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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Miriam gänzlich schwindelfrei ist.« Er strahlte seine sternkundige Geliebte mit unverhohlenem Stolz auf ihren Wagemut an.
    Auf dem Weg nach Al Andalus, so hatte er ihr versprochen, seien unendlich viele Türme zu ersteigen.
    Richard Löwenherz empfing Gerlin und ihren Sohn in seinem Zelt, und sie war überrascht, dass sich dort nahezu seine gesamte, in den Zeiten der Kriegführung natürlich kleine Hofhaltung versammelt hatte. Die Herrin Aliénor nahm, prächtig gekleidet, einen erhabenen Platz ein, flankiert von zwei Hofdamen. Richard selbst trug eine dunkelblaue, golddurchwirkte Tunika über roten Beinlingen und Lederstiefeln. Ein goldener Reif als Zeichen der Königswürde hielt sein hellbraunes lockiges Haar zurück. Er war umgeben von seinen vertrautesten Rittern, alle ebenfalls festlich gewandet.
    Ganz offensichtlich würde das Heer an diesem Tag noch nicht weiterziehen: Richard gedachte, in Fréteval zu bleiben, später vielleicht die Burg aufzusuchen und den Burgherrn zu ehren. Vorher musste er einige kleine Streitigkeiten unter seinen Rittern verhandeln - und mochte seine wichtigsten Vertrauten wohl auch in die Erkenntnisse aus der Lektüre des französischen Kronarchivs einweihen. Seinen Unmut vom Vortag schien er allerdings erfolgreich überwunden zu haben. Er wirkte eher entspannt als kriegerisch und bedachte Gerlin mit einem spöttischen Lächeln, als sie sich vor ihm in einen tiefen Hofknicks sinken ließ.
    »Gerlindis von Ornemünde zu Lauenstein, zu Euren Diensten, Majestät ...«
    Der König nickte und warf einen Blick auf Dietmar, den Gerlin energisch mit auf die Knie gezogen hatte.
    »Und dies ist nun mein Sohn?«, fragte er streng, nachdem Gerlin sich erhoben hatte.
    Dietmar krabbelte ungelenk wieder auf die Beine und hielt sich an den Röcken seiner Mutter fest. Ein Kniefall war ihm bislang nicht abverlangt worden, und er schien unsicher, ob er nicht quengeln oder gar schreien sollte. Dann überlegte er es sich aber anders und grinste den König über das ganze Gesicht an. Richard musste sich deutlich mühen, nicht zurückzulächeln.
    »Wie kommt es nur, dass ich mich so gar nicht an seine Zeugung erinnere?«, bemerkte er dann. »Obwohl sich die Schönheit seiner Mutter doch zweifellos in mein Gedächtnis eingebrannt hätte!«
    Gerlin schoss die Röte ins Gesicht. Scheu sah sie zu Richard auf, wobei ihr Schleier etwas verrutschte und etwas mehr von ihrem vollen kastanienbraunen Haar sehen ließ.
    Richard Plantagenet stutzte. Er meinte fast, diesen Blick zu erkennen. Ein ängstliches Reh - und doch eine Tochter Evas, die man früh gelehrt hatte, einen Ritter zu betören ...
    Der König musterte die junge Frau mit neuem Interesse. »Tatsächlich glaube ich, diese Augen schon einmal gesehen zu haben ... Wenn auch nicht in meinem Bett!«
    Gerlin lächelte zaghaft. »Ich ... wurde am Hof Eurer Mutter erzogen«, sagte sie leise. »Wir haben uns dort getroffen. Und ich ... ich habe gelogen, was meinen Sohn angeht, aber ich ... ich war Euch immer in Liebe zugetan. Hättet Ihr mich erwählt, so hätte ich Euch Söhne geschenkt, zahlreich wie die Sterne am Himmel.«
    Der König grinste, und dann blitzte der Schalk in seinen Augen auf, an den Gerlin sich nur zu gut erinnerte. Genau so hatte er sie damals angeblickt, auf dem Wehrgang vor der Kemenate seiner Mutter. Und auch Richard schien sich zu erinnern.
    »Ich verstehe«, bemerkte er. »Aber damals wart Ihr wohl noch ein wenig zu jung für die Liebe. Und was Euren Sohn angeht ... Sagen wir, Euer Wille war da. Es fehlte uns etwas an ... Gelegenheit ... Die falsche Zeit, der falsche Ort.«
    Gerlin errötete erneut.
    »Wir könnten das allerdings nachholen, meine Dame«, meinte der König und schien nah davor, ihr die Hand zu reichen.
    Eleonore von Aquitanien blitzte ihren Sohn unwillig an.
    Richard seufzte und zog seine Hand zurück. »Wie es aussieht, sind die Umstände auch diesmal nicht auf unserer Seite ... Nun denn, Gerlindis von Lauenstein. Ihr habt mir einen Dienst erwiesen, Eure Schwindeleien seien Euch deshalb verziehen. Kann ich sonst noch etwas für Euch tun? Wünscht Ihr, dass Euer Sohn an meinem Hof erzogen wird? Grundsätzlich würde ich Euch das gern gewähren, aber die Umstände ...«
    Mit einer Handbewegung umfasste er das Zeltlager - zurzeit nicht gerade der geeignete Ort für Frauen und Kinder.
    »Der Franzose wird meine Gebiete abtreten müssen - schon um sein königliches Siegel einmal wiederzusehen ...« Der König lächelte

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