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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Blatt vor den Mund zu nehmen. »Ich suche die Herrin Gerlin«, bemerkte er kurz. »Man sagte mir, ich würde sie bei Euch finden.«
    Florís konnte den Weiterzug des Heeres kaum abwarten. Er würde sich wieder im Wäldchen verstecken und dann zu seinen Rittern zurückkehren - wobei er in jedem Augenblick Zeit verlor ... Nervös spielte er mit den Zügeln seines Hengstes.
    »Ist der noch aus der Zucht meines Onkels?«, fragte Abram. Florís schüttelte den Kopf und bekreuzigte sich mechanisch im Andenken an Herrn Salomon. Die schöne Miriam bedachte ihn daraufhin mit einem unwilligen Ausdruck. Das Kreuzzeichen für einen von christlichen Fanatikern getöteten Juden war in ihren Augen mehr als unpassend. Florís sah das Mädchen Entschuldigung heischend an. Abram und Miriam hatten ihm zuvor von ihrer Reise mit Herrn Martinus und Salomons Ende in Paris erzählt - außerdem von der Notlüge Dietmars Abstammung betreffend. Der junge Ritter konnte über Gerlins und Abrams Wagemut nur den Kopf schütteln.
    »Nicht auszudenken, was der Franzose mit Euch gemacht hätte, wenn das rausgekommen wäre! Und das wäre es doch unweigerlich irgendwann!«
    Abram zuckte die Schultern. »Sollten wir uns foltern und verbrennen lassen?«, erkundigte er sich. »Also, uns erschien die Schwindelei die bessere Lösung. Und jetzt seid Ihr ja auch da!« Er grinste den Ritter an. »Auch wenn Ihr gleich wieder wegwollt. Ihr müsst übrigens nicht warten, bis das Heer weiterzieht. Warum begebt Ihr Euch nicht ganz offiziell auf Erkundung? Keiner wird Euch aufhalten, wenn Ihr vorausreitet. Ihr ... wollt doch nach Fréteval, oder?«
    »Beim König sind vielleicht zwanzig Ritter«, berichtete Florís seinen Leuten, nachdem er Abrams Rat gefolgt war. Tatsächlich hatte ihn niemand aufgehalten oder auch nur befragt; das französische Heer schien tatsächlich eher in Auflösung begriffen zu sein als in geordnetem Abzug. »Dazu ein Wagen mit dem königlichen Archiv und Frau Gerlin und Dietmar hoch zu Ross. Die Ritter dürften allerdings erfahrene Kämpfer sein - und der König ist auch nicht ohne. Dazu darf den Geiseln auf keinen Fall etwas passieren. Also: Greifen wir an oder nicht? Wir sind natürlich in der Minderzahl, aber wir haben den Überraschungseffekt auf unserer Seite. Und denkt an den Preis - wir könnten den König gefangen nehmen!«
    Florís' Stoßtrupp bestand nach dem Abzug der zwei Botschafter aus sechzehn weiteren Rittern, alle kampferprobt. Keiner von ihnen hatte viel zu verlieren, sie waren sämtlich jüngere Söhne, die von Haus aus kein Lehen zu erwarten hatten. Aber wenn sie Richard Löwenherz seinen französischen Widersacher in Ketten brachten ... sie alle würden gemachte Leute sein.
    »Klar greifen wir an!«, entschied der lebhafte junge Guillaume. »Schon um der Hohen Minne willen, wir können die Dame doch nicht in den Händen des Feindes lassen!«
    Die anderen lachten, aber Florís spielte mit und befestigte Gerlins Zeichen stolz an seiner Lanze. »Um der Hohen Minne willen!«, rief er und setzte seinen Hengst in Gang. Es galt, den König und seine Ritter einzuholen. Die Männer lenkten ihre Pferde nach Nordosten, in Richtung der Feste Fréteval.
    Fréteval war ein kleiner befestigter Ort, beherrscht von einem trutzigen Wehrturm. Die Festung wurde von Getreuen der Plantagenets gehalten, aber König Philipp machte an diesem Tag keinen Versuch, sie zu erobern. Im Gegenteil, der König und seine Ritter bemühten sich auffällig, die Burg ungesehen zu passieren, sie mochten es wohl auf kein Scharmützel ankommen lassen. Gerlin bekam den Ort überhaupt nicht zu sehen. Während Dietmar friedlich schlief, las sie sich fasziniert durch die schockierendsten Dokumente des Kronarchivs - wobei sie sich immer sicherer fühlte. Sie hatte sich stets vor einer Begegnung mit Richard Löwenherz gefürchtet. Wenn er wirklich Lösegeld für sie und ihren Sohn bezahlte und dann feststellte, dass er getäuscht worden war, konnte Gerlin auch die Freundschaft seiner Mutter nicht retten. Natürlich war Richard Kavalier und am Minnehof erzogen. Aber ob er ein solches Husarenstück hinnahm? Noch dazu in Anbetracht der leeren englischen Staatskassen und der damit verbundenen Schmach? Einem König ein Kind unterzuschieben war sicher ein Verbrechen.
    Was Gerlin hier jedoch an brisanten Schriftstücken in die Hände gefallen war, mochte die Schwindelei mit ihrem Sohn zehnmal ausgleichen. Für diese Briefe seines Bruders Johann würde Richard zweifellos ein

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