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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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nichts anderes übrig, als sich mit seiner Tochter zu treffen.
    Als Thomas eintrat, saß Liana gerade am Tisch und malte. Sie sah hoch und entdeckte einen Fremden, der sie musterte. Für ihre kindlichen Augen war er sehr groß und sehr alt.
    „Steh auf“, befahl er. „Ich will dich ansehen.“
    Liana wusste nicht, warum sie gehorchen sollte. Es war selten geschehen, dass jemand ihr Anweisungen gegeben hatte. Sie hatte sie ignoriert, weil sie wusste, dass diese Leute ohnehin bald wieder aus ihrem Leben verschwinden würden. „Nancy“ war den Weg des geringsten Widerstands gegangen und hatte ihrer Tochter nahezu alles erlaubt.
    Unschlüssig blieb sie sitzen, stand dann aber auf, um sich den Fremden besser ansehen zu können. Er hatte dichtes silbergraues Haar und runde schwarze Augen. Die tiefen Falten in seinen Wangen gaben ihm das Aussehen eines zerknitterten Kleidungsstücks. „Wer bist du?“, fragte sie, als er schwieg.
    „Ich stelle hier die Fragen.“
    „Das ist aber nicht fair.“
    Thomas trat näher. „Halt den Mund.“
    Sie schwieg, aber nur, weil sie bereits das Interesse verloren hatte. Seit ihre Mutter tot war, interessierte sie ohnehin kaum noch etwas. Nicht die Schule, wo die anderen Kinder hinter ihrem Rücken über sie flüsterten, und auch nicht die Vermieterin, die sich zu sehr darum bemühte, dass Liana sich besser fühlte.
    Thomas blieb direkt vor ihr stehen und hob ihr Kinn, um ihr in die Augen zu sehen. „Wie heißt du?“
    „Kann ich nicht sagen. Ich soll doch ruhig sein.“
    Er umfasste ihr Kinn so fest, bis sie aufschrie vor Schmerz. „Ich will wissen, wie du heißt.“
    „Liana.“ Sie riss sich von seiner Hand los. „Liana, und wie weiter?“
    „Starke!“
    „Falsch. Du heißt Robeson. Und ich bin dein Vater.“
    Manchmal hatte Liana sich gefragt, ob sie überhaupt einen Vater hatte. Es hatte so viele Liebhaber im Leben ihrer Mutter gegeben, dass sie fast schon glaubte, ein Produkt all dieser Männer zu sein. Hatte sie „Nancy“ danach gefragt, war diese wütend geworden und hatte dann tagelang geweint, sodass Liana es schnell aufgegeben hatte.
    Jetzt wusste sie, warum ihre Mutter so reagiert hatte. Wenn dieser Mann ihr Vater war, hatte sie allen Grund gehabt, unglücklich zu sein.
    Sie verengte die Augen, so wie er es tat. „Und?“
    „Ich hätte wissen sollen, dass Hope ein verzogenes Gör großgezogen hat.“
    „Meine Mutter hieß Nancy.“
    „Sie hieß Hope Lynch, ehe sie mich geheiratet hat. Den Namen Nancy Starke hat sie erfunden.“
    Er verzog das Gesicht, als ob ihm das, was er sah, nicht gefallen würde. „Du kommst mit mir nach Kalifornien. Und du solltest besser Manieren lernen, junge Dame, und zwar schnell.“
    „Ich gehe nicht mit.“ Für Liana war die Sache damit klar. Sie hatte zwar nie ein richtiges Zuhause gehabt, aber sie spürte, dass sie sich bei Thomas nie daheim fühlen würde.
    „Dir wird nichts anderes übrig bleiben für die nächsten Jahre. Du wirst bei mir leben, und du wirst dich benehmen. Wenn du nicht genau das tust, was ich dir sage, wirst du bestraft.“
    „Wenn du mich berührst, alter Mann, wird es dir leidtun.“
    Seine dunklen Augen funkelten. „Ach, wirklich?“
    Liana war im Grunde nie ein Kind gewesen. Sie war schon so lange auf sich allein gestellt, dass sie alle Überlebensfähigkeiten eines Erwachsenen hatte, ohne sich jedoch entsprechend schützen zu können. Deshalb vergrub sie ihre Zähne in Thomas’ Hand, als er sie an der Schulter fassen wollte. Als er aufschrie und sie mit der anderen Hand schlagen wollte, trat sie nach ihm.
    Er trat zurück und fluchte – Worte, die sie schon tausendfach von den Freunden ihrer Mutter gehört hatte.
    „Zur Hölle mit dir!“, sagte sie dann. „Ich hab dir gesagt, du sollst mich nicht anfassen. Und ich gehe auch nicht mit.“
    Doch sie tat es trotzdem. Sie schrie und schlug um sich, als sie von zwei bulligen Männern in den Jet ihres Vaters geschleppt wurde, der sie mit ihm nach New York brachte. Liana verbrachte ihren ersten Flug in der winzigen Bordküche, gefesselt und geknebelt wie eine Geisel.
    Cullen wusste, dass Liana nicht schlief. Ihr Atem ging ungleichmäßig, und ihre Lider flatterten, als ob sie darum kämpfte, die Augen geschlossen zu halten.
    „Es dauert nicht mehr lange, Lee.“ Er nahm ihre Hand und streichelte sie, dann hob er sie an seine Lippen und drückte einen Kuss darauf.
    „Was soll das?“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „Wenn

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