Das Geheimnis der Perle
sicher befürchtet, ich würde ihn dir wegnehmen wollen.“
Sie schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Du hättest mir nie geglaubt, dass ich mich vor Gericht nicht um Matthew gestritten hätte. Und noch etwas sollst du wissen. Ich habe im Laufe der Jahre mehr Geld in seinen Treuhandfonds gesteckt, als ich damals genommen habe. Er hat ein finanzielles Polster, wenn er alt genug ist.“
„Aber wie hast du das gemacht? Southern Cross war doch am Boden, als ich dich verlassen habe! Hast du endlich beim Spielen Glück gehabt?“
„Seit du Australien verlassen hast, habe ich nicht mehr gewettet. Die Bank hat einen Investor aufgetrieben, der bereit war, eine Menge Geld in Southern Cross zu stecken. Er glaubt wohl, dass australische Perlen eine Zukunft haben, und hat genug investiert, um das Schlimmste abzuwenden. Irgendein Abenteurer aus dem Osten, der seinen Namen nicht nennen wollte. Den Rest habe ich dann nach und nach selbst geschafft.“
Tränen glitzerten auf ihren Wangen. „Du hättest mir davon erzählen sollen.“
„Ich habe all das nicht getan, um dir etwas zu beweisen.“ Sie sahen sich an. Er hatte nie vorgehabt, ihr davon zu erzählenoder sich vorzustellen, wie es sich anfühlen würde. Er war nicht vorbereitet auf die Verletzlichkeit, die in ihrem Blick lag, gefolgt von ihrem Respekt. All das hatte er nicht für sie getan und ganz sicher nicht, um sie zurückzugewinnen. Denn er hatte gewusst, dass das unmöglich war.
Doch jetzt wagte er es, sich dieser Fantasie hinzugeben. Kein leeres Haus würde ihn erwarten, wenn er abends nach Hause kam, sondern Liana und Matthew. Liana würde ihre künstlerische Arbeit wieder aufnehmen, und Southern Cross würde sich zu einem Familienunternehmen entwickeln, bereit, an die nächste Generation weitergegeben zu werden.
Er wandte den Blick ab, weil ihn diese Bilder zu sehr schmerzten. „Jetzt sind wir hier, Lee.“
„Und es war ein langer Weg, nicht wahr, Cullen? Wie hast du es so weit geschafft?“
Er brachte ein schwaches Grinsen zustande. „Ein verdammter Schritt nach dem anderen. So wie du es gestern geschafft hast, in das Flugzeug zu steigen.“
„Aber da warst du bei mir.“
Wieder sah er sie an. „Vor Jahren habe ich dich verloren. Du solltest nicht unterschätzen, wie viel Macht die Wirklichkeit haben kann.“
Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. Sie verharrte einen Moment, während ihre Fingerspitzen seinen Nacken berührten. Dann trat sie zurück. „Lass uns jetzt unseren Sohn suchen, Cullen.“
Brittany Saunders lebte nicht in Tillman, sondern draußen auf dem Land, wie die junge Farmangestellte ihnen erklärte.
„Ich wusste gar nicht, dass Brittany überhaupt Freunde hat“, sagte sie.
Liana gab sich entgeistert. „Ach du meine Güte! Weißt du vielleicht etwas, von dem wir keine Ahnung haben?“
„Ich sage nichts.“ Das braunhaarige dünne Mädchenpresste die Lippen entschlossen aufeinander.
„Entschuldige.“ Liana schenkte ihr ein herzliches Lächeln. „Ich will nur keinen Ärger bekommen.“
Das Mädchen verdrehte die Augen. „Das werden Sie nicht. Brittany glaubt einfach, dass sie besser ist als die anderen. Und schlauer.“
„Jedenfalls wäre es besser, wenn wir uns mit dieser Brittany treffen, sonst wird unser Sohn wütend. Kannst du uns sagen, wie wir zu ihr kommen?“, fragte Cullen mit seinem charmantesten Lächeln.
Das Mädchen gab ihm eine genaue Beschreibung. „Sie lebt bei ihrer Tante. Sie können es nicht verfehlen.“
Während der Fahrt sprachen sie nur wenig, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Liana entdeckte das Fleckchen Erde, dass das Mädchen beschrieben hatte, als Erste.
Brittany lebte in einem großen Wohnwagen, der im Schatten eines grün bewachsenen Hügels stand.
Sie parkten ein kleines Stück entfernt; ihr Auto war das einzige weit und breit. „Und wenn sie nicht zu Hause ist?“, fragte Liana.
„Lass uns nachsehen.“ Cullen öffnete seine Tür.
Hitze umfing sie, als sie zu dem Haus gingen. „Kannst du mit ihr reden?“, bat Liana. „Ich fürchte, ich würde ihr gleich an die Kehle gehen.“
Er legte die Hand auf ihren Rücken. „Warte noch ein bisschen damit.“
Fest klopfte Cullen an die Tür und trat dann einen Schritt zurück. Ein Hund begann zu bellen. Kurz darauf kam ein scharfer Befehl von einer Mädchenstimme, sodass der Hund sofort verstummte. Schließlich ging die Tür auf.
Ein Mädchen stand hinter der Fliegengittertür. Zart
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