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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Hochzeit mit Florís geträumt hatte, so stets von einem richtigen Kuss, aber jetzt war sie froh, dass auch die Lippen ihres neuen Gemahls die ihren nur streiften.
    »Mit diesem Kuss nehme ich dich zum Mann.« Gerlin wiederholte die Worte mit leiser Stimme, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Florís ihrerseits. Sie sah ihn dabei nicht an. Als sie den Kreis verließen, schaute sie in die Augen der Herrin Aliénor.
    Die Königin erwiderte ihren Blick fast mitleidig, lächelte dann aber ermutigend. Ihrer Ansicht nach würde alles gut werden, zumindest hatte sie das ihre dazugetan. Gerlin versuchte, ihr dankbar zu sein. Eleonore von Aquitanien meinte es sicher gut, und die Lösung war ja auch die beste für Dietmar ... Gerlin schaute nach ihrem Sohn, den die Hofdamen der Königin mal wieder verwöhnten. Mit einem Kuss hatte sie eine Feste für ihn erobert ... Dietmar würde in Sicherheit aufwachsen ... Wenn da nur nicht diese Bilder aus der Vergangenheit wären. Wenn sie es nur schaffte, Lauenstein und Paris zu vergessen ...
    In den nächsten Stunden wurde das junge Paar mit Glück- und Segenswünschen überhäuft. Die Ritter tranken Gerlin und Florís zu und sparten nicht mit Scherzen und Neckereien, die immer zotiger wurden, je länger der Abend voranschritt. Inzwischen hatte man Tische und Stühle beiseitegeräumt, um Platz für die Darbietungen von Musikern und Gauklern zu schaffen. Die Hochzeiter verteilten freigebig Münzen und Geschenke an die Gaukler und fragten sich jetzt schon, wo sie das Geld hernehmen sollten, um auch die Armen von Loches an ihrer Freude teilhaben zu lassen. Abram half aus, seine Kasse war dank des wieder florierenden Reliquienhandels wohl gefüllt. Am kommenden Morgen würde Florís allerdings mit den Händlern im Ort sprechen müssen. Zweifellos gewährten sie dem neuen Herrn einen großzügigen Kredit, bis die nächsten Zinseinnahmen anfielen.
    Florís bemühte sich, lebhaft und glücklich zu wirken, aber Gerlin schien immer mehr zu versteinern, je länger sich das Unvermeidliche hinauszögerte. Sie wollte das Bett nicht mit Florís teilen! Ihr Kopf schmerzte jetzt schon, auf keinen Fall konnte sie sich in dieser Nacht noch mit weiteren Bildern herumschlagen, die unzweifelhaft in ihr aufsteigen würden. Dietrich, der sie so vorsichtig berührt und geküsst hatte, als sei sie eine Heiligenstatue ... die Bewunderung in Salomons schönen Augen, als er ihren nackten Körper sah. Seine gekonnten, lustvollen Zärtlichkeiten ... ihr Lachen, sein Lachen ... und dann würde sie sich daran erinnern, wie sie Dietrich auf dem Totenbett in den Armen gehalten hatte - und an den grauenvollen Geruch nach Rauch und verbranntem Fleisch am Port en Grève ...
    Gerlin versuchte, sich mit Wein zu betäuben, aber er tat keine Wirkung. Schließlich stand sie mühsam und unwillig auf, als König Richard den Abend endlich beendete und Anstalten machte, das Brautpaar höchstselbst in sein Schlafgemach zu begleiten. Der König hatte ein wenig getrunken - er war nicht schwer bezecht wie viele andere Ritter, aber gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt. Er gab den Musikern ein paar weitere Münzen, die daraufhin den Zug der Ritter anführten. Eine kichernde, aufgeregte Menge trug Gerlin und Florís Fackeln voraus und ließ sich auch vor der Tür des rasch für den neuen Burgherrn und seine Gemahlin bereiteten Wohntrakts nicht aussperren. Der König und die Freunde des Bräutigams ruhten erst, als Florís und Gerlin gemeinsam unter der Bettdecke lagen - Gerlin allerdings noch in vollem Feststaat, lediglich den Schleier hatte ihr ein eifriger junger Ritter abgenommen.
    Endlich schob sich Florís zwischen die lüsterne Menge und seine Gemahlin. »Den Rest erledige ich allein!«, rief er.
    Auch Rüdiger von Falkenberg bemühte sich, die vergnügten Besucher hinauszudrängen. Der junge Ritter sah die Anspannung und Blässe im Gesicht seiner Schwester. Gerlin brauchte zweifellos Ruhe.
    Florís atmete auf, als sich die Tür der Kemenate endlich hinter den Männern schloss. Er verriegelte sie persönlich und blockierte sogar die Katzenklappe. Der junge Ritter hoffte, Gerlin damit zu belustigen, aber er hörte seine junge Frau nur weinen.
    Florís unterdrückte den Impuls, sich wieder neben sie zu legen, ihr das Haar aus dem Gesicht zu streichen und sie zu trösten. Er füllte sich einen Becher süßen Weines aus der von einem der aufmerksamen Höflinge bereitgestellten Karaffe.
    »Gerlin ... wenn es dir so zuwider

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