkte die Stimme, als wollte sie ein Geheimnis mit Mei teilen. „Einmal habe ich die Perle in Bryces Zimmer versteckt. In einer Konservendose mit bunten Steinen, die er am Fluss gesammelt hatte. Wir beide sind oft zusammen zum Fluss geritten, als er noch kleiner war. Aber jetzt nicht mehr.“ Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Jetzt warten Leute auf mich am Ufer und wollen mich ins Wasser stoßen. Aber das wäre doch falsch. Ich muss doch brennen, bis ich nur noch Asche bin.“
    Mei lief es eiskalt den Rücken herunter. Viola klang, als würde sie um ihren eigenen Tod bitten. „Hat Bryce die Perle in der Dose entdeckt?“
    „Ach, sie war nicht lang da drin.“ Viola fing wieder an zu summen.
    „Hat Ihr Mann sie gefunden?“
    Viola verstummte und sah Mei an. „Die Perle gehört mir.“ Mei nickte und wagte nicht zu atmen.
    „Und wenn ich brenne, verbrennt sie mit mir.“ Lange starrte Viola Mei an. Dann schien sie endlich zufrieden, wandte den Blick ab und begann wieder zu summen.
    Nach dem Essen merkte Mei, warum Bryce dieser Abend für einen Spaziergang wie geschaffen schien. Der Himmel hatte aufgeklart, doch die Luft dampfte von dem Sturm, der vorbeigezogen war, und unzählige Insekten tanzten in der Luft. Die Atmosphäre im Haus, ohnehin schon angespannt, erhitztesich wie die Luft. Archer saß allein im Salon, starrte auf das Klavier, auf dem eine Reihe Fotografien standen, und trank.
    Als Mei an der Tür vorbeiging, rief er sie herein. „Hast du das Klavier gesehen?“
    „Ja, Herr.“
    „Auf einem Karren hierhergezogen, den ganzen Weg von Katherine.“
    „Das haben Sie gemacht?“
    „Doch nicht ich, dummes Gör! Hab Besseres zu tun.“ Sie wusste, dass sie ihn an diesem Abend mit nichts erfreuen konnte. „Ja, Herr.“
    Archer hob die schon halb leere Flasche Rum hoch. „Kannst du singen?“
    „Nein.“
    „Tanzen?“
    „Nein, Herr. Dürfte ich jetzt gehen?“
    „Verschwinde.“ Er lehnte sich im Stuhl zurück und schloss die Augen. „ Ich hab doch nicht dieses Schlitzauge in mein Bett geholt. Das warst du , Tom! Ich hab dir gesagt, du sollst die Finger von ihr lassen, aber du wolltest ja nicht hören.“
    Mei erstarrte. Archer sprach mit ihrem Vater, als stünde der leibhaftig vor ihm. Wut stieg in ihr hoch. Archer Llewellyn hatte im gleichen Zimmer mit ihm geschlafen, mit ihm das Essen und viele Erlebnisse geteilt. Und nichts davon hatte er zu schätzen gewusst, während sie alles darum gegeben hätte, wenigstens eine Stunde mit ihrem Vater zusammen sein zu können.
    Sie spürte Hände auf ihrer Schulter und drehte sich aufgeschreckt herum. Bryce stand da und deutete mit dem Kopf zur Tür. Schweigend folgte sie ihm hinaus, ohne dass Archer von ihnen beiden überhaupt Notiz nahm.
    „Alles in Ordnung?“, fragte er draußen im Flur.
    Sie schluckte schwer. „Er hat zu viel getrunken. Und dannhat er angefangen, Fragen zu stellen …“
    Gequält sah Bryce sie an. „Es ist nicht dein Fehler. Ich hätte dich warnen sollen. Es ist immer das Gleiche, wenn wir neue Vorräte bekommen. Gott sei Dank trinkt er nicht oft so viel.“
    „Er hat zu jemandem gesprochen, der Tom heißt. Er meinte, alles wäre anders gekommen, wenn dieser Tom auf ihn gehört hätte.“
    Bryce fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Ich kenne keinen Tom, aber er spricht immer mit ihm, wenn er in dieser Verfassung ist. Ich glaube, sie waren Freunde. Dann ist Tom gestorben. Mein Vater wünscht sich wohl, er könnte es ungeschehen machen.“
    Mei schluckte. Natürlich tat er das. Aber das konnte sie Bryce nicht sagen.
    „Es wird immer schlimmer“, sagte Bryce und wandte den Blick ab. „Aber irgendwann fängt er dann an, um Vergebung zu bitten.“
    Sie war hin- und

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