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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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war ein Ritter ohne Land. Und es ist nur richtig, wenn ein Mädchen sich keinen unerfüllbaren Träumen hingibt.«
    Gerlin schluchzte erneut und schüttelte dann den Kopf. »Es war schlimmer«, flüsterte sie und erzählte von ihrer zweiten, noch viel unmöglicheren, noch viel verboteneren Liebe zu Salomon von Kronach. »Ich weiß, dass es aussichtslos war. Weder die Juden noch die Christen hätten uns unter sich gewollt. Sein Stand war weit unter meinem, Dietmar hätte nicht als sein Sohn aufwachsen können. Es war ... es war völlig unmöglich. Aber wir hatten eine Nacht, und es war die Nacht meines Lebens ...«
    Eleonore sah sie fassungslos an, als sie von ihrer Liebe zu einem Juden berichtete. Solange Gerlin sie kannte, hatte die Königin nie Kontakt zu Juden gehabt, aber das hatte sich geändert, als sie versuchte, das Lösegeld für Richard aufzutreiben. Gerlin wusste aus ihren eigenen Erfahrungen während der Reise, dass Salomons Glaubensgenossen äußerst unangenehm werden konnten, wenn es um das Beleihen von Pfändern ging. Viele von ihnen waren harte Geschäftsleute - selbst Salomon hatte über sie gemurrt, wenn er als christlicher Bader in ihre Pfandleihen ging, um Gerlins letzten Schmuck zu Geld zu machen. Sicher hatten sie es auch der Königin nicht leicht gemacht.
    Aber Eleonore von Aquitanien glaubte über alle Schranken hinweg an die Liebe. Es mochte sie befremden, wenn man sie Juden oder Heiden entgegenbrachte, aber sie würde niemanden dafür verdammen.
    »Und Ihr hängt ihm nun immer noch an, Eurem ... Hebräer?«, fragte sie mitfühlend.
    Gerlin zuckte die Schultern. »Wie kann ich das, Herrin? Er ist tot. Aber deshalb ... nun ich ... ich kann ihn doch deshalb nicht aus meinem Herzen tilgen, als hätte er es nie besessen, und ich kann ihn nicht eintauschen gegen eine Liebe, die ... die ... die besser passt ...« Sie brach ein weiteres Mal in Tränen aus.
    »Ihr fühlt Euch also schuldig wegen der Gefühle, die Ihr Herrn Florís entgegenbringt«, fasste die Herrin zusammen. Gerlin schluchzte weiter, und Eleonore streichelte tröstend ihre Schulter. »Wie wäre es denn, wenn Ihr die Gefühle zunächst einmal außer Acht ließet?« Gerlin sah verwirrt zu ihr auf. »Schaut, Kleines, es sind doch die wenigsten von uns, die an Liebe denken, wenn sie ihrem Ritter Eide schwören. Wir legen das Ehegelübde aus dynastischen Gründen ab, um ein Erbe zu sichern, eine Fehde zu beenden ... wer spricht da von Minne? Und Ihr habt nun wirklich ausreichend Gründe, auf die Festung Loches zu ehelichen. Ihr wollt Euer Kind in Sicherheit sehen ... Nehmt diese Entführung gestern nicht auf die leichte Schulter! Es kann wieder passieren, und das nächste Mal wird man Euch nicht nur einen einzigen tumben Ritter nachsenden, sondern dieser Roland kommt gleich selbst mit einer größeren Streitmacht. Wahrscheinlich hat ihm Kaiser Heinrich ein Ultimatum gesetzt: ohne Mündel keine Burg. Und dann erwischt der Kerl Euch womöglich auch noch selbst und zwingt Euch in sein Bett. Letztlich werdet Ihr Eure Eide nicht einem freundlichen, minniglichen Ritter schwören, vor dem Ihr nur ein schlechtes Gewissen verbergt, sondern einem Mörder und Usurpator! Dietmar und Ihr braucht einen starken Vormund und eine sichere Burg. Wobei Ihr da nichts Besseres bekommen könnt als Loches. Mein verstorbener Gatte hat die Festung ausbauen lassen, sie hat starke Mauern, einen enormen Wehrturm und ein ganzes Labyrinth von Geheimgängen - das war wohl ein Steckenpferd dieses Linhardt von Ornemünde. Denkt an all das, wenn Florís de Trillon Euch um Eure Hand bittet, denkt nicht an einen Scheiterhaufen in Paris.«
    Gerlin nickte und nahm noch einen Schluck Wein. »Ihr werdet da sein, Herrin?«, fragte sie erstickt.
    Eleonore von Aquitanien beugte sich zu ihr hinunter und zog sie an sich. »Diesmal werde ich da sein, mein Kind. Diesmal werde ich Euch vermählen. Und die meisten der von mir gestifteten Ehen wurden glücklich.«

Kapitel 12
    R ichard Plantagenet führte sein Heer am nächsten Tag nach Loches, einer kleinen Stadt im Schatten einer mächtigen Festung. Die Burg beherrschte einen Felsvorsprung über dem Tal des Flusses Indre. Es gab hier wohl schon seit Jahrhunderten Befestigungsanlagen, der Ort war strategisch wichtig.
    Gerlin, die im Tross der Königin Eleonore mit dem Heer zog, aber natürlich wohlbewacht war, bewunderte den gewaltigen Wehrturm und die starken Mauern, die ihr uneinnehmbar schienen. Richard Löwenherz sah das allerdings

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