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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Schließlich war der Diebstahl eines voll gepackten Wagens für Raubritter und Wegelagerer weitaus einfacher zu bewerkstelligen als die Entführung einer adligen Dame. Dennoch beschwerten sich Leon von Gingst und der Knappe Theobald über den angeblich wenig standesgemäßen Wachdienst. Gerlin regte sich darüber auf, schließlich ging es absolut nicht gegen die Ehre eines Ritters, sich zur Bewachung von Wertgegenständen anstellen zu lassen. Fahrende Ritter taten das ständig, sie schützten selbst die Ware jüdischer Handelsherren.
    Florís de Trillon wies seinen aufmüpfigen Knappen denn auch mit einigen wenigen deutlichen Worten in die Schranken, während Herr Leon darauf bestand, Herrn Peregrin mit der Schlichtung der Angelegenheit zu betrauen. Er machte daraus offensichtlich ein Machtspiel. In Gerlin brodelte es, als er das Argument anführte, er sei als Ritter der Herrin Gerlin entsandt, nicht als Wachmann für Güter.
    »So hört auf Eure Dame und bringt ihre Aussteuer sicher nach Lauenstein!«, befahl sie ihm scharf. »Und kommt mir jetzt nicht mit Eurer Ehre als Ritter! Abgesehen davon, dass der Wachdienst sie nicht beschmutzt, ist sie auch dem Frauendienst untergeordnet. Denkt an Lancelot, der für seine Dame selbst einen Schinderkarren erstieg!«
    Peregrins und Florís' Augen blitzten voller Belustigung auf, nur Herr Leon runzelte die Stirn. Die Geschichte schien ihm nicht bekannt.
    »Meine ritterliche Ehre«, so konterte er dann mit lauter Stimme, »ist nichts und niemandem untergeordnet!«
    Florís sog scharf die Luft ein. Leons Bemerkung widersprach dem Ehrenkodex: Ein Ritter war nicht nur ausdrücklich seiner Dame verpflichtet, sondern auch Gott und vor allem seinem Lehnsherrn. Er wollte dies anmerken, und auch Gerlin hob zu einer Rede an, wobei es ihr weniger um grundsätzliche Fragen ging als die Chance, den unbotmäßigen Herrn als Begleiter abzulehnen.
    Herr Peregrin kam ihnen allerdings beiden zuvor, indem er den Ritter nur kurz tadelte, um dann eine salomonische Lösung vorzuschlagen. Er übertrug Herrn Leon förmlich die Verantwortung für und das Kommando über den Transport von Gerlins Mitgift. Damit war er Herrn Florís nicht mehr untergeordnet und schien zufrieden. Florís de Trillon wollte dazu etwas anmerken, ließ sich aber durch einen besänftigenden Blick Peregrins davon abhalten. Etwas grummelnd unterstellte er schließlich seine Ritter und Knappen dem neuen Kommando und atmete auf, als die sich wenigstens nicht querstellten.
    »Ich weiß aber trotzdem nicht, ob dies eine so weise Entscheidung war«, meinte Florís am nächsten Tag zu Gerlin, als die Vorhut sich endlich auf den Weg machte. Leon kontrollierte noch mit großer Geste die Ladung des Wagens. Gerlins zierliche Stute tänzelte munter neben dem Streithengst des Lauensteiner Ritters her, und seine Blicke waren schon wieder bewundernd, als Gerlin sie mit leichter Hand zügelte. »Es ehrt Euren Vater, dass er den Frieden wahren will, aber es wäre besser gewesen, diesen Ritter gleich in seine Schranken zu weisen!«
    Gerlin lächelte. Sie trug an diesem Tag ein dunkles Reisekleid mit schwerem Mantel und Kapuze. Der Sonnenschein der letzten Tage war leichtem Regen gewichen. »Es scheint Euer Schicksal zu sein, ständig zu arglosen Herren zu dienen«, neckte sie den Ritter.
    Gerlin und Florís führten den Reitertrupp an, Herr Adalbert und Rüdiger folgten ihnen - wobei der alte Ritter darauf achtete, dass der Knappe nicht unbotmäßig lauschte. Zwei weitere Lauensteiner Ritter bildeten den Schluss.
    Florís lachte. »Immerhin führt meine Dame eine scharfe Zunge!«, gab er die Neckerei zurück. »Unterwerft Ihr Eure Minneherren auch so drakonischen Strafen wie einst die Herrin Guinevere?«
    Florís zumindest kannte die Geschichte von Sir Lancelot und dem Schinderkarren. Nachdem der Ritter sich zunächst geweigert hatte, das nicht standesgemäße Gefährt zu besteigen, hatte die Dame ihn zwölf Jahre lang vom Hof verbannt.
    »Nur, wenn man mir Geheimnisse vorenthält«, lächelte Gerlin. »Da wir also eben bei arglosen Herren und anderen sind, Herr Florís: Wo liegen die Hindernisse bei Herrn Dietrichs Schwertleite?«
    Florís seufzte - und hatte das Glück, dass ihn die Wegführung vorerst einer Antwort enthob. Die Falkenberger hatten selten Besuch, und die Wege durch die Wälder rundum drohten ständig zuzuwachsen. Die Reisegesellschaft war deshalb immer wieder gezwungen, einzeln hintereinander herzureiten. Gerlin machte sich im

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