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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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anscheinend hatte er neben Herrn Leopold noch weniger Schlaf gefunden. Jetzt jedenfalls tat er sich bereits an Haferbrei und verdünntem Wein gütlich. Etwas abseits von ihm schmauste einer der Ritter.
    »Na, gut geschlafen?« Abram grinste. »Wie habt ihr das nur ausgehalten in dieser Gesellschaft?«
    »Wie meinst du das?«, frage Salomon böse. »In der Gesellschaft meiner lieben Frau ...«
    Abram lachte und kratzte sich. »Meister, in dieser Nacht haben wir die Strohsäcke nicht nur mit Zweibeinern geteilt! Ich möchte nicht wissen, wie viele Flöhe und Wanzen sich in dem meinen herumtrieben.«
    Gerlin und Salomon sahen sich an. Keiner von ihnen hatte bei Nacht auch nur einen Stich der Plagegeister gespürt. Jetzt, da Abram die Sache ansprach, verspürten sie jedoch ersten Juckreiz.
    »Ich werde Dietmar baden müssen«, meinte Gerlin unglücklich.
    Abram grinste. »Sobald wir wieder unterwegs sind und einen Fluss oder Weiher finden. Wir sollten entlang der Saar reisen, wenn ich mich nicht irre. Und erkälten wird sich der Kleine nicht: Draußen geht eben die Sonne auf. Der Regen scheint vorbei zu sein.«
    Gerlin und Dietmar badeten gleich zur Mittagszeit, aber Salomon und Abram brauchten noch drei Tage, bis sie sich endgültig von Flöhen und anderem Ungeziefer befreien konnten. Erst dann bot sich eine nächtliche Waschgelegenheit. Martha, die jedem Bad abhold war, zeterte noch tagelang über die Folgen der obendrein recht teuren Nacht im Gasthaus. Gerlin unterstützte sie - das Ungeziefer war ein hinreichender und glaubwürdiger Grund, die eigenen Wagen fürderhin der Übernachtung in Gasthäusern vorzuziehen.

Kapitel 8
    S eitdem sie sich dem französischen Königreich näherten, trieben Salomon schwerer wiegende Bedenken um als etwas Ungeziefer. Bislang war die Hauptsorge der Lauensteiner stets die Aufdeckung von Gerlins und Dietmars Identität gewesen, aber hier in Frankreich kam eine neue Gefahr dazu. König Philipp hatte im Jahr 1181, kurz nach seiner Krönung, und wahrscheinlich um die Staatskasse mit konfiszierten Geldern aufzubessern, alle Juden des Landes verweisen lassen. Offiziell durfte kein Hebräer in Frankreich leben, und auch wenn jüdische Händler meist widerwillig geduldet wurden, so würde es doch größten Ärger geben, wenn Abram und Salomon hier bloßgestellt würden. Wenn Ritter Berthold sie meldete, mussten sie zumindest mit sofortiger Ausweisung rechnen, was Gerlin und Dietmar ungeschützt zurückließe.
    Während er Gerlin dies auseinanderlegte - und dabei nicht wagte, in ihre von neuem schreckgeweiteten Augen zu sehen -, blickte er zu Abram und Maria hinüber, die wieder mal miteinander schäkerten. Neben den Bedenken bezüglich Bertholds sah Salomon auch in der Beziehung zwischen seinem Neffen und Herrn Martinus' Geliebter eine Bedrohung. Abram war schließlich auf dem besten Weg, sein Ziel zu erreichen. Maria trat ihm immer offener entgegen, lachte und scherzte mit ihm. Am Abend, wenn die Ritter ihre eigenen Feuer entzündeten und die Pilger unter sich waren, ließ sie sogar ihren Schleier sinken. Abram starrte dann fasziniert auf ihre Schönheit.
    Wann immer das Wetter es erlaubte, beobachteten die beiden gemeinsam den Sternenhimmel. Der junge Mann konnte Marias Ausführungen stundenlang lauschen, entwickelte sich langsam selbst zu einem kleinen Experten mit dem Astrolabium und unterstützte sie, als sie Herrn Martinus schließlich triumphierend die Berechnungen präsentierte, die die Existenz des von ihr entdeckten Sterns bewiesen. Martinus nahm Marias Ausführungen brummend auf, konnte sie aber ebenso wenig widerlegen wie Salomon.
    »Du musst einen Namen für den Stern finden«, sagte Abram zärtlich zu dem Mädchen, als er es anschließend zum Zelt führte.
    Maria lächelte. »Oh, er hat schon einen Namen ... einen geheimen Namen. Niemand darf ihn wissen.«
    Abram lachte. »Aber dann steht er doch auch in keiner Sternenkarte. Komm, Maria, verrate ihn wenigstens mir.«
    Maria schüttelte den Kopf. »Nein. Und du darfst mich auch nicht Maria nennen! Weil ich ebenso einen geheimen Namen habe. Ich ...« Sie schien weitersprechen zu wollen, aber dann biss sie sich auf die Lippen.
    »Gute Nacht, Konstantin!«, sagte sie förmlich.
    »Gute Nacht, mein Stern!«, flüsterte Abram.
    Er hätte sie gern geküsst, aber er wusste, sie würde den Kopf wegdrehen. Martinus beobachtete Maria von seinem Wagen aus, gleich würde er seine Rechte erneut einfordern. Abram war den beiden ein paarmal

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