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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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versuchst.“
    „Die Auster hat ihr Leben für die Perle gelassen. So engagiert bin ich nicht.“
    „Mein Vater ist dafür gestorben.“
    Sie gab vor, überrascht zu sein, als hätte Mei ihr nie davon erzählt. „Wie das denn?“
    Forschend musterte er sie, als würde er abwägen, ob sie einer Antwort würdig war. Dann erzählte er ihr die Geschichte von Tom Robeson und Archer Llewellyn.
    Während ihr Vater sprach, hörte Liana genau zu, verwundert darüber, dass Thomas’ Geschichte der ihrer Tante sehr ähnelte.
    „Aber wie bist du an die Perle gekommen?“, fragte sie schließlich. Mei hatte sich dazu ausgeschwiegen.
    „Wir Robesons holen uns zurück, was uns gehört. Als ich von der Perle erfuhr, habe ich dafür gesorgt, dass unsere Familie sie wiederbekommt.“
    „Und die Llewellyns?“
    „Sind dumme Leute, die man leicht hinters Licht führen kann.“
    Sie vermutete, dass mehr hinter dieser Geschichte steckte, als sie je zu hören bekommen würde. „Wollen sie die Perle denn nicht zurückhaben?“
    Er schnaubte verächtlich. „Ich glaube, die Nachkommen wissen nicht einmal, dass sie hier ist. Sie leben in Australien, auf einer wertlosen Rinderfarm. Aber sei auf der Hut vor jedem Fremden, Liana, der Interesse an der Perle zeigt! Die Llewellyns könnten herkommen und sie einfordern. Wenn sie eines Tages dir gehört, musst du für ihre Sicherheit sorgen.“
    „Wenn sie eines Tages mir gehört?“ Es juckte sie in den Fingern, die Perle in der Hand zu halten.
    „Hast du wirklich geglaubt, dass ich sie dir jetzt schenken würde?“ Sein Mund verzog sich zu einer Grimasse. „Sie wird dir nie gehören, wenn du dich mir weiterhin widersetzt.“
    Sie spürte die Ketten, die er fester zog. „Du willst keinen Gehorsam, sondern vollständige Kontrolle.“
    „Ich bin zu alt für Kinder. Ich wollte nie eines, aber deine Mutter hat sich widersetzt.“
    „Das scheint ja ein durchgängiges Muster zu sein. Meine Mutter widersetzt sich dir, dann ich.“
    Er fuhr fort, als hätte sie nichts gesagt. „Ich werde kein weiteres Kind mehr haben. Und in Graham fließt nicht das Blut der Robesons.“
    Schweigend rückte Graham auf der Evolutionsleiter für sie eine Stufe höher.
    „Diese Perle muss in unserer Familie bleiben“, schloss er. „Warum plötzlich so sentimental? Weshalb ist es dir sowichtig, dass jemand aus deiner Linie sie bekommt?“
    Schweigend schloss er die Finger um die Perle, die nun nicht mehr zu sehen war.
    Sie fragte sich, ob dieser Mann überhaupt einen Hauch von Wärme in seiner eiskalten Seele besaß. Ob Thomas vielleicht sogar ein wenig Zuneigung für seinen Vater empfand, den er nie kennengelernt hatte? Oder für die zukünftige Generation? Das wäre so menschlich, sah ihm jedoch überhaupt nicht ähnlich.
    „Ich bin wirklich nicht darauf bedacht, mich dir zu widersetzen“, sagte sie, als das Schweigen sich zu lange ausdehnte und sie sich unbehaglich zu fühlen begann. „Es ist nur so, dass wir einander nichts zu bieten haben. Ich wünschte, es wäre einfacher für uns.“
    „Als ich ein Junge war, habe ich nicht drüber nachgedacht, was meine Großeltern mir bieten konnten. Vielmehr war ich dankbar für alles, was sie für mich getan haben.“
    Sie überlegte, wofür sie dankbar sein könnte, nur um ihm zu zeigen, dass sie es versuchte. Aber sie hatte Angst, dass er ihr dann wegnehmen würde, woran sie Gefallen gefunden hatte.
    „Und was ist mit dem, was deine Großeltern nicht getan haben?“, fragte sie schließlich. „Hast du dir nie gewünscht, dass man dich liebt, nur weil du auf der Welt bist?“
    Einen winzigen Moment lang leuchtete etwas in seinem Blick auf, als würde er an seine Kindheit denken. Dann verschwand es wieder, sodass sie nicht einmal wusste, ob es tatsächlich da gewesen war. „All das könnte eines Tages dir gehören, Liana. Aber nur, wenn du so lebst, wie ich es wünsche. Du wirst lernen und studieren. Und deine Zunge im Zaum halten. Vor allem solltest du mir beweisen, dass du dieses Vermächtnis wert bist.“
    Er wandte sich ab und ging langsam zum Safe. Sie hatte die Perle nicht einmal in der Hand gehalten. Als er sie dannin den Safe zurücklegte, glaubte sie, die Perle zum ersten und zum letzten Mal in ihrem Leben gesehen zu haben.
    Ein Jahr später, sie hatte ihren Highschool-Abschluss gemacht und das Erbe ihrer Mutter auf ihren Namen überschreiben lassen, packte sie die Koffer. Mitten in der Nacht schlich sie sich davon. Nie hatte sie sich Hope näher

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