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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Ich war erst ein- oder zweimal hier, aber wenn ich dann losgehe, um mir etwas anzusehen, vergesse ich völlig, warum ich eigentlich hierhergekommen bin.“ Er streckte die Hand aus. Sie schüttelte sie kurz. „Cullen“, stellte er sich vor.
    „Liana.“
    „Leben Sie hier?“
    „Brooklyn.“
    Sein Blick flog zu der Mappe, die vor ihr auf dem Tischchen lag. „Wollen Sie etwa Ihren Familienschmuck verpfänden?“
    Sie lachte. „Ich entwerfe Schmuck. Sie wollen meine Arbeiten sehen.“
    „Sie sind doch viel zu jung für so einen Laden.“
    Seine Bemerkung enthielt keinen kritischen Unterton. Vielmehr funkelten seine blauen Augen vergnügt und ließen sie sofort wachsam werden. Cullen war nicht unbedingt ein gut aussehender Mann, jedenfalls nicht nach New Yorker Maßstab. Aber auf seinen markant männlichen Zügen lag ein so charismatisches Grinsen, wie sie es noch nie gesehen hatte.
    „Und wie steht’s mit Ihnen?“, wollte sie wissen, obwohl es sonst gar nicht ihre Art war, Fremde auszufragen.
    „Zuerst erzählen Sie mir was von den Perlen auf Ihrer Brosche. Nein, warten Sie. Ich werde es Ihnen sagen. Die in der Mitte ist vermutlich aus Japan, also nicht von uns. Unsere Perlen wachsen doppelt so schnell. Also zwei Jahre statt vier.“
    „Ich wette, das ist nicht nur ein Hobby von Ihnen.“
    Er kramte in seiner Tasche und zog eine Visitenkarte heraus. „Ich habe eine Perlenzucht in Westaustralien. SouthernCross Pearls produziert keine großen Mengen, jedenfalls noch nicht – aber es ist allererste Qualität. Ich versuche, den Big Apple dafür zu interessieren. Wenn mir das nicht gelingt, können die Krokodile die Farm haben.“
    Sie schloss die Finger um seine Visitenkarte, ohne einen Blick darauf zu werfen. „Sie züchten Perlen? So wie andere Leute Sojabohnen?“
    Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. „Es ist mir sozusagen in den Schoß gefallen. Mein Ururgroßvater hatte ziemlichen Erfolg mit Perlen, aber am Ende blieb nichts davon übrig als das bisschen Land am Pikuwa Creek und ein paar alte Boote.“
    Liana nickte und hoffte, er würde ihr noch mehr erzählen. „Und da leben Sie jetzt?“
    „So ist es. Aber Dad wollte mit all dem nichts zu tun haben, genauso wenig wie mit mir. Also hat er mir den Laden vermacht und meinte, ich solle was Neues aufmachen.“ Er grinste. „Ich habe den Namen in Southern Cross umgewandelt. Und so kam ich zur Perlenzucht. So viel wollten Sie gar nicht wissen, was?“
    Liana war fasziniert – sowohl von der Geschichte als auch von dem Mann, der sie erzählte. „Gefällt Ihnen die Arbeit?“
    „Ich denke doch. Die Einsamkeit macht mir nichts aus, die kenne ich von Kindesbeinen an. Und alles steht oder fällt durch meine Hand; das gefällt mir.“
    „Mein Vater ist in Australien geboren, in Broome. Liegt das in der Nähe Ihrer Bucht?“
    Er pfiff leise durch die Zähne. „In meiner Welt ist Broome eine Großstadt. Pikuwa Creek liegt etwa dreißig Meilen nördlich davon. Etwa eine Stunde Fahrzeit, wenn die Straßen nicht überschwemmt sind.“
    Sie überlegte, ob sie zuvor schon einmal jemanden aus Broome kennengelernt hatte. „Mein Großvater war Perlentaucher, allerdings nur für kurze Zeit. Sein bester Freund hatihn wegen einer Perle umgebracht.“
    „Scheint öfter vorzukommen, als man glaubt.“
    Lächelnd sah sie ihn an. Ihre ganze Zukunft mochte von dem bevorstehenden Vorstellungsgespräch abhängen, doch sie war mit den Gedanken woanders. Cullens Geschichte faszinierte sie. Genau wie der Mann und die raue Welt, in der er lebte. „Dann sind Sie also gerne Ihr eigener Boss?“
    Er legte den Arm über die Rücklehne des Sofas, sodass seine Fingerspitzen fast ihre Schulter berührten. „Ich bin der Einzige, der es aushält, für mich zu arbeiten.“
    Sie lachte. „So schlimm sehen Sie gar nicht aus.“
    Sie verfielen in Schweigen, ohne sich voneinander abzuwenden. Liana hatte sich vom ersten Moment an zu ihm hingezogen gefühlt – vielleicht, weil der fremde Australier so ganz anders war? Doch inzwischen schien jeder Erklärungsversuch bedeutungslos. Ihr war schwindlig, und ihr Puls ging viel zu schnell. Sein Lächeln war so verführerisch, so sexy. Er streckte seine Hand nach ihrer Brosche aus, und als er sie umschloss, berührte er auch ihre Brust.
    „Die kleinen Perlen darin sind kaum der Rede wert, nicht wahr? Aber Sie haben etwas Besonderes daraus gemacht. Jede meiner Perlen sollte in dieser Form eingefasst sein.“ Leicht strich

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