Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman
Reisenden beschenkten die Bauern schließlich reich mit ein paar Münzen, Rüdiger versicherte sie des Wohlwollens ihres Herrn, und Gerlin versprach, dass sie auch noch in diesem Jahr von allen Abgaben und Frondiensten befreit sein würden. Das war durchaus üblich, solange ein Dorf im Aufbau war. Peregrin von Falkenberg war kein allzu strenger Herr.
Zwischen Falkenberg und Lauenstein gab es keine größeren Städte, sodass auch der weitere Weg der Reisenden durch dichte Wälder führte. Aber am Abend kamen sie immerhin an einem Kloster vorbei, in dem die Ritter mit ihrer Dame zur Nacht unterkamen. Florís drängte am kommenden Morgen jedoch zu frühem Aufbruch, da an diesem Tag die längste Strecke zu bewältigen war.
»Ich würde unser nächstes Nachtlager ungern im Wald aufschlagen lassen«, meinte der Ritter. »Lieber reite ich durch bis Lauenstein, ein Lehnsmann Eures versprochenen Gatten wird uns dort aufnehmen.«
Gerlin nickte, fast etwas verwundert. Aber natürlich, Dietrich war Graf, selbstverständlich hatte er seinerseits Lehen zu vergeben. Ihr Vater hatte Recht, sie heiratete weit über ihrem Stand, niemals hätte er diese Ehe für sie ausschlagen können.
Die Wege waren auch auf dieser Etappe der Reise nur schwer passierbar, und Florís zog seine Truppe enger zusammen als am ersten Tag. Er ließ die Ritter in zumindest leichter Rüstung reiten und bestand darauf, dass sich Gerlin und Rüdiger in der Mitte der Gesellschaft hielten, obwohl Rüdiger erklärte, sich sehr gut selbst verteidigen zu können, falls es zu Angriffen kam. Immerhin lagen keine bekannten Raubritterburgen am Weg, und weniger gut bewaffnete und kampferprobte Gauner trauten sich an den Zug der Ritter nicht heran. So verlief die Reise sehr eintönig. Gerlin langweilte sich, obwohl Florís immer wieder versuchte, sie durch Späße und Schmeicheleien zu unterhalten.
Auf andere Reisende traf man hier, abseits der großen Fernstraßen, eher selten. Nur einmal, um die Mittagszeit, stießen sie auf eine Gesellschaft von Handelsherren aus Hof, die ihre Waren von einem halben Dutzend Panzerreitern schützen ließen. Die Ritter kamen schnell ins Gespräch, und schließlich rasteten sie gemeinsam.
Gerlin fand einen Platz am Feuer, Florís de Trillon schirmte sie allerdings von den bürgerlichen Kaufleuten ab, sodass sie sich wiederum langweilte. Immerhin regnete es an diesem Tag nicht, und die Straßen wurden zudem besser, je näher sie Lauenstein kamen. Und da Gerlin auch kein Hindernis für schnelleres Reiten war, erreichten sie ihr Ziel schließlich noch vor dem Dunkelwerden. Das kleine Wehrgut, auf dem man sie erwartete, erwies sich für Gerlin als äußerst angenehme Überraschung. Die Hofherrin ließ ihr ein Bad bereiten und entpuppte sich als äußerst angenehme Gesellschaft am Feuer in ihrer Kemenate, während die Ritter Aufnahme in der Halle ihres Gatten fanden.
»Was für eine wunderschöne Frau Ihr seid!«, schmeichelte Frau Gertrud ihrer künftigen Herrin. »Dabei munkelte man schon, man werde den Herrn Dietrich mit irgendeiner alten Witwe vermählen - er dauerte mich schon, da er doch so ein schöner und guter Jüngling ist.«
Gerlin lächelte. Eine alte Witwe hatte Herr Salomon sicher nicht für seinen Zögling ausersehen, eher war da wohl an eine erfahrene Frau gedacht worden, die vielleicht schon Kinder geboren hatte. Aber die Worte über ihren versprochenen Gatten ließen sie aufhorchen.
»So kennt Ihr den Herrn Dietrich?«, erkundigte sie sich und griff hungrig nach dem Brot und dem kalten Braten, den Frau Gertrud ihr heraufgebracht hatte. Dazu gab es heißen Würzwein. Gerlin fühlte sich nach dem langen Ritt wie im Himmel.
Die Hofherrin nickte eifrig. »O ja, wenn auch nicht sehr gut. Aber sein Vater brachte ihn mit, als er im letzten Jahr seine Besitzungen abritt. Die beiden haben hier bei uns genächtigt, und der Herr Dietrich hat nur den besten Eindruck hinterlassen. So bescheiden und ruhig ... und ein guter Herr. Unser Sohn wird mit ihm auf Lauenstein erzogen, wie jetzt ja auch Euer Bruder. Auch er ist des Lobes voll, Herr Dietrich ist den Knaben allen ein Freund und - Vorbild. In vielen Dingen ...«
Letzteres kam etwas verzögert. Wahrscheinlich hatte auch der Sohn dieser Lehnsleute seinen Herrn schon mal vom Pferd getjostet. Und irgendwelche Vorwände musste Herr Roland ja haben, um Dietrich noch nicht zum Ritter zu schlagen. Wahrscheinlich war er nicht der Kräftigste. Gerlin hoffte, dass seine Manneskraft
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